Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

solcher Stellen und anderer unzüchtigen Ro-
mane die Einbildungskraft erst rege machte.
Die lmagination von noch unschuldigen Ge-
müthern wird sich nicht leicht von selbst geile
Bilder schaffen. Aber verlohren ist der junge
Mensch, der nur einmal das Unglück hat, ein
unzauchtig Buch in die Haende zu bekommen,
besonders wenn es so gar unflaetige Kupfer-
stiche hat. Viele wissen es nicht, wie haeu-
fig dergleichen Bücher heimlich gekauft und
gelesen werden. Die Buchhaendler oder ihre
Diener treiben heimlich ihren Handel damit,
und haben ihre heimlichen Winkel, wo sie
dieselben verstecken. Als ich vor ein paar
Jahren im Buchladen war, schickte ein ade-
lich Fraeulein ihren Bedienten und liess sich
* * ausbitten. Ich wunderte mich, da ich
sahe, dass der Buchhaendler, ohne weitere Nach-
frage, sogleich das Buch herbey hohlte. Ich
liess mir ein Exemplar weisen, und sahe, dass
es R. S. G. waren, in welchen die unzuch-
tigsten Gedichte stunden. Nur noch vor ei-
nem Jahre merkte ich, dass der Buchhaendler,
als eben ein neu Paquet Bücher ankam, ein
Buch geschwinde zu verstecken suchte. Ich
fuhr aber zu und nahm es weg, um es zu
Hause anzusehen. Es hiess: * * * Mir,

als

ſolcher Stellen und anderer unzüchtigen Ro-
mane die Einbildungskraft erſt rege machte.
Die lmagination von noch unſchuldigen Ge-
müthern wird ſich nicht leicht von ſelbſt geile
Bilder ſchaffen. Aber verlohren iſt der junge
Menſch, der nur einmal das Unglück hat, ein
unzûchtig Buch in die Hænde zu bekommen,
beſonders wenn es ſo gar unflætige Kupfer-
ſtiche hat. Viele wiſſen es nicht, wie hæu-
fig dergleichen Bücher heimlich gekauft und
geleſen werden. Die Buchhændler oder ihre
Diener treiben heimlich ihren Handel damit,
und haben ihre heimlichen Winkel, wo ſie
dieſelben verſtecken. Als ich vor ein paar
Jahren im Buchladen war, ſchickte ein ade-
lich Fræulein ihren Bedienten und lieſs ſich
* * ausbitten. Ich wunderte mich, da ich
ſahe, daſs der Buchhændler, ohne weitere Nach-
frage, ſogleich das Buch herbey hohlte. Ich
lieſs mir ein Exemplar weiſen, und ſahe, daſs
es R. S. G. waren, in welchen die unzuch-
tigſten Gedichte ſtunden. Nur noch vor ei-
nem Jahre merkte ich, daſs der Buchhændler,
als eben ein neu Paquet Bücher ankam, ein
Buch geſchwinde zu verſtecken ſuchte. Ich
fuhr aber zu und nahm es weg, um es zu
Hauſe anzuſehen. Es hieſs: * * * Mir,

als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0160" n="150"/>
&#x017F;olcher Stellen und anderer unzüchtigen Ro-<lb/>
mane die Einbildungskraft er&#x017F;t rege machte.<lb/>
Die lmagination von noch un&#x017F;chuldigen Ge-<lb/>
müthern wird &#x017F;ich nicht leicht von &#x017F;elb&#x017F;t geile<lb/>
Bilder &#x017F;chaffen. Aber verlohren i&#x017F;t der junge<lb/>
Men&#x017F;ch, der nur einmal das Unglück hat, ein<lb/>
unzûchtig Buch in die Hænde zu bekommen,<lb/>
be&#x017F;onders wenn es &#x017F;o gar unflætige Kupfer-<lb/>
&#x017F;tiche hat. Viele wi&#x017F;&#x017F;en es nicht, wie hæu-<lb/>
fig dergleichen Bücher heimlich gekauft und<lb/>
gele&#x017F;en werden. Die Buchhændler oder ihre<lb/>
Diener treiben heimlich ihren Handel damit,<lb/>
und haben ihre heimlichen Winkel, wo &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;elben ver&#x017F;tecken. Als ich vor ein paar<lb/>
Jahren im Buchladen war, &#x017F;chickte ein ade-<lb/>
lich Fræulein ihren Bedienten und lie&#x017F;s &#x017F;ich<lb/>
* * ausbitten. Ich wunderte mich, da ich<lb/>
&#x017F;ahe, da&#x017F;s der Buchhændler, ohne weitere Nach-<lb/>
frage, &#x017F;ogleich das Buch herbey hohlte. Ich<lb/>
lie&#x017F;s mir ein Exemplar wei&#x017F;en, und &#x017F;ahe, da&#x017F;s<lb/>
es R. S. G. waren, in welchen die unzuch-<lb/>
tig&#x017F;ten Gedichte &#x017F;tunden. Nur noch vor ei-<lb/>
nem Jahre merkte ich, da&#x017F;s der Buchhændler,<lb/>
als eben ein neu Paquet Bücher ankam, ein<lb/>
Buch ge&#x017F;chwinde zu ver&#x017F;tecken &#x017F;uchte. Ich<lb/>
fuhr aber zu und nahm es weg, um es zu<lb/>
Hau&#x017F;e anzu&#x017F;ehen. Es hie&#x017F;s: * * * Mir,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0160] ſolcher Stellen und anderer unzüchtigen Ro- mane die Einbildungskraft erſt rege machte. Die lmagination von noch unſchuldigen Ge- müthern wird ſich nicht leicht von ſelbſt geile Bilder ſchaffen. Aber verlohren iſt der junge Menſch, der nur einmal das Unglück hat, ein unzûchtig Buch in die Hænde zu bekommen, beſonders wenn es ſo gar unflætige Kupfer- ſtiche hat. Viele wiſſen es nicht, wie hæu- fig dergleichen Bücher heimlich gekauft und geleſen werden. Die Buchhændler oder ihre Diener treiben heimlich ihren Handel damit, und haben ihre heimlichen Winkel, wo ſie dieſelben verſtecken. Als ich vor ein paar Jahren im Buchladen war, ſchickte ein ade- lich Fræulein ihren Bedienten und lieſs ſich * * ausbitten. Ich wunderte mich, da ich ſahe, daſs der Buchhændler, ohne weitere Nach- frage, ſogleich das Buch herbey hohlte. Ich lieſs mir ein Exemplar weiſen, und ſahe, daſs es R. S. G. waren, in welchen die unzuch- tigſten Gedichte ſtunden. Nur noch vor ei- nem Jahre merkte ich, daſs der Buchhændler, als eben ein neu Paquet Bücher ankam, ein Buch geſchwinde zu verſtecken ſuchte. Ich fuhr aber zu und nahm es weg, um es zu Hauſe anzuſehen. Es hieſs: * * * Mir, als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/160
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/160>, abgerufen am 24.11.2024.