Wenn nun Eltern, Lehrer und Er- zieher, zeither so wenig sich um dieses Ue- bel bekümmert haben -- so sorglos wa- ren, dass es um und neben ihnen ausgeaubt wurde, ohne dass sie es bemerkten: so kann man leicht errathen, dass wenige oder keine Vorstellungen und Warnungen zur Ver- meidung dieses Uebels geschehen sind. Ist diess nun nicht aeuserst traurig, wenn man die Kinder in einer so verderblichen Unwis- senheit laesst? Wir zeigen ihnen die trauri- gen Folgen der Schwelgerey, der Faulheit, der Ungefaelligkeit und jeder anderer Untu- gend, warum nicht auch die schrecklichen Folgen dieser Sünde? Wir machen sie mit der Verletzbarkeit der Augen bekannt, wa- rum lehren wir sie nicht auch die Verletz- barkeit anderer Glieder? und wenn das al- les wahr ist, wie kann man mir es verden- ken, wenn ich mich dem traurigen Geschaef- te unterziehe, die Personen, deren Fürsorge die Jugend anvertrauet ist, aus ihrem Schlum- mer zu erwecken?
Wie
(A 4)
Wenn nun Eltern, Lehrer und Er- zieher, zeither ſo wenig ſich um dieſes Ue- bel bekümmert haben — ſo ſorglos wa- ren, daſs es um und neben ihnen ausgeûbt wurde, ohne daſs ſie es bemerkten: ſo kann man leicht errathen, daſs wenige oder keine Vorſtellungen und Warnungen zur Ver- meidung dieſes Uebels geſchehen ſind. Iſt dieſs nun nicht æuſerſt traurig, wenn man die Kinder in einer ſo verderblichen Unwiſ- ſenheit læſst? Wir zeigen ihnen die trauri- gen Folgen der Schwelgerey, der Faulheit, der Ungefælligkeit und jeder anderer Untu- gend, warum nicht auch die ſchrecklichen Folgen dieſer Sünde? Wir machen ſie mit der Verletzbarkeit der Augen bekannt, wa- rum lehren wir ſie nicht auch die Verletz- barkeit anderer Glieder? und wenn das al- les wahr iſt, wie kann man mir es verden- ken, wenn ich mich dem traurigen Geſchæf- te unterziehe, die Perſonen, deren Fürſorge die Jugend anvertrauet iſt, aus ihrem Schlum- mer zu erwecken?
Wie
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Wenn nun Eltern, Lehrer und Er-
zieher, zeither ſo wenig ſich um dieſes Ue-
bel bekümmert haben — ſo ſorglos wa-
ren, daſs es um und neben ihnen ausgeûbt
wurde, ohne daſs ſie es bemerkten: ſo kann
man leicht errathen, daſs wenige oder keine
Vorſtellungen und Warnungen zur Ver-
meidung dieſes Uebels geſchehen ſind. Iſt
dieſs nun nicht æuſerſt traurig, wenn man
die Kinder in einer ſo verderblichen Unwiſ-
ſenheit læſst? Wir zeigen ihnen die trauri-
gen Folgen der Schwelgerey, der Faulheit,
der Ungefælligkeit und jeder anderer Untu-
gend, warum nicht auch die ſchrecklichen
Folgen dieſer Sünde? Wir machen ſie mit
der Verletzbarkeit der Augen bekannt, wa-
rum lehren wir ſie nicht auch die Verletz-
barkeit anderer Glieder? und wenn das al-
les wahr iſt, wie kann man mir es verden-
ken, wenn ich mich dem traurigen Geſchæf-
te unterziehe, die Perſonen, deren Fürſorge
die Jugend anvertrauet iſt, aus ihrem Schlum-
mer zu erwecken?
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/17>, abgerufen am 21.11.2024.
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