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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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Diese Mittel, Unterredung mit der Ju-
gend über die Geschlechtstriebe und Ge-
schlechtstheile, und die damit verwandten
Materien, nebst Gewöhnung zur Aufrichtig-
keit, scheinen mir immer die natürlichsten,
einfachsten, folglich sichersten, Mittel zu
seyn, heimliche Sünden der Jugend zu ent-
decken. Wir würden bey dem vernünftigen
Gebrauche derselben, eben sowohl alle ande-
re künstlichere Mittel entbehren können, so
wie man, bey einer, der Natur gemaessen,
Lebensart seine Gesundheit erhalten kann,
ohne die Genesungsmittel zu kennen, die
aus allen Erdtheilen, mit vieler Mühe und
vielen Kosten, zusammengebracht und un-
ter einander gemischt werden. Aber gleich-
wie die Menschen selten sind, die immer der
Natur gemaess lebten, zusammengesetzte Arz-
neymittel vor der Hand also immer ein noth-
wendiges Uebel bleiben: so sind auch die
Kinder sehr selten, die zur Anhörung eines
so wichtigen Vortrags, wie ich ihn itzo be-
schrieb, und zur Aufrichtigkeit waeren ge-

wohnt
(S 3

Dieſe Mittel, Unterredung mit der Ju-
gend über die Geſchlechtstriebe und Ge-
ſchlechtstheile, und die damit verwandten
Materien, nebſt Gewöhnung zur Aufrichtig-
keit, ſcheinen mir immer die natürlichſten,
einfachſten, folglich ſicherſten, Mittel zu
ſeyn, heimliche Sünden der Jugend zu ent-
decken. Wir würden bey dem vernünftigen
Gebrauche derſelben, eben ſowohl alle ande-
re künſtlichere Mittel entbehren können, ſo
wie man, bey einer, der Natur gemæſsen,
Lebensart ſeine Geſundheit erhalten kann,
ohne die Geneſungsmittel zu kennen, die
aus allen Erdtheilen, mit vieler Mühe und
vielen Koſten, zuſammengebracht und un-
ter einander gemiſcht werden. Aber gleich-
wie die Menſchen ſelten ſind, die immer der
Natur gemæſs lebten, zuſammengeſetzte Arz-
neymittel vor der Hand alſo immer ein noth-
wendiges Uebel bleiben: ſo ſind auch die
Kinder ſehr ſelten, die zur Anhörung eines
ſo wichtigen Vortrags, wie ich ihn itzo be-
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[277/0287] Dieſe Mittel, Unterredung mit der Ju- gend über die Geſchlechtstriebe und Ge- ſchlechtstheile, und die damit verwandten Materien, nebſt Gewöhnung zur Aufrichtig- keit, ſcheinen mir immer die natürlichſten, einfachſten, folglich ſicherſten, Mittel zu ſeyn, heimliche Sünden der Jugend zu ent- decken. Wir würden bey dem vernünftigen Gebrauche derſelben, eben ſowohl alle ande- re künſtlichere Mittel entbehren können, ſo wie man, bey einer, der Natur gemæſsen, Lebensart ſeine Geſundheit erhalten kann, ohne die Geneſungsmittel zu kennen, die aus allen Erdtheilen, mit vieler Mühe und vielen Koſten, zuſammengebracht und un- ter einander gemiſcht werden. Aber gleich- wie die Menſchen ſelten ſind, die immer der Natur gemæſs lebten, zuſammengeſetzte Arz- neymittel vor der Hand alſo immer ein noth- wendiges Uebel bleiben: ſo ſind auch die Kinder ſehr ſelten, die zur Anhörung eines ſo wichtigen Vortrags, wie ich ihn itzo be- ſchrieb, und zur Aufrichtigkeit wæren ge- wohnt (S 3

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/287>, abgerufen am 24.11.2024.