Bey jedem reizenden Gegenstande wurden die Geschlechtstriebe in mir rege, welche dann in viehische Brunst ausarteten. Ich fand bald junge Maedchen, welche ich zu meinem Umgang waehlte, mit welchen ich jedoch weder Unzucht -- noch sonst un- erlaubte Dinge trieb. Allein, wenn ich nach Hause kam, und mich ganz allein überlassen war, dachte ich dann an das Vergnügen, das ich bey meinen Maedchen genossen, mahlte mir in der Phantasie ihr Bild aufs lebhafteste aus, und nun überliess ich mich aller nur mögli- chen Ausschweifung, so, dass ich nichts für unerlaubt hielt, wenn ich nur meine Begier- den befriedigen konnte. hierdurch kam es endlich so weit, dass ich gar kein Maedchen oder auch schwangere Frau sehen konnte, ohne dass nicht der Trieb der Geschlechts- lust in mir rege geworden waere, und Befrie- digung verlangt haette. Noch viel weniger durfte von der Begattung oder der Vermisch- ung beyder Geschlechter gesprochen werden, wenn ich nicht zur Ausschweifung schrei- ten, und Böses thun sollte. Denn hier ward
durch
II.
Bey jedem reizenden Gegenſtande wurden die Geſchlechtstriebe in mir rege, welche dann in viehiſche Brunſt ausarteten. Ich fand bald junge Mædchen, welche ich zu meinem Umgang wæhlte, mit welchen ich jedoch weder Unzucht — noch ſonſt un- erlaubte Dinge trieb. Allein, wenn ich nach Hauſe kam, und mich ganz allein überlaſſen war, dachte ich dann an das Vergnügen, das ich bey meinen Mædchen genoſſen, mahlte mir in der Phantaſie ihr Bild aufs lebhafteſte aus, und nun überlieſs ich mich aller nur mögli- chen Ausſchweifung, ſo, daſs ich nichts für unerlaubt hielt, wenn ich nur meine Begier- den befriedigen konnte. hierdurch kam es endlich ſo weit, daſs ich gar kein Mædchen oder auch ſchwangere Frau ſehen konnte, ohne daſs nicht der Trieb der Geſchlechts- luſt in mir rege geworden wære, und Befrie- digung verlangt hætte. Noch viel weniger durfte von der Begattung oder der Vermiſch- ung beyder Geſchlechter geſprochen werden, wenn ich nicht zur Ausſchweifung ſchrei- ten, und Böſes thun ſollte. Denn hier ward
durch
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II.
Bey jedem reizenden Gegenſtande wurden
die Geſchlechtstriebe in mir rege, welche
dann in viehiſche Brunſt ausarteten. Ich
fand bald junge Mædchen, welche ich zu
meinem Umgang wæhlte, mit welchen ich
jedoch weder Unzucht — noch ſonſt un-
erlaubte Dinge trieb. Allein, wenn ich nach
Hauſe kam, und mich ganz allein überlaſſen
war, dachte ich dann an das Vergnügen, das
ich bey meinen Mædchen genoſſen, mahlte
mir in der Phantaſie ihr Bild aufs lebhafteſte
aus, und nun überlieſs ich mich aller nur mögli-
chen Ausſchweifung, ſo, daſs ich nichts für
unerlaubt hielt, wenn ich nur meine Begier-
den befriedigen konnte. hierdurch kam es
endlich ſo weit, daſs ich gar kein Mædchen
oder auch ſchwangere Frau ſehen konnte,
ohne daſs nicht der Trieb der Geſchlechts-
luſt in mir rege geworden wære, und Befrie-
digung verlangt hætte. Noch viel weniger
durfte von der Begattung oder der Vermiſch-
ung beyder Geſchlechter geſprochen werden,
wenn ich nicht zur Ausſchweifung ſchrei-
ten, und Böſes thun ſollte. Denn hier ward
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/48>, abgerufen am 21.11.2024.
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