staendige, haben, von einer sehr grossen Bedeutung ist, und Stoff zu sehr mancher- ley Betrachtungen giebt). Dass mein Arg- wohn nicht ungegründet sey, beweiset fol- gendes Zeugniss.
Vor zehn Jahren informirte ich zwey Knaben -- beyde von der gesundesten Ge- sichtsfarbe. Sie hatten einen Friseur von 17- 18 Jahren, und man war so unvorsichtig, beyde mit ihm allein zu lassen. Die Folge davon war dieser schaendliche Unterricht. Ich merkte es bald an ihrer veraenderten Gesichts- farbe; der eine war im 15ten der andere im 12ten Jahre. In dem halben Jahr, worin ich bey ihnen war, unterliessen sie es. Indess, weiss ich es gewiss, dass der Aeltste noch jetzt die schaendliche Handlung fortsetzt.
Nach dem einstimmigen Urtheile un- serer neuen Paedagogen, bedürfen die Kinder weder zum Anziehen und Ausziehen eines Bedienten, noch zum Aufputz ihrer Haare eines Friseurs. Und also kann diese Gefahr
der
ſtændige, haben, von einer ſehr groſsen Bedeutung iſt, und Stoff zu ſehr mancher- ley Betrachtungen giebt). Daſs mein Arg- wohn nicht ungegründet ſey, beweiſet fol- gendes Zeugniſs.
Vor zehn Jahren informirte ich zwey Knaben — beyde von der geſundeſten Ge- ſichtsfarbe. Sie hatten einen Friſeur von 17- 18 Jahren, und man war ſo unvorſichtig, beyde mit ihm allein zu laſſen. Die Folge davon war dieſer ſchændliche Unterricht. Ich merkte es bald an ihrer verænderten Geſichts- farbe; der eine war im 15ten der andere im 12ten Jahre. In dem halben Jahr, worin ich bey ihnen war, unterlieſſen ſie es. Indeſs, weiſs ich es gewiſs, daſs der Aeltſte noch jetzt die ſchændliche Handlung fortſetzt.
Nach dem einſtimmigen Urtheile un- ſerer neuen Pædagogen, bedürfen die Kinder weder zum Anziehen und Ausziehen eines Bedienten, noch zum Aufputz ihrer Haare eines Friſeurs. Und alſo kann dieſe Gefahr
der
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ſtændige, haben, von einer ſehr groſsen
Bedeutung iſt, und Stoff zu ſehr mancher-
ley Betrachtungen giebt). Daſs mein Arg-
wohn nicht ungegründet ſey, beweiſet fol-
gendes Zeugniſs.
Vor zehn Jahren informirte ich zwey
Knaben — beyde von der geſundeſten Ge-
ſichtsfarbe. Sie hatten einen Friſeur von 17-
18 Jahren, und man war ſo unvorſichtig,
beyde mit ihm allein zu laſſen. Die Folge
davon war dieſer ſchændliche Unterricht. Ich
merkte es bald an ihrer verænderten Geſichts-
farbe; der eine war im 15ten der andere im
12ten Jahre. In dem halben Jahr, worin ich
bey ihnen war, unterlieſſen ſie es. Indeſs,
weiſs ich es gewiſs, daſs der Aeltſte noch jetzt
die ſchændliche Handlung fortſetzt.
Nach dem einſtimmigen Urtheile un-
ſerer neuen Pædagogen, bedürfen die Kinder
weder zum Anziehen und Ausziehen eines
Bedienten, noch zum Aufputz ihrer Haare
eines Friſeurs. Und alſo kann dieſe Gefahr
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/185>, abgerufen am 24.11.2024.
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