gewiss weiss, dass das Kind auch entschla- fen ist.
Ist das Kind einmal zum Gestaendniss gebracht worden, so suche man durch Ge- lindigkeit, wehmüthige Warnung, Versi- cherung von Liebe und Freundschaft, sich seines ganzen Vertrauens zu versichern, hat man dieses gewonnen, so wird man durch dieselbe leicht noch mehrere entdecken kön- nen, die entweder Verführer des Kindes oder wenigstens Theilnehmer an seinen Sün- den waren. Mir sind selbst einige redliche Schulleute bekannt, die durch einen Schüler, den sie zum Gestaendniss und zur herzlichen Reue brachten, alle die traurigen Geheim- nisse der Schule erfuhren, die zuvor ihrer Aufmerksamkeit entgangen waren.
Bey Jünglingen, bey denen man mit Gewissheit voraussetzen kann, dass sie die Sünde, wenigstens der Erzaehlung nach, ken- nen, ist es auch ein gutes Mittel, ihre Schuld
oder
(S 5)
gewiſs weiſs, daſs das Kind auch entſchla- fen iſt.
Iſt das Kind einmal zum Geſtændniſs gebracht worden, ſo ſuche man durch Ge- lindigkeit, wehmüthige Warnung, Verſi- cherung von Liebe und Freundſchaft, ſich ſeines ganzen Vertrauens zu verſichern, hat man dieſes gewonnen, ſo wird man durch dieſelbe leicht noch mehrere entdecken kön- nen, die entweder Verführer des Kindes oder wenigſtens Theilnehmer an ſeinen Sün- den waren. Mir ſind ſelbſt einige redliche Schulleute bekannt, die durch einen Schüler, den ſie zum Geſtændniſs und zur herzlichen Reue brachten, alle die traurigen Geheim- niſſe der Schule erfuhren, die zuvor ihrer Aufmerkſamkeit entgangen waren.
Bey Jünglingen, bey denen man mit Gewiſsheit vorausſetzen kann, daſs ſie die Sünde, wenigſtens der Erzæhlung nach, ken- nen, iſt es auch ein gutes Mittel, ihre Schuld
oder
(S 5)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0291"n="281"/>
gewiſs weiſs, daſs das Kind auch entſchla-<lb/>
fen iſt.</p><lb/><p>Iſt das Kind einmal zum Geſtændniſs<lb/>
gebracht worden, ſo ſuche man durch Ge-<lb/>
lindigkeit, wehmüthige Warnung, Verſi-<lb/>
cherung von Liebe und Freundſchaft, ſich<lb/>ſeines ganzen Vertrauens zu verſichern, hat<lb/>
man dieſes gewonnen, ſo wird man durch<lb/>
dieſelbe leicht noch mehrere entdecken kön-<lb/>
nen, die entweder Verführer des Kindes<lb/>
oder wenigſtens Theilnehmer an ſeinen Sün-<lb/>
den waren. Mir ſind ſelbſt einige redliche<lb/>
Schulleute bekannt, die durch einen Schüler,<lb/>
den ſie zum Geſtændniſs und zur herzlichen<lb/>
Reue brachten, alle die traurigen Geheim-<lb/>
niſſe der Schule erfuhren, die zuvor ihrer<lb/>
Aufmerkſamkeit entgangen waren.</p><lb/><p>Bey Jünglingen, bey denen man mit<lb/>
Gewiſsheit vorausſetzen kann, daſs ſie die<lb/>
Sünde, wenigſtens der Erzæhlung nach, ken-<lb/>
nen, iſt es auch ein gutes Mittel, ihre Schuld<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(S 5)</fw><fwplace="bottom"type="catch">oder</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[281/0291]
gewiſs weiſs, daſs das Kind auch entſchla-
fen iſt.
Iſt das Kind einmal zum Geſtændniſs
gebracht worden, ſo ſuche man durch Ge-
lindigkeit, wehmüthige Warnung, Verſi-
cherung von Liebe und Freundſchaft, ſich
ſeines ganzen Vertrauens zu verſichern, hat
man dieſes gewonnen, ſo wird man durch
dieſelbe leicht noch mehrere entdecken kön-
nen, die entweder Verführer des Kindes
oder wenigſtens Theilnehmer an ſeinen Sün-
den waren. Mir ſind ſelbſt einige redliche
Schulleute bekannt, die durch einen Schüler,
den ſie zum Geſtændniſs und zur herzlichen
Reue brachten, alle die traurigen Geheim-
niſſe der Schule erfuhren, die zuvor ihrer
Aufmerkſamkeit entgangen waren.
Bey Jünglingen, bey denen man mit
Gewiſsheit vorausſetzen kann, daſs ſie die
Sünde, wenigſtens der Erzæhlung nach, ken-
nen, iſt es auch ein gutes Mittel, ihre Schuld
oder
(S 5)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/291>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.