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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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Hierzu schlage ich folgende Behand-
lungsart vor: man sey auf alle Bewegungen
und Stellungen des Kindes aufmerksam, dem
man die Warnung geben will! Ueber lang
oder kurz wird man bemerken, dass es die
Haende in den Beinkleidern habe, oder sich
mit den untern Theilen des Leibes stark an-
lehne. Geschieht diess mehrmal, so ist es
schon eine Gelegenheit, die es zur Warnung
giebt, welche man ungenutzt nicht vorbey las-
sen darf. Sobald man diess bemerkt hat,
nehme man das Kind zu sich auf das Zimmer,
nehme eine Miene an, die ihm etwas wich-
tiges erwarten laesst, dann rede man es etwa
folgendermassen an: "Liebes Kind! ich habe
dir etwas Wichtiges, etwas sehr Wichtiges
zu sagen! Sieh, du bist mir zur Aufsicht an-
vertrauet, ich muss von dir einmal Gott Re-
chenschaft geben. Ach nie, nie würde ich
mich beruhigen können, wenn du einmal
ein schwaechliches, ungesundes, gebrechli-
ches Kind werden, oder gar, wie eine Rose
verwelken, in deinen besten Jahren dahin

sterben

Hierzu ſchlage ich folgende Behand-
lungsart vor: man ſey auf alle Bewegungen
und Stellungen des Kindes aufmerkſam, dem
man die Warnung geben will! Ueber lang
oder kurz wird man bemerken, daſs es die
Hænde in den Beinkleidern habe, oder ſich
mit den untern Theilen des Leibes ſtark an-
lehne. Geſchieht dieſs mehrmal, ſo iſt es
ſchon eine Gelegenheit, die es zur Warnung
giebt, welche man ungenutzt nicht vorbey laſ-
ſen darf. Sobald man dieſs bemerkt hat,
nehme man das Kind zu ſich auf das Zimmer,
nehme eine Miene an, die ihm etwas wich-
tiges erwarten læſst, dann rede man es etwa
folgendermaſsen an: „Liebes Kind! ich habe
dir etwas Wichtiges, etwas ſehr Wichtiges
zu ſagen! Sieh, du biſt mir zur Aufſicht an-
vertrauet, ich muſs von dir einmal Gott Re-
chenſchaft geben. Ach nie, nie würde ich
mich beruhigen können, wenn du einmal
ein ſchwæchliches, ungeſundes, gebrechli-
ches Kind werden, oder gar, wie eine Roſe
verwelken, in deinen beſten Jahren dahin

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[260/0270] Hierzu ſchlage ich folgende Behand- lungsart vor: man ſey auf alle Bewegungen und Stellungen des Kindes aufmerkſam, dem man die Warnung geben will! Ueber lang oder kurz wird man bemerken, daſs es die Hænde in den Beinkleidern habe, oder ſich mit den untern Theilen des Leibes ſtark an- lehne. Geſchieht dieſs mehrmal, ſo iſt es ſchon eine Gelegenheit, die es zur Warnung giebt, welche man ungenutzt nicht vorbey laſ- ſen darf. Sobald man dieſs bemerkt hat, nehme man das Kind zu ſich auf das Zimmer, nehme eine Miene an, die ihm etwas wich- tiges erwarten læſst, dann rede man es etwa folgendermaſsen an: „Liebes Kind! ich habe dir etwas Wichtiges, etwas ſehr Wichtiges zu ſagen! Sieh, du biſt mir zur Aufſicht an- vertrauet, ich muſs von dir einmal Gott Re- chenſchaft geben. Ach nie, nie würde ich mich beruhigen können, wenn du einmal ein ſchwæchliches, ungeſundes, gebrechli- ches Kind werden, oder gar, wie eine Roſe verwelken, in deinen beſten Jahren dahin ſterben

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/270>, abgerufen am 24.11.2024.