gegebne Verheissung der Schrift, das Gefühl des Lichts und der Kraft, das fast niemals fehlt, wenn man sich über das Sinnliche bis zu den Urheber seines Daseyns erhebt, die Güte und Weisheit seiner Wege, den gro- ssen Umfang seiner eignen Pflichten und sei- ne hohe Bestimmung denkt, diess muss euch hinlaenglich von seiner grossen Kraft über- zeugen, und wird euch die Staerke und den Muth von Zeit zu Zeit ertheilen, die euch mangeln.
Mit dieser Staerke zerreisst die Fesseln, in denen ihr bisher seufztet. Entfliht, so- bald ihr erwachet, der gefaehrlichen Waerme des Bettes, die zeither euch verdrossen mach- te, und wollüstige Bilder ausbrütete, durch deren Gauckeleyen eure Seele an die grund- losen Moraeste grober Sinnlichkeit geleitet wurde; besteigt die Berge Gottes, oder wan- delt in seinen Waeldern und Gefilden -- fühlt die seligen Eindrücke, die der Anblick der Ordnung, der Thaetigkeit und des Le-
bens
gegebne Verheiſſung der Schrift, das Gefühl des Lichts und der Kraft, das faſt niemals fehlt, wenn man ſich über das Sinnliche bis zu den Urheber ſeines Daſeyns erhebt, die Güte und Weisheit ſeiner Wege, den gro- ſsen Umfang ſeiner eignen Pflichten und ſei- ne hohe Beſtimmung denkt, dieſs muſs euch hinlænglich von ſeiner groſsen Kraft über- zeugen, und wird euch die Stærke und den Muth von Zeit zu Zeit ertheilen, die euch mangeln.
Mit dieſer Stærke zerreiſst die Feſſeln, in denen ihr bisher ſeufztet. Entfliht, ſo- bald ihr erwachet, der gefæhrlichen Wærme des Bettes, die zeither euch verdroſſen mach- te, und wollüſtige Bilder ausbrütete, durch deren Gauckeleyen eure Seele an die grund- loſen Moræſte grober Sinnlichkeit geleitet wurde; beſteigt die Berge Gottes, oder wan- delt in ſeinen Wældern und Gefilden — fühlt die ſeligen Eindrücke, die der Anblick der Ordnung, der Thætigkeit und des Le-
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gegebne Verheiſſung der Schrift, das Gefühl
des Lichts und der Kraft, das faſt niemals
fehlt, wenn man ſich über das Sinnliche bis
zu den Urheber ſeines Daſeyns erhebt, die
Güte und Weisheit ſeiner Wege, den gro-
ſsen Umfang ſeiner eignen Pflichten und ſei-
ne hohe Beſtimmung denkt, dieſs muſs euch
hinlænglich von ſeiner groſsen Kraft über-
zeugen, und wird euch die Stærke und den
Muth von Zeit zu Zeit ertheilen, die euch
mangeln.
Mit dieſer Stærke zerreiſst die Feſſeln,
in denen ihr bisher ſeufztet. Entfliht, ſo-
bald ihr erwachet, der gefæhrlichen Wærme
des Bettes, die zeither euch verdroſſen mach-
te, und wollüſtige Bilder ausbrütete, durch
deren Gauckeleyen eure Seele an die grund-
loſen Moræſte grober Sinnlichkeit geleitet
wurde; beſteigt die Berge Gottes, oder wan-
delt in ſeinen Wældern und Gefilden —
fühlt die ſeligen Eindrücke, die der Anblick
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/334>, abgerufen am 22.11.2024.
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