So habe ichs -- o Gott!!! -- vier Jahre lang, bald mit kürzern bald mit laengern Zwischenraum getrieben. Einmal machte ich sogar eine Pause von zehn Wochen, aber, erwarten Sie ein fürchterliches Gestaendniss! ich kann mich noch nicht davon losreissen. -- -- -- -- -- -- -- -- --
Das konnte und musste ich bald einsehen, dass ich -- zum mindsten eine Thorheit be- gieng, lernte auch bald, aus einem aus dem Englischen übersetzten Buche, über die Ona- nie, und aus Tissot, die Schaedlichkeit und Abscheulichkeit dieses Lasters; allein alles dieses machte so wenig bleibenden Eindruck, dass ich es sogar einmal, den Tissot in der Hand, begieng! Vielleicht verabscheuen Sie mich nun ganz, einer Aeusserung in Ihrem herrlichen Carlsberg zu folge? -- Ich ver- diente es -- und theils des Andenken an der- gleichen Scenen, theils meine Unfaehigkeit mich zu bessern, hat mich selbst schon gegen mich mit so vielem Abscheu erfüllt, dass mich der Gedanke des Selbstmords schon seit anderthalben Jahren zuweilen staerker, zuwei- len schwaecher beunruhigt hat.
Anmerk-
IV.
So habe ichs — o Gott!!! — vier Jahre lang, bald mit kürzern bald mit længern Zwiſchenraum getrieben. Einmal machte ich ſogar eine Pauſe von zehn Wochen, aber, erwarten Sie ein fürchterliches Geſtændniſs! ich kann mich noch nicht davon losreiſsen. — — — — — — — — —
Das konnte und muſste ich bald einſehen, daſs ich — zum mindſten eine Thorheit be- gieng, lernte auch bald, aus einem aus dem Engliſchen überſetzten Buche, über die Ona- nie, und aus Tiſſot, die Schædlichkeit und Abſcheulichkeit dieſes Laſters; allein alles dieſes machte ſo wenig bleibenden Eindruck, daſs ich es ſogar einmal, den Tiſſot in der Hand, begieng! Vielleicht verabſcheuen Sie mich nun ganz, einer Aeuſſerung in Ihrem herrlichen Carlsberg zu folge? — Ich ver- diente es — und theils des Andenken an der- gleichen Scenen, theils meine Unfæhigkeit mich zu beſſern, hat mich ſelbſt ſchon gegen mich mit ſo vielem Abſcheu erfüllt, daſs mich der Gedanke des Selbſtmords ſchon ſeit anderthalben Jahren zuweilen ſtærker, zuwei- len ſchwæcher beunruhigt hat.
Anmerk-
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IV.
So habe ichs — o Gott!!! — vier Jahre
lang, bald mit kürzern bald mit længern
Zwiſchenraum getrieben. Einmal machte
ich ſogar eine Pauſe von zehn Wochen, aber,
erwarten Sie ein fürchterliches Geſtændniſs!
ich kann mich noch nicht davon losreiſsen.
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Das konnte und muſste ich bald einſehen,
daſs ich — zum mindſten eine Thorheit be-
gieng, lernte auch bald, aus einem aus dem
Engliſchen überſetzten Buche, über die Ona-
nie, und aus Tiſſot, die Schædlichkeit und
Abſcheulichkeit dieſes Laſters; allein alles
dieſes machte ſo wenig bleibenden Eindruck,
daſs ich es ſogar einmal, den Tiſſot in der
Hand, begieng! Vielleicht verabſcheuen Sie
mich nun ganz, einer Aeuſſerung in Ihrem
herrlichen Carlsberg zu folge? — Ich ver-
diente es — und theils des Andenken an der-
gleichen Scenen, theils meine Unfæhigkeit
mich zu beſſern, hat mich ſelbſt ſchon gegen
mich mit ſo vielem Abſcheu erfüllt, daſs
mich der Gedanke des Selbſtmords ſchon ſeit
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/50>, abgerufen am 21.11.2024.
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