perliche Arbeit, die, zu den Werken der Kunst nöthige, Biegsamkeit verlichren. Wo Trieb zur Kunst ist, da wird er auch die Glieder gewiss biegsam erhalten, und die Neigung zu schweren Arbeiten maessigen. Ich ha- be Bauern gekannt, die die Violine so vor- treflich spielten, dass sie sich die Bewunde- rung der Kenner erwarben, und andere, die im Schönschreiben die grösste Vollkommen- heit erreichten. Wenn nnn Menschen, de- ren Hauptgeschaefte korperliche Arbeit ist, doch noch Faehigkeit zu den Werken der Kunst behalten, wie vielmehr die, die kör- perliche Arbeit als ein Nebenwerk trei- ben *)!
Die Kinder lassen in den ersten Jahren immer mehr Neigung zum Spielen als zur Arbeit blicken, die man nicht geradezu un-
terdrü-
*) Diess ist ein Hauptgrund, warum ich mei- ne Zöglinge taeglich mit einiger körperli- chen Arbeit beschaeftige, und mit ihnen von Zeit zu Zeit kleine Reisen thue.
perliche Arbeit, die, zu den Werken der Kunſt nöthige, Biegſamkeit verlichren. Wo Trieb zur Kunſt iſt, da wird er auch die Glieder gewiſs biegſam erhalten, und die Neigung zu ſchweren Arbeiten mæſſigen. Ich ha- be Bauern gekannt, die die Violine ſo vor- treflich ſpielten, daſs ſie ſich die Bewunde- rung der Kenner erwarben, und andere, die im Schönſchreiben die gröſste Vollkommen- heit erreichten. Wenn nnn Menſchen, de- ren Hauptgeſchæfte korperliche Arbeit iſt, doch noch Fæhigkeit zu den Werken der Kunſt behalten, wie vielmehr die, die kör- perliche Arbeit als ein Nebenwerk trei- ben *)!
Die Kinder laſſen in den erſten Jahren immer mehr Neigung zum Spielen als zur Arbeit blicken, die man nicht geradezu un-
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*) Dieſs iſt ein Hauptgrund, warum ich mei- ne Zöglinge tæglich mit einiger körperli- chen Arbeit beſchæftige, und mit ihnen von Zeit zu Zeit kleine Reiſen thue.
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perliche Arbeit, die, zu den Werken der
Kunſt nöthige, Biegſamkeit verlichren. Wo
Trieb zur Kunſt iſt, da wird er auch die Glieder
gewiſs biegſam erhalten, und die Neigung
zu ſchweren Arbeiten mæſſigen. Ich ha-
be Bauern gekannt, die die Violine ſo vor-
treflich ſpielten, daſs ſie ſich die Bewunde-
rung der Kenner erwarben, und andere, die
im Schönſchreiben die gröſste Vollkommen-
heit erreichten. Wenn nnn Menſchen, de-
ren Hauptgeſchæfte korperliche Arbeit iſt,
doch noch Fæhigkeit zu den Werken der
Kunſt behalten, wie vielmehr die, die kör-
perliche Arbeit als ein Nebenwerk trei-
ben *)!
Die Kinder laſſen in den erſten Jahren
immer mehr Neigung zum Spielen als zur
Arbeit blicken, die man nicht geradezu un-
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*) Dieſs iſt ein Hauptgrund, warum ich mei-
ne Zöglinge tæglich mit einiger körperli-
chen Arbeit beſchæftige, und mit ihnen
von Zeit zu Zeit kleine Reiſen thue.
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/245>, abgerufen am 26.06.2024.
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