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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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nen Sie das damit reimen, was ich vorher von
den, in diesen Zeitraum fallenden, religioesen
Gesinnungen von mir schrieb.

Ich fiel in meinem 13ten Jahre ganz von
ohngefaehr in diese Sünde. Ich wiederholte
sie fast alle 14 Tage, -- denn viel öfterer
erinnere ich mich nicht es gethan zu ha-
ben, und glaubte ich nicht anders, als dass
diess ein eben so unschuldiger Kizzel waere,
als wenn bey unsern Spielen, meine Kamma-
raden mich unter dem Kinn kizzelten. Mei-
ne Gemüthsruhe ward dadurch gar nicht ge-
stört; ich konnte eben so freudig beten,
selbst unmittelbar vor oder nach begangner
That beten, und begieng diess Laster mit so
völliger Unschuld, dass ich sicher auch nie
angestanden haben würde, es jedem, der mich
gefragt haette, ohne Rückhalt und ohne alle
Schamröthe, zu entdecken. Auch entstand
dabey oder dadurch auch platterdings kein
böser sündlicher Gedanke in meeinem Herzen.
Ich wusste nichts vom Geschlechtsunterschie-
de, noch weniger etwas vom Zeugungsge-
schaefte, und nie war bey diesem Kizzel, der
damals wegen meiner jungen Jahre, keine

sicht-

nen Sie das damit reimen, was ich vorher von
den, in dieſen Zeitraum fallenden, religioeſen
Geſinnungen von mir ſchrieb.

Ich fiel in meinem 13ten Jahre ganz von
ohngefæhr in dieſe Sünde. Ich wiederholte
ſie faſt alle 14 Tage, — denn viel öfterer
erinnere ich mich nicht es gethan zu ha-
ben, und glaubte ich nicht anders, als daſs
dieſs ein eben ſo unſchuldiger Kizzel wære,
als wenn bey unſern Spielen, meine Kamma-
raden mich unter dem Kinn kizzelten. Mei-
ne Gemüthsruhe ward dadurch gar nicht ge-
ſtört; ich konnte eben ſo freudig beten,
ſelbſt unmittelbar vor oder nach begangner
That beten, und begieng dieſs Laſter mit ſo
völliger Unſchuld, daſs ich ſicher auch nie
angeſtanden haben würde, es jedem, der mich
gefragt hætte, ohne Rückhalt und ohne alle
Schamröthe, zu entdecken. Auch entſtand
dabey oder dadurch auch platterdings kein
böſer ſündlicher Gedanke in meînem Herzen.
Ich wuſste nichts vom Geſchlechtsunterſchie-
de, noch weniger etwas vom Zeugungsge-
ſchæfte, und nie war bey dieſem Kizzel, der
damals wegen meiner jungen Jahre, keine

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[16/0026] nen Sie das damit reimen, was ich vorher von den, in dieſen Zeitraum fallenden, religioeſen Geſinnungen von mir ſchrieb. Ich fiel in meinem 13ten Jahre ganz von ohngefæhr in dieſe Sünde. Ich wiederholte ſie faſt alle 14 Tage, — denn viel öfterer erinnere ich mich nicht es gethan zu ha- ben, und glaubte ich nicht anders, als daſs dieſs ein eben ſo unſchuldiger Kizzel wære, als wenn bey unſern Spielen, meine Kamma- raden mich unter dem Kinn kizzelten. Mei- ne Gemüthsruhe ward dadurch gar nicht ge- ſtört; ich konnte eben ſo freudig beten, ſelbſt unmittelbar vor oder nach begangner That beten, und begieng dieſs Laſter mit ſo völliger Unſchuld, daſs ich ſicher auch nie angeſtanden haben würde, es jedem, der mich gefragt hætte, ohne Rückhalt und ohne alle Schamröthe, zu entdecken. Auch entſtand dabey oder dadurch auch platterdings kein böſer ſündlicher Gedanke in meînem Herzen. Ich wuſste nichts vom Geſchlechtsunterſchie- de, noch weniger etwas vom Zeugungsge- ſchæfte, und nie war bey dieſem Kizzel, der damals wegen meiner jungen Jahre, keine ſicht-

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/26>, abgerufen am 21.11.2024.