Wie wahr diess alles sey will ich nun mit Documenten belegen, die aus Briefen genommen sind, die mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertrauet sind. Diess werde ich durch alle Abschnitte thun. Die Briefe ganz abdrucken zu lassen, habe ich nicht für gut gehalten, theils, weil ich dadurch das Buch sehr weitlaeufig machen, theils weil dadurch mancher Verfasser zu kenntlich werden würde, theils weil auch in manchen Briefen verschiedenes vor- kommt, das anstössig werden könnte.
I.
Die Menschen in der Stadt waren so un- wissend oder vielmehr unachtsam in Anse- hung dieses Lasters, dass ich selbst die Söhne zweyer lebender Aerzte gekannt habe, welche es so heftig trieben, dass man es ihnen gleich ansehen konnte. Die Lehrer aber bekaum- merten sich nichts darum, und fragten über- haupt nicht darnach, ob ihre Schüler aufge- klaerter, besser, tugendhafter und glauck- seliger, oder dummer, lasterhafter und elender wurden. Ihr Religionsunterricht bestand
aus
Wie wahr dieſs alles ſey will ich nun mit Documenten belegen, die aus Briefen genommen ſind, die mir unter dem Siegel der Verſchwiegenheit anvertrauet ſind. Dieſs werde ich durch alle Abſchnitte thun. Die Briefe ganz abdrucken zu laſſen, habe ich nicht für gut gehalten, theils, weil ich dadurch das Buch ſehr weitlæufig machen, theils weil dadurch mancher Verfaſſer zu kenntlich werden würde, theils weil auch in manchen Briefen verſchiedenes vor- kommt, das anſtöſſig werden könnte.
I.
Die Menſchen in der Stadt waren ſo un- wiſſend oder vielmehr unachtſam in Anſe- hung dieſes Laſters, daſs ich ſelbſt die Söhne zweyer lebender Aerzte gekannt habe, welche es ſo heftig trieben, daſs man es ihnen gleich anſehen konnte. Die Lehrer aber bekûm- merten ſich nichts darum, und fragten über- haupt nicht darnach, ob ihre Schüler aufge- klærter, beſſer, tugendhafter und glûck- ſeliger, oder dummer, laſterhafter und elender wurden. Ihr Religionsunterricht beſtand
aus
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0018"n="8"/><p>Wie wahr dieſs alles ſey will ich nun<lb/>
mit Documenten belegen, die aus Briefen<lb/>
genommen ſind, die mir unter dem Siegel<lb/>
der Verſchwiegenheit anvertrauet ſind.<lb/>
Dieſs werde ich durch alle Abſchnitte thun.<lb/>
Die Briefe ganz abdrucken zu laſſen, habe<lb/>
ich nicht für gut gehalten, theils, weil ich<lb/>
dadurch das Buch ſehr weitlæufig machen,<lb/>
theils weil dadurch mancher Verfaſſer zu<lb/>
kenntlich werden würde, theils weil auch<lb/>
in manchen Briefen verſchiedenes vor-<lb/>
kommt, das anſtöſſig werden könnte.</p><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">I.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Menſchen in der Stadt waren ſo un-<lb/>
wiſſend oder vielmehr unachtſam in Anſe-<lb/>
hung dieſes Laſters, daſs ich ſelbſt die Söhne<lb/>
zweyer lebender Aerzte gekannt habe, welche<lb/>
es ſo heftig trieben, daſs man es ihnen gleich<lb/>
anſehen konnte. Die Lehrer aber bekûm-<lb/>
merten ſich nichts darum, und fragten über-<lb/>
haupt nicht darnach, ob ihre Schüler aufge-<lb/>
klærter, beſſer, tugendhafter und glûck-<lb/>ſeliger, oder dummer, laſterhafter und elender<lb/>
wurden. Ihr Religionsunterricht beſtand<lb/><fwplace="bottom"type="catch">aus</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[8/0018]
Wie wahr dieſs alles ſey will ich nun
mit Documenten belegen, die aus Briefen
genommen ſind, die mir unter dem Siegel
der Verſchwiegenheit anvertrauet ſind.
Dieſs werde ich durch alle Abſchnitte thun.
Die Briefe ganz abdrucken zu laſſen, habe
ich nicht für gut gehalten, theils, weil ich
dadurch das Buch ſehr weitlæufig machen,
theils weil dadurch mancher Verfaſſer zu
kenntlich werden würde, theils weil auch
in manchen Briefen verſchiedenes vor-
kommt, das anſtöſſig werden könnte.
I.
Die Menſchen in der Stadt waren ſo un-
wiſſend oder vielmehr unachtſam in Anſe-
hung dieſes Laſters, daſs ich ſelbſt die Söhne
zweyer lebender Aerzte gekannt habe, welche
es ſo heftig trieben, daſs man es ihnen gleich
anſehen konnte. Die Lehrer aber bekûm-
merten ſich nichts darum, und fragten über-
haupt nicht darnach, ob ihre Schüler aufge-
klærter, beſſer, tugendhafter und glûck-
ſeliger, oder dummer, laſterhafter und elender
wurden. Ihr Religionsunterricht beſtand
aus
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/18>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.