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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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Dass die übrigen 45 alle unschuldig seyn soll-
ten, darf ich wohl nicht annehmen: denn mit
6 von ihnen wurde ich darüber zu reden ver-
hindert, die gleichwohl von Andern dersel-
ben Verführung beschuldigt wurden, und wer
weiss, wie manchem es unter den Uebrigen
gelang, ihren Verfall recht geheim zu hal-
ten. Diese 49 Verfauhrte waren, als ich mit
ihnen sprach, 9 -- 15, die meisten 10 -- 13
Jahre alt. Sie alle hatten das Laster mit in
meine Klasse mitgebracht, und einigen war
es schon seit ihrem 8ten Jahre bekannt. Sie
alle kamen darinn auberein, dass sie für sich
allein, oder mit andern, den Geschlechtstrieb
gereizt zu haben, gestanden. Unbekannt
mit dem Schrecklichen dieser Ausschweifung,
sagten fast alle, dass sie von Andern, theils
durch hieher zielende Unterredungen, theils
durch Verfauhrung selbst angesteckt waeren.

Anmerkung.

Bey der grossen Allgemeinheit dieser Saunde
faellt also die Besorgniss einiger meiner
Freunde, als wenn ich durch meine Schrift
manchen Jungen Leuten ein neues Laster
lehren waurde, gaenzlich weg.

VI.
(B 2)

Daſs die übrigen 45 alle unſchuldig ſeyn ſoll-
ten, darf ich wohl nicht annehmen: denn mit
6 von ihnen wurde ich darüber zu reden ver-
hindert, die gleichwohl von Andern derſel-
ben Verführung beſchuldigt wurden, und wer
weiſs, wie manchem es unter den Uebrigen
gelang, ihren Verfall recht geheim zu hal-
ten. Dieſe 49 Verfûhrte waren, als ich mit
ihnen ſprach, 9 — 15, die meiſten 10 — 13
Jahre alt. Sie alle hatten das Laſter mit in
meine Klaſſe mitgebracht, und einigen war
es ſchon ſeit ihrem 8ten Jahre bekannt. Sie
alle kamen darinn ûberein, daſs ſie für ſich
allein, oder mit andern, den Geſchlechtstrieb
gereizt zu haben, geſtanden. Unbekannt
mit dem Schrecklichen dieſer Ausſchweifung,
ſagten faſt alle, daſs ſie von Andern, theils
durch hieher zielende Unterredungen, theils
durch Verfûhrung ſelbſt angeſteckt wæren.

Anmerkung.

Bey der groſsen Allgemeinheit dieſer Sûnde
fællt alſo die Beſorgniſs einiger meiner
Freunde, als wenn ich durch meine Schrift
manchen Jungen Leuten ein neues Laſter
lehren wûrde, gænzlich weg.

VI.
(B 2)
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[19/0029] Daſs die übrigen 45 alle unſchuldig ſeyn ſoll- ten, darf ich wohl nicht annehmen: denn mit 6 von ihnen wurde ich darüber zu reden ver- hindert, die gleichwohl von Andern derſel- ben Verführung beſchuldigt wurden, und wer weiſs, wie manchem es unter den Uebrigen gelang, ihren Verfall recht geheim zu hal- ten. Dieſe 49 Verfûhrte waren, als ich mit ihnen ſprach, 9 — 15, die meiſten 10 — 13 Jahre alt. Sie alle hatten das Laſter mit in meine Klaſſe mitgebracht, und einigen war es ſchon ſeit ihrem 8ten Jahre bekannt. Sie alle kamen darinn ûberein, daſs ſie für ſich allein, oder mit andern, den Geſchlechtstrieb gereizt zu haben, geſtanden. Unbekannt mit dem Schrecklichen dieſer Ausſchweifung, ſagten faſt alle, daſs ſie von Andern, theils durch hieher zielende Unterredungen, theils durch Verfûhrung ſelbſt angeſteckt wæren. Anmerkung. Bey der groſsen Allgemeinheit dieſer Sûnde fællt alſo die Beſorgniſs einiger meiner Freunde, als wenn ich durch meine Schrift manchen Jungen Leuten ein neues Laſter lehren wûrde, gænzlich weg. VI. (B 2)

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/29>, abgerufen am 21.11.2024.