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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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durch die Association der Ideen mancher wol-
lustige Gedanke lebhaft, und ein Sturm der
Leidenschaften wütend, der alles Nachden-
ken verjagte, und mich in einen Taumel ver-
setzte, wo der Gebrauch der gesunden Ver-
nunft gar nicht möglich ist. Starke und hit-
zige Getraenke, leckerhafte und übermaessige
Speisen, erhitzten ebenfals die Wollust in mir,
und die warmen Betten gaben nicht wenigen
Anlass dazu

III.

Erwarte nicht von mir, Jüngling, Anwei-
sung, diesem Laster zu entgehen! die Mittel
sind bekannt: eine immerwaehrende Beschaef-
tigung, Maessigkeit und Fliehung der Ein-
samkeit, sind die vorzüglichsten; wird diess
Verbrechen erst zur Gewohnheit, dann wur-
zelt es so tief ein, dass alle dein Bestreben
es nicht gaenzlich ausrotten kann. Auch diess
fühl ich zuweilen, alle Gründe der Vernunft,
alle Erfahrung, vermögen nichts wider eine
alte Gewohnheit. Temperament, und ein
lange geaubtes Laster, laufen mit dem Ver-
stande davon, wie ein wildes rasches Pferd,
mit seinem Reuter.

IV.
(C 4)

durch die Aſſociation der Ideen mancher wol-
luſtige Gedanke lebhaft, und ein Sturm der
Leidenſchaften wütend, der alles Nachden-
ken verjagte, und mich in einen Taumel ver-
ſetzte, wo der Gebrauch der geſunden Ver-
nunft gar nicht möglich iſt. Starke und hit-
zige Getrænke, leckerhafte und übermæſſige
Speiſen, erhitzten ebenfals die Wolluſt in mir,
und die warmen Betten gaben nicht wenigen
Anlaſs dazu

III.

Erwarte nicht von mir, Jüngling, Anwei-
ſung, dieſem Laſter zu entgehen! die Mittel
ſind bekannt: eine immerwæhrende Beſchæf-
tigung, Mæſſigkeit und Fliehung der Ein-
ſamkeit, ſind die vorzüglichſten; wird dieſs
Verbrechen erſt zur Gewohnheit, dann wur-
zelt es ſo tief ein, daſs alle dein Beſtreben
es nicht gænzlich ausrotten kann. Auch dieſs
fühl ich zuweilen, alle Gründe der Vernunft,
alle Erfahrung, vermögen nichts wider eine
alte Gewohnheit. Temperament, und ein
lange geûbtes Laſter, laufen mit dem Ver-
ſtande davon, wie ein wildes raſches Pferd,
mit ſeinem Reuter.

IV.
(C 4)
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[39/0049] durch die Aſſociation der Ideen mancher wol- luſtige Gedanke lebhaft, und ein Sturm der Leidenſchaften wütend, der alles Nachden- ken verjagte, und mich in einen Taumel ver- ſetzte, wo der Gebrauch der geſunden Ver- nunft gar nicht möglich iſt. Starke und hit- zige Getrænke, leckerhafte und übermæſſige Speiſen, erhitzten ebenfals die Wolluſt in mir, und die warmen Betten gaben nicht wenigen Anlaſs dazu III. Erwarte nicht von mir, Jüngling, Anwei- ſung, dieſem Laſter zu entgehen! die Mittel ſind bekannt: eine immerwæhrende Beſchæf- tigung, Mæſſigkeit und Fliehung der Ein- ſamkeit, ſind die vorzüglichſten; wird dieſs Verbrechen erſt zur Gewohnheit, dann wur- zelt es ſo tief ein, daſs alle dein Beſtreben es nicht gænzlich ausrotten kann. Auch dieſs fühl ich zuweilen, alle Gründe der Vernunft, alle Erfahrung, vermögen nichts wider eine alte Gewohnheit. Temperament, und ein lange geûbtes Laſter, laufen mit dem Ver- ſtande davon, wie ein wildes raſches Pferd, mit ſeinem Reuter. IV. (C 4)

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/49>, abgerufen am 21.11.2024.