die durch heimliche Sünden ihre Gesundheit zerstört haetten. Die Quellen dieses Elends sind mannichfaltig, und eine sehr ergiebige ist der Mangel an körperlicher Arbeit, die ein altes haessliches Vorurtheil, den Aus- sprüchen der gesunden Vernunft zuwider, für unanstaendig für Personen vom Stande und Gelehrsamkeit haelt. Aber bedenklich ist es doch, dass die Hypochondrie fast in eben dem Grade sich ausbreitet, in dem jene Seuche um sich gegriffen hat. Nach den Zeugnissen, die ich in Haenden habe, hat der grössere Theil der Gelehrten seine jugendli- chen Kraefte verschwendet, der grössere Theil ist hypochondrisch, wird es hieraus nicht wenigstens wahrscheinlich, dass bey den meh- resten dieses Uebel aus jener unseligen Quel- le, wo nicht ganz, doch zum Theil, ent- sprungen sey?
Der Körper leidet bey diesen Aus- schweifungen nicht minder als die Seele. Man denke sich Kinder, die itzo in ihrem
besten
die durch heimliche Sünden ihre Geſundheit zerſtört hætten. Die Quellen dieſes Elends ſind mannichfaltig, und eine ſehr ergiebige iſt der Mangel an körperlicher Arbeit, die ein altes hæſsliches Vorurtheil, den Aus- ſprüchen der geſunden Vernunft zuwider, für unanſtændig für Perſonen vom Stande und Gelehrſamkeit hælt. Aber bedenklich iſt es doch, daſs die Hypochondrie faſt in eben dem Grade ſich ausbreitet, in dem jene Seuche um ſich gegriffen hat. Nach den Zeugniſſen, die ich in Hænden habe, hat der gröſsere Theil der Gelehrten ſeine jugendli- chen Kræfte verſchwendet, der gröſsere Theil iſt hypochondriſch, wird es hieraus nicht wenigſtens wahrſcheinlich, daſs bey den meh- reſten dieſes Uebel aus jener unſeligen Quel- le, wo nicht ganz, doch zum Theil, ent- ſprungen ſey?
Der Körper leidet bey dieſen Aus- ſchweifungen nicht minder als die Seele. Man denke ſich Kinder, die itzo in ihrem
beſten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0066"n="56"/>
die durch heimliche Sünden ihre Geſundheit<lb/>
zerſtört hætten. Die Quellen dieſes Elends<lb/>ſind mannichfaltig, und eine ſehr ergiebige<lb/>
iſt der Mangel an körperlicher Arbeit, die<lb/>
ein altes hæſsliches Vorurtheil, den Aus-<lb/>ſprüchen der geſunden Vernunft zuwider,<lb/>
für unanſtændig für Perſonen vom Stande<lb/>
und Gelehrſamkeit hælt. Aber bedenklich<lb/>
iſt es doch, daſs die Hypochondrie faſt in<lb/>
eben dem Grade ſich ausbreitet, in dem jene<lb/>
Seuche um ſich gegriffen hat. Nach den<lb/>
Zeugniſſen, die ich in Hænden habe, hat der<lb/>
gröſsere Theil der Gelehrten ſeine jugendli-<lb/>
chen Kræfte verſchwendet, der gröſsere Theil<lb/>
iſt hypochondriſch, wird es hieraus nicht<lb/>
wenigſtens wahrſcheinlich, daſs bey den meh-<lb/>
reſten dieſes Uebel aus jener unſeligen Quel-<lb/>
le, wo nicht ganz, doch zum Theil, ent-<lb/>ſprungen ſey?</p><lb/><p>Der Körper leidet bey dieſen Aus-<lb/>ſchweifungen nicht minder als die Seele.<lb/>
Man denke ſich Kinder, die itzo in ihrem<lb/><fwplace="bottom"type="catch">beſten</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[56/0066]
die durch heimliche Sünden ihre Geſundheit
zerſtört hætten. Die Quellen dieſes Elends
ſind mannichfaltig, und eine ſehr ergiebige
iſt der Mangel an körperlicher Arbeit, die
ein altes hæſsliches Vorurtheil, den Aus-
ſprüchen der geſunden Vernunft zuwider,
für unanſtændig für Perſonen vom Stande
und Gelehrſamkeit hælt. Aber bedenklich
iſt es doch, daſs die Hypochondrie faſt in
eben dem Grade ſich ausbreitet, in dem jene
Seuche um ſich gegriffen hat. Nach den
Zeugniſſen, die ich in Hænden habe, hat der
gröſsere Theil der Gelehrten ſeine jugendli-
chen Kræfte verſchwendet, der gröſsere Theil
iſt hypochondriſch, wird es hieraus nicht
wenigſtens wahrſcheinlich, daſs bey den meh-
reſten dieſes Uebel aus jener unſeligen Quel-
le, wo nicht ganz, doch zum Theil, ent-
ſprungen ſey?
Der Körper leidet bey dieſen Aus-
ſchweifungen nicht minder als die Seele.
Man denke ſich Kinder, die itzo in ihrem
beſten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/66>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.