Der Verfasser des Briefs, aus dem dieses Frag- ment genommen ist, ist etwas aengstlich, dass er vielleicht, durch Bekanntmachung desselben, würde erkannt werden. Ich bitte ihn sich deswegen gaenzlich zu beru- higen, indem ich sorgfaeltig alles weglasse, was ihn etwa im Zirkel seiner Freunde charakterisiren könnte. Aus diesem Frag- mente ihn zu errathen, ist schlechterdings unmöglich:
Den Gedanken des Selbstmords bitte ich ein vor allemal aufzugeben, und wohl zu überle- gen, dass wir alle erworbene Fertigkeiten, Gute und Böse, mit in jene Welt nehmen. dass auch diese traurige Fertigkeit in einer andern Welt sein Peiniger seyn werde, so wie die Unkeuschheit auch den kraftlosen Greis peinigt, der sie bey sich zur Fer- tigkeit hat aufwachsen lassen, wenn er auch gleich schon halb entkörpert ist; dass also schlechterdings kein ander Mittel zur Besserung seines Zustandes übrig sey, als -- Besserung seiner selbst. Diese Besse-
rung
(C 5)
Anmerkung.
Der Verfaſſer des Briefs, aus dem dieſes Frag- ment genommen iſt, iſt etwas ængſtlich, daſs er vielleicht, durch Bekanntmachung deſſelben, würde erkannt werden. Ich bitte ihn ſich deswegen gænzlich zu beru- higen, indem ich ſorgfæltig alles weglaſſe, was ihn etwa im Zirkel ſeiner Freunde charakteriſiren könnte. Aus dieſem Frag- mente ihn zu errathen, iſt ſchlechterdings unmöglich:
Den Gedanken des Selbſtmords bitte ich ein vor allemal aufzugeben, und wohl zu überle- gen, daſs wir alle erworbene Fertigkeiten, Gute und Böſe, mit in jene Welt nehmen. daſs auch dieſe traurige Fertigkeit in einer andern Welt ſein Peiniger ſeyn werde, ſo wie die Unkeuſchheit auch den kraftloſen Greis peinigt, der ſie bey ſich zur Fer- tigkeit hat aufwachſen laſſen, wenn er auch gleich ſchon halb entkörpert iſt; daſs alſo ſchlechterdings kein ander Mittel zur Beſſerung ſeines Zuſtandes übrig ſey, als — Beſſerung ſeiner ſelbſt. Dieſe Beſſe-
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Anmerkung.
Der Verfaſſer des Briefs, aus dem dieſes Frag-
ment genommen iſt, iſt etwas ængſtlich,
daſs er vielleicht, durch Bekanntmachung
deſſelben, würde erkannt werden. Ich
bitte ihn ſich deswegen gænzlich zu beru-
higen, indem ich ſorgfæltig alles weglaſſe,
was ihn etwa im Zirkel ſeiner Freunde
charakteriſiren könnte. Aus dieſem Frag-
mente ihn zu errathen, iſt ſchlechterdings
unmöglich:
Den Gedanken des Selbſtmords bitte ich ein vor
allemal aufzugeben, und wohl zu überle-
gen, daſs wir alle erworbene Fertigkeiten,
Gute und Böſe, mit in jene Welt nehmen.
daſs auch dieſe traurige Fertigkeit in einer
andern Welt ſein Peiniger ſeyn werde, ſo
wie die Unkeuſchheit auch den kraftloſen
Greis peinigt, der ſie bey ſich zur Fer-
tigkeit hat aufwachſen laſſen, wenn er
auch gleich ſchon halb entkörpert iſt; daſs
alſo ſchlechterdings kein ander Mittel zur
Beſſerung ſeines Zuſtandes übrig ſey, als
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/51>, abgerufen am 21.11.2024.
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