gen halte ich es nicht für gut, dass die Kin- der in jeder Gesellschaft producirt werden. Ihr Aeusserliches erhaelt vielleicht dadurch mehr Politur, aber das Herz! das Herz! wie vielen Gefahren ist es hier ausgesetzt! wie vermischt sind oft die Gesellschaften! welche schlüpfrige Scherze und Erzaehlun- gen, welche verkehrte Urtheile, mischen sich oft in ihre Gespraeche! was soll man thun, um die Leichtfertigkeit zum Schwei- gen zu bringen, oder die Kinder dahin zu bewegen, ihre Ohren vor dem süssen Gifte, das sie aushauchet, zu verschliessen? Des- wegen wünsche ich, dass die Kinder an kei- nen andern, als solchen, Gesellschaften Theil nehmen dürften, wo Scherz und Erzaeh- lung immer unter der Kritik der Moral stünden.
Eltern, die die Unschuld ihrer Kinder von dieser Seite zu schützen suchen, können ihre Kinder wohl nie anders, als mit grosser Besorgniss, in die öffentliche Schule fchicken,
die
gen halte ich es nicht für gut, daſs die Kin- der in jeder Geſellſchaft producirt werden. Ihr Aeuſſerliches erhælt vielleicht dadurch mehr Politur, aber das Herz! das Herz! wie vielen Gefahren iſt es hier ausgeſetzt! wie vermiſcht ſind oft die Geſellſchaften! welche ſchlüpfrige Scherze und Erzæhlun- gen, welche verkehrte Urtheile, miſchen ſich oft in ihre Geſpræche! was ſoll man thun, um die Leichtfertigkeit zum Schwei- gen zu bringen, oder die Kinder dahin zu bewegen, ihre Ohren vor dem ſüſſen Gifte, das ſie aushauchet, zu verſchlieſſen? Des- wegen wünſche ich, daſs die Kinder an kei- nen andern, als ſolchen, Geſellſchaften Theil nehmen dürften, wo Scherz und Erzæh- lung immer unter der Kritik der Moral ſtünden.
Eltern, die die Unſchuld ihrer Kinder von dieſer Seite zu ſchützen ſuchen, können ihre Kinder wohl nie anders, als mit groſser Beſorgniſs, in die öffentliche Schule fchicken,
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gen halte ich es nicht für gut, daſs die Kin-
der in jeder Geſellſchaft producirt werden.
Ihr Aeuſſerliches erhælt vielleicht dadurch
mehr Politur, aber das Herz! das Herz!
wie vielen Gefahren iſt es hier ausgeſetzt!
wie vermiſcht ſind oft die Geſellſchaften!
welche ſchlüpfrige Scherze und Erzæhlun-
gen, welche verkehrte Urtheile, miſchen
ſich oft in ihre Geſpræche! was ſoll man
thun, um die Leichtfertigkeit zum Schwei-
gen zu bringen, oder die Kinder dahin zu
bewegen, ihre Ohren vor dem ſüſſen Gifte,
das ſie aushauchet, zu verſchlieſſen? Des-
wegen wünſche ich, daſs die Kinder an kei-
nen andern, als ſolchen, Geſellſchaften Theil
nehmen dürften, wo Scherz und Erzæh-
lung immer unter der Kritik der Moral
ſtünden.
Eltern, die die Unſchuld ihrer Kinder
von dieſer Seite zu ſchützen ſuchen, können
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/258>, abgerufen am 24.11.2024.
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