Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Die Natur laesst sich aber nicht aendern,
sie wirkt immer fort, obgleich die Künste-
leyen der Menschen ihren Wirkungen eine
andere Richtung geben; der Trieb zur Thae-
tigkeit bleibt. Wenn man ihn also von al-
len Seiten her einschraenkt, so greift er nach
dem, was ihm am naechsten ist, und wenn
er nach langen Herumgreifen etwas findet,
womit er sich auf eine, angenehme Empfin-
dungen verschaffende, Art beschaeftigen kann,
so bleibt er dabey stehen. Wenn dem Men-
schen alle Gelegenheiten abgeschnitten wer-
den, auf die Dinge zu wirken, die ausser
ihm sind, so wirkt er auf sich selbst, und
wenn ihm verboten wird zu schaffen, so zer-
stört er.

Ich habe doch wohl deutlich genug ge-
nug gesprochen? wer mich nicht versteht,
der beobachte doch die Bewegungen eines
Kindes, das sich in warmen Betten herum-
waelzt, oder -- doch der Mensch lernt sei-
ne Handlungen verbergen, sobald er merkt,

dass

Die Natur læſst ſich aber nicht ændern,
ſie wirkt immer fort, obgleich die Künſte-
leyen der Menſchen ihren Wirkungen eine
andere Richtung geben; der Trieb zur Thæ-
tigkeit bleibt. Wenn man ihn alſo von al-
len Seiten her einſchrænkt, ſo greift er nach
dem, was ihm am næchſten iſt, und wenn
er nach langen Herumgreifen etwas findet,
womit er ſich auf eine, angenehme Empfin-
dungen verſchaffende, Art beſchæftigen kann,
ſo bleibt er dabey ſtehen. Wenn dem Men-
ſchen alle Gelegenheiten abgeſchnitten wer-
den, auf die Dinge zu wirken, die auſſer
ihm ſind, ſo wirkt er auf ſich ſelbſt, und
wenn ihm verboten wird zu ſchaffen, ſo zer-
ſtört er.

Ich habe doch wohl deutlich genug ge-
nug geſprochen? wer mich nicht verſteht,
der beobachte doch die Bewegungen eines
Kindes, das ſich in warmen Betten herum-
wælzt, oder — doch der Menſch lernt ſei-
ne Handlungen verbergen, ſobald er merkt,

daſs
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0142" n="132"/>
            <p>Die Natur læ&#x017F;st &#x017F;ich aber nicht ændern,<lb/>
&#x017F;ie wirkt immer fort, obgleich die Kün&#x017F;te-<lb/>
leyen der Men&#x017F;chen ihren Wirkungen eine<lb/>
andere Richtung geben; der Trieb zur Thæ-<lb/>
tigkeit bleibt. Wenn man ihn al&#x017F;o von al-<lb/>
len Seiten her ein&#x017F;chrænkt, &#x017F;o greift er nach<lb/>
dem, was ihm am næch&#x017F;ten i&#x017F;t, und wenn<lb/>
er nach langen Herumgreifen etwas findet,<lb/>
womit er &#x017F;ich auf eine, angenehme Empfin-<lb/>
dungen ver&#x017F;chaffende, Art be&#x017F;chæftigen kann,<lb/>
&#x017F;o bleibt er dabey &#x017F;tehen. Wenn dem Men-<lb/>
&#x017F;chen alle Gelegenheiten abge&#x017F;chnitten wer-<lb/>
den, auf die Dinge zu wirken, die au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
ihm &#x017F;ind, &#x017F;o wirkt er auf &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, und<lb/>
wenn ihm verboten wird zu &#x017F;chaffen, &#x017F;o zer-<lb/>
&#x017F;tört er.</p><lb/>
            <p>Ich habe doch wohl deutlich genug ge-<lb/>
nug ge&#x017F;prochen? wer mich nicht ver&#x017F;teht,<lb/>
der beobachte doch die Bewegungen eines<lb/>
Kindes, das &#x017F;ich in warmen Betten herum-<lb/>
wælzt, oder &#x2014; doch der Men&#x017F;ch lernt &#x017F;ei-<lb/>
ne Handlungen verbergen, &#x017F;obald er merkt,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">da&#x017F;s</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0142] Die Natur læſst ſich aber nicht ændern, ſie wirkt immer fort, obgleich die Künſte- leyen der Menſchen ihren Wirkungen eine andere Richtung geben; der Trieb zur Thæ- tigkeit bleibt. Wenn man ihn alſo von al- len Seiten her einſchrænkt, ſo greift er nach dem, was ihm am næchſten iſt, und wenn er nach langen Herumgreifen etwas findet, womit er ſich auf eine, angenehme Empfin- dungen verſchaffende, Art beſchæftigen kann, ſo bleibt er dabey ſtehen. Wenn dem Men- ſchen alle Gelegenheiten abgeſchnitten wer- den, auf die Dinge zu wirken, die auſſer ihm ſind, ſo wirkt er auf ſich ſelbſt, und wenn ihm verboten wird zu ſchaffen, ſo zer- ſtört er. Ich habe doch wohl deutlich genug ge- nug geſprochen? wer mich nicht verſteht, der beobachte doch die Bewegungen eines Kindes, das ſich in warmen Betten herum- wælzt, oder — doch der Menſch lernt ſei- ne Handlungen verbergen, ſobald er merkt, daſs

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/142
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/142>, abgerufen am 21.11.2024.