Dass die übrigen 45 alle unschuldig seyn soll- ten, darf ich wohl nicht annehmen: denn mit 6 von ihnen wurde ich darüber zu reden ver- hindert, die gleichwohl von Andern dersel- ben Verführung beschuldigt wurden, und wer weiss, wie manchem es unter den Uebrigen gelang, ihren Verfall recht geheim zu hal- ten. Diese 49 Verfauhrte waren, als ich mit ihnen sprach, 9 -- 15, die meisten 10 -- 13 Jahre alt. Sie alle hatten das Laster mit in meine Klasse mitgebracht, und einigen war es schon seit ihrem 8ten Jahre bekannt. Sie alle kamen darinn auberein, dass sie für sich allein, oder mit andern, den Geschlechtstrieb gereizt zu haben, gestanden. Unbekannt mit dem Schrecklichen dieser Ausschweifung, sagten fast alle, dass sie von Andern, theils durch hieher zielende Unterredungen, theils durch Verfauhrung selbst angesteckt waeren.
Anmerkung.
Bey der grossen Allgemeinheit dieser Saunde faellt also die Besorgniss einiger meiner Freunde, als wenn ich durch meine Schrift manchen Jungen Leuten ein neues Laster lehren waurde, gaenzlich weg.
VI.
(B 2)
Daſs die übrigen 45 alle unſchuldig ſeyn ſoll- ten, darf ich wohl nicht annehmen: denn mit 6 von ihnen wurde ich darüber zu reden ver- hindert, die gleichwohl von Andern derſel- ben Verführung beſchuldigt wurden, und wer weiſs, wie manchem es unter den Uebrigen gelang, ihren Verfall recht geheim zu hal- ten. Dieſe 49 Verfûhrte waren, als ich mit ihnen ſprach, 9 — 15, die meiſten 10 — 13 Jahre alt. Sie alle hatten das Laſter mit in meine Klaſſe mitgebracht, und einigen war es ſchon ſeit ihrem 8ten Jahre bekannt. Sie alle kamen darinn ûberein, daſs ſie für ſich allein, oder mit andern, den Geſchlechtstrieb gereizt zu haben, geſtanden. Unbekannt mit dem Schrecklichen dieſer Ausſchweifung, ſagten faſt alle, daſs ſie von Andern, theils durch hieher zielende Unterredungen, theils durch Verfûhrung ſelbſt angeſteckt wæren.
Anmerkung.
Bey der groſsen Allgemeinheit dieſer Sûnde fællt alſo die Beſorgniſs einiger meiner Freunde, als wenn ich durch meine Schrift manchen Jungen Leuten ein neues Laſter lehren wûrde, gænzlich weg.
VI.
(B 2)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0029"n="19"/>
Daſs die übrigen 45 alle unſchuldig ſeyn ſoll-<lb/>
ten, darf ich wohl nicht annehmen: denn mit<lb/>
6 von ihnen wurde ich darüber zu reden ver-<lb/>
hindert, die gleichwohl von Andern derſel-<lb/>
ben Verführung beſchuldigt wurden, und wer<lb/>
weiſs, wie manchem es unter den Uebrigen<lb/>
gelang, ihren Verfall recht geheim zu hal-<lb/>
ten. Dieſe 49 Verfûhrte waren, als ich mit<lb/>
ihnen ſprach, 9 — 15, die meiſten 10 — 13<lb/>
Jahre alt. Sie alle hatten das Laſter mit in<lb/>
meine Klaſſe mitgebracht, und einigen war<lb/>
es ſchon ſeit ihrem 8ten Jahre bekannt. Sie<lb/>
alle kamen darinn ûberein, daſs ſie für ſich<lb/>
allein, oder mit andern, den Geſchlechtstrieb<lb/>
gereizt zu haben, geſtanden. Unbekannt<lb/>
mit dem Schrecklichen dieſer Ausſchweifung,<lb/>ſagten faſt alle, daſs ſie von Andern, theils<lb/>
durch hieher zielende Unterredungen, theils<lb/>
durch Verfûhrung ſelbſt angeſteckt wæren.</p><lb/><divn="4"><head><hirendition="#i">Anmerkung.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">B</hi>ey der groſsen Allgemeinheit dieſer Sûnde<lb/>
fællt alſo die Beſorgniſs einiger meiner<lb/>
Freunde, als wenn ich durch meine Schrift<lb/>
manchen Jungen Leuten ein neues Laſter<lb/>
lehren wûrde, gænzlich weg.</p></div></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">(B 2)</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">VI.</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[19/0029]
Daſs die übrigen 45 alle unſchuldig ſeyn ſoll-
ten, darf ich wohl nicht annehmen: denn mit
6 von ihnen wurde ich darüber zu reden ver-
hindert, die gleichwohl von Andern derſel-
ben Verführung beſchuldigt wurden, und wer
weiſs, wie manchem es unter den Uebrigen
gelang, ihren Verfall recht geheim zu hal-
ten. Dieſe 49 Verfûhrte waren, als ich mit
ihnen ſprach, 9 — 15, die meiſten 10 — 13
Jahre alt. Sie alle hatten das Laſter mit in
meine Klaſſe mitgebracht, und einigen war
es ſchon ſeit ihrem 8ten Jahre bekannt. Sie
alle kamen darinn ûberein, daſs ſie für ſich
allein, oder mit andern, den Geſchlechtstrieb
gereizt zu haben, geſtanden. Unbekannt
mit dem Schrecklichen dieſer Ausſchweifung,
ſagten faſt alle, daſs ſie von Andern, theils
durch hieher zielende Unterredungen, theils
durch Verfûhrung ſelbſt angeſteckt wæren.
Anmerkung.
Bey der groſsen Allgemeinheit dieſer Sûnde
fællt alſo die Beſorgniſs einiger meiner
Freunde, als wenn ich durch meine Schrift
manchen Jungen Leuten ein neues Laſter
lehren wûrde, gænzlich weg.
VI.
(B 2)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/29>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.