Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
VI.

Diess einzige will ich zu meiner --
wenn sie irgend möglich ist -- Entschul-
digung anführen, dass ich waehrend meines
ganzen dasigen Aufenthalts, weder diess Las-
ter selbst, noch die Leib und Seel verderben-
den erschrecklichen Folgen desselben, kannte,
auch nie die Abscheulichkeit und Strafbarkeit
desselben vermuthete, ungeachtet, ich gestehe
es zu meiner Schande, ich spaeterhin die Un-
rechtmaessigkeit meines Betragens dunkel ahn-
dete, dann war es aber zu spaet; das Lesen
schlüpfriger, vorzüglich französischer, Baucher,
worunter einige sehr abscheuliche waren, die
mir durch ganz besondere Zufaelle in die Haen-
de geriethen, verdorben mich immer mehr,
und endlich hielt mich die Gewohnheit mit
eisernen Ketten fest, bis ich endlich die ent-
setzlichen Folgen dieses Uebels an meinem
Körper und Geiste empfand, nach einem be-
sondern Zufalle, den ich ihnen nachher zu er-
zaehlen die Ehre haben werde. Entfernt
von der Welt, auf den blossen Umgang der
Schul Kammeraden eingeschraenkt, von einem
lebhaften und feurigem Temperamente hinge-

rissen
VI.

Dieſs einzige will ich zu meiner —
wenn ſie irgend möglich iſt — Entſchul-
digung anführen, daſs ich wæhrend meines
ganzen daſigen Aufenthalts, weder dieſs Laſ-
ter ſelbſt, noch die Leib und Seel verderben-
den erſchrecklichen Folgen deſſelben, kannte,
auch nie die Abſcheulichkeit und Strafbarkeit
deſſelben vermuthete, ungeachtet, ich geſtehe
es zu meiner Schande, ich ſpæterhin die Un-
rechtmæſſigkeit meines Betragens dunkel ahn-
dete, dann war es aber zu ſpæt; das Leſen
ſchlüpfriger, vorzüglich franzöſiſcher, Bûcher,
worunter einige ſehr abſcheuliche waren, die
mir durch ganz beſondere Zufælle in die Hæn-
de geriethen, verdorben mich immer mehr,
und endlich hielt mich die Gewohnheit mit
eiſernen Ketten feſt, bis ich endlich die ent-
ſetzlichen Folgen dieſes Uebels an meinem
Körper und Geiſte empfand, nach einem be-
ſondern Zufalle, den ich ihnen nachher zu er-
zæhlen die Ehre haben werde. Entfernt
von der Welt, auf den bloſſen Umgang der
Schul Kammeraden eingeſchrænkt, von einem
lebhaften und feurigem Temperamente hinge-

riſsen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0030" n="20"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">VI.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie&#x017F;s einzige will ich zu meiner &#x2014;<lb/>
wenn &#x017F;ie irgend möglich i&#x017F;t &#x2014; Ent&#x017F;chul-<lb/>
digung anführen, da&#x017F;s ich wæhrend meines<lb/>
ganzen da&#x017F;igen Aufenthalts, weder die&#x017F;s La&#x017F;-<lb/>
ter &#x017F;elb&#x017F;t, noch die Leib und Seel verderben-<lb/>
den er&#x017F;chrecklichen Folgen de&#x017F;&#x017F;elben, kannte,<lb/>
auch nie die Ab&#x017F;cheulichkeit und Strafbarkeit<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben vermuthete, ungeachtet, ich ge&#x017F;tehe<lb/>
es zu meiner Schande, ich &#x017F;pæterhin die Un-<lb/>
rechtmæ&#x017F;&#x017F;igkeit meines Betragens dunkel ahn-<lb/>
dete, dann war es aber zu &#x017F;pæt; das Le&#x017F;en<lb/>
&#x017F;chlüpfriger, vorzüglich franzö&#x017F;i&#x017F;cher, Bûcher,<lb/>
worunter einige &#x017F;ehr ab&#x017F;cheuliche waren, die<lb/>
mir durch ganz be&#x017F;ondere Zufælle in die Hæn-<lb/>
de geriethen, verdorben mich immer mehr,<lb/>
und endlich hielt mich die Gewohnheit mit<lb/>
ei&#x017F;ernen Ketten fe&#x017F;t, bis ich endlich die ent-<lb/>
&#x017F;etzlichen Folgen die&#x017F;es Uebels an meinem<lb/>
Körper und Gei&#x017F;te empfand, nach einem be-<lb/>
&#x017F;ondern Zufalle, den ich ihnen nachher zu er-<lb/>
zæhlen die Ehre haben werde. Entfernt<lb/>
von der Welt, auf den blo&#x017F;&#x017F;en Umgang der<lb/>
Schul Kammeraden einge&#x017F;chrænkt, von einem<lb/>
lebhaften und feurigem Temperamente hinge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ri&#x017F;sen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0030] VI. Dieſs einzige will ich zu meiner — wenn ſie irgend möglich iſt — Entſchul- digung anführen, daſs ich wæhrend meines ganzen daſigen Aufenthalts, weder dieſs Laſ- ter ſelbſt, noch die Leib und Seel verderben- den erſchrecklichen Folgen deſſelben, kannte, auch nie die Abſcheulichkeit und Strafbarkeit deſſelben vermuthete, ungeachtet, ich geſtehe es zu meiner Schande, ich ſpæterhin die Un- rechtmæſſigkeit meines Betragens dunkel ahn- dete, dann war es aber zu ſpæt; das Leſen ſchlüpfriger, vorzüglich franzöſiſcher, Bûcher, worunter einige ſehr abſcheuliche waren, die mir durch ganz beſondere Zufælle in die Hæn- de geriethen, verdorben mich immer mehr, und endlich hielt mich die Gewohnheit mit eiſernen Ketten feſt, bis ich endlich die ent- ſetzlichen Folgen dieſes Uebels an meinem Körper und Geiſte empfand, nach einem be- ſondern Zufalle, den ich ihnen nachher zu er- zæhlen die Ehre haben werde. Entfernt von der Welt, auf den bloſſen Umgang der Schul Kammeraden eingeſchrænkt, von einem lebhaften und feurigem Temperamente hinge- riſsen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/30
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/30>, abgerufen am 21.11.2024.