sie den lieben Gott selbst denken könnte, so wird sie durch die Vorstellung eines seiner Bilder auf gutem Wege erhalten.
Sollte wohl der Umgang mit schönem und moralischem Frauenzimmer zu rathen seyn? Ueber diesen Punkt bekenne ich mei- ne Unwissenheit, und gestehe, dass ich den Maasstab der Moralitaet des Frauenzimmers so wenig kenne, als die Regel, nach wel- cher der schaedliche oder nützliche Einfluss derselben auf gewisse bestimmte Mannsper- sonen festgesetzt werden muss.
Sollte der Verirrte schon eine starke Fertigkeit in der Sünde erlangt haben, so waere auch wohl nöthig, dass man ihn eine Zeit lang ganz aus seiner bisherigen Lage heraus zu reissen suchte, damit alles von ihm entfernt würde, was ihn bisher zu wol- lüstigen Vorstellungen veranlasste. In die- sem Falle waere wohl das beste, wenn man es veranstalten konnte, dass er eine etwas
weite
ſie den lieben Gott ſelbſt denken könnte, ſo wird ſie durch die Vorſtellung eines ſeiner Bilder auf gutem Wege erhalten.
Sollte wohl der Umgang mit ſchönem und moraliſchem Frauenzimmer zu rathen ſeyn? Ueber dieſen Punkt bekenne ich mei- ne Unwiſſenheit, und geſtehe, daſs ich den Maasſtab der Moralitæt des Frauenzimmers ſo wenig kenne, als die Regel, nach wel- cher der ſchædliche oder nützliche Einfluſs derſelben auf gewiſſe beſtimmte Mannsper- ſonen feſtgeſetzt werden muſs.
Sollte der Verirrte ſchon eine ſtarke Fertigkeit in der Sünde erlangt haben, ſo wære auch wohl nöthig, daſs man ihn eine Zeit lang ganz aus ſeiner bisherigen Lage heraus zu reiſsen ſuchte, damit alles von ihm entfernt würde, was ihn bisher zu wol- lüſtigen Vorſtellungen veranlaſste. In die- ſem Falle wære wohl das beſte, wenn man es veranſtalten konnte, daſs er eine etwas
weite
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0312"n="302"/>ſie den lieben Gott ſelbſt denken könnte, ſo<lb/>
wird ſie durch die Vorſtellung eines ſeiner<lb/>
Bilder auf gutem Wege erhalten.</p><lb/><p>Sollte wohl der Umgang mit ſchönem<lb/>
und moraliſchem Frauenzimmer zu rathen<lb/>ſeyn? Ueber dieſen Punkt bekenne ich mei-<lb/>
ne Unwiſſenheit, und geſtehe, daſs ich den<lb/>
Maasſtab der Moralitæt des Frauenzimmers<lb/>ſo wenig kenne, als die Regel, nach wel-<lb/>
cher der ſchædliche oder nützliche Einfluſs<lb/>
derſelben auf gewiſſe beſtimmte Mannsper-<lb/>ſonen feſtgeſetzt werden muſs.</p><lb/><p>Sollte der Verirrte ſchon eine ſtarke<lb/>
Fertigkeit in der Sünde erlangt haben, ſo<lb/>
wære auch wohl nöthig, daſs man ihn eine<lb/>
Zeit lang ganz aus ſeiner bisherigen Lage<lb/>
heraus zu reiſsen ſuchte, damit alles von<lb/>
ihm entfernt würde, was ihn bisher zu wol-<lb/>
lüſtigen Vorſtellungen veranlaſste. In die-<lb/>ſem Falle wære wohl das beſte, wenn man<lb/>
es veranſtalten konnte, daſs er eine etwas<lb/><fwplace="bottom"type="catch">weite</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[302/0312]
ſie den lieben Gott ſelbſt denken könnte, ſo
wird ſie durch die Vorſtellung eines ſeiner
Bilder auf gutem Wege erhalten.
Sollte wohl der Umgang mit ſchönem
und moraliſchem Frauenzimmer zu rathen
ſeyn? Ueber dieſen Punkt bekenne ich mei-
ne Unwiſſenheit, und geſtehe, daſs ich den
Maasſtab der Moralitæt des Frauenzimmers
ſo wenig kenne, als die Regel, nach wel-
cher der ſchædliche oder nützliche Einfluſs
derſelben auf gewiſſe beſtimmte Mannsper-
ſonen feſtgeſetzt werden muſs.
Sollte der Verirrte ſchon eine ſtarke
Fertigkeit in der Sünde erlangt haben, ſo
wære auch wohl nöthig, daſs man ihn eine
Zeit lang ganz aus ſeiner bisherigen Lage
heraus zu reiſsen ſuchte, damit alles von
ihm entfernt würde, was ihn bisher zu wol-
lüſtigen Vorſtellungen veranlaſste. In die-
ſem Falle wære wohl das beſte, wenn man
es veranſtalten konnte, daſs er eine etwas
weite
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/312>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.