Liebkosungen und Drohungen, zur Voll- bringung ihres schaendlichen Willens zwin- gen? O ihr Lehrer und Erzieher, würdet ihr dieses gestattet haben, wenn ihr die Ge- fahren gekannt haettet, mit denen die Un- schuld umgeben ist? Kann es geleugnet werden, dass fast in allen Schulen lange Maentel getragen werden? O ihr Redlichen, waere es euch gesagt worden, was unter die- sen Maenteln vorgienge, laengst würdet ihr, im gerechten Zorn, sie abgeschaft haben. Ist es nicht eben so gewiss, dass Kinder, bey ihren Spielen, oft ohne alle Aufsicht gelas- sen werden? dass man dann mit ihnen am mehresten zufrieden ist, wenn sie mit Ver- meidung alles Laerms, recht stille zusammen sind? O möchtet ihr es doch gewusst ha- ben, was oft bey diesen stillen Spielen vor- geht! ihr würdet dabey mehr Besorgniss als bey den laermendsten Belustigungen em- pfunden haben. u. s. w.
Wenn
Liebkoſungen und Drohungen, zur Voll- bringung ihres ſchændlichen Willens zwin- gen? O ihr Lehrer und Erzieher, würdet ihr dieſes geſtattet haben, wenn ihr die Ge- fahren gekannt hættet, mit denen die Un- ſchuld umgeben iſt? Kann es geleugnet werden, daſs faſt in allen Schulen lange Mæntel getragen werden? O ihr Redlichen, wære es euch geſagt worden, was unter die- ſen Mænteln vorgienge, længſt würdet ihr, im gerechten Zorn, ſie abgeſchaft haben. Iſt es nicht eben ſo gewiſs, daſs Kinder, bey ihren Spielen, oft ohne alle Aufſicht gelaſ- ſen werden? daſs man dann mit ihnen am mehreſten zufrieden iſt, wenn ſie mit Ver- meidung alles Lærms, recht ſtille zuſammen ſind? O möchtet ihr es doch gewuſst ha- ben, was oft bey dieſen ſtillen Spielen vor- geht! ihr würdet dabey mehr Beſorgniſs als bey den lærmendſten Beluſtigungen em- pfunden haben. u. ſ. w.
Wenn
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Liebkoſungen und Drohungen, zur Voll-
bringung ihres ſchændlichen Willens zwin-
gen? O ihr Lehrer und Erzieher, würdet
ihr dieſes geſtattet haben, wenn ihr die Ge-
fahren gekannt hættet, mit denen die Un-
ſchuld umgeben iſt? Kann es geleugnet
werden, daſs faſt in allen Schulen lange
Mæntel getragen werden? O ihr Redlichen,
wære es euch geſagt worden, was unter die-
ſen Mænteln vorgienge, længſt würdet ihr,
im gerechten Zorn, ſie abgeſchaft haben.
Iſt es nicht eben ſo gewiſs, daſs Kinder, bey
ihren Spielen, oft ohne alle Aufſicht gelaſ-
ſen werden? daſs man dann mit ihnen am
mehreſten zufrieden iſt, wenn ſie mit Ver-
meidung alles Lærms, recht ſtille zuſammen
ſind? O möchtet ihr es doch gewuſst ha-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/16>, abgerufen am 21.11.2024.
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