Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

daechtnisskraft. Hitze und Kaelte sind für
meinen Körper unertraeglich. Und so schlep-
pe ich denn, mit der Hypochondrie, Melan-
cholie und Hektick, behaftet, mein trauriges
und unzufriedenes Leben peinlich dahin.
Haette ich naehere Kenntnisse von der Be-
schaffenheit und dem Baue meines Körpers,
vielleicht könnte ich noch mehreres und Be-
stimteres sagen, als ohne diese Kenntniss nicht
seyn kann. Doch ich habe gethan, so viel
als ich konnte, und als Menschenfreund muss-
te -- O! wollte doch die Vorsicht, dass je-
der Jaungling und jedes unschuldige Maedchen
von diesem pestilenzialischen Laster abgehal-
ten waurde! -- Ja könnte ich euch doch alle
versammeln, die ihr diesem Laster ergeben
seyd, oder euch demselben noch ergebt,
mich in eure Mitte stellen, und euch die
Schandfleke zeigen, womit mich dieses Laster
gebrandmarkt hat!

Was für einen traurigen Einfluss ein
solcher klaeglicher Zustand auf die Fort-
pflanzung des Geschlechts haben müsse, ist

leicht

dæchtniſskraft. Hitze und Kælte ſind für
meinen Körper unertræglich. Und ſo ſchlep-
pe ich denn, mit der Hypochondrie, Melan-
cholie und Hektick, behaftet, mein trauriges
und unzufriedenes Leben peinlich dahin.
Hætte ich næhere Kenntniſse von der Be-
ſchaffenheit und dem Baue meines Körpers,
vielleicht könnte ich noch mehreres und Be-
ſtimteres ſagen, als ohne dieſe Kenntniſs nicht
ſeyn kann. Doch ich habe gethan, ſo viel
als ich konnte, und als Menſchenfreund muſs-
te — O! wollte doch die Vorſicht, daſs je-
der Jûngling und jedes unſchuldige Mædchen
von dieſem peſtilenzialiſchen Laſter abgehal-
ten wûrde! — Ja könnte ich euch doch alle
verſammeln, die ihr dieſem Laſter ergeben
ſeyd, oder euch demſelben noch ergebt,
mich in eure Mitte ſtellen, und euch die
Schandfleke zeigen, womit mich dieſes Laſter
gebrandmarkt hat!

Was für einen traurigen Einfluſs ein
ſolcher klæglicher Zuſtand auf die Fort-
pflanzung des Geſchlechts haben müſſe, iſt

leicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0071" n="61"/>
dæchtni&#x017F;skraft. Hitze und Kælte &#x017F;ind für<lb/>
meinen Körper unertræglich. Und &#x017F;o &#x017F;chlep-<lb/>
pe ich denn, mit der Hypochondrie, Melan-<lb/>
cholie und Hektick, behaftet, mein trauriges<lb/>
und unzufriedenes Leben peinlich dahin.<lb/>
Hætte ich næhere Kenntni&#x017F;se von der Be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit und dem Baue meines Körpers,<lb/>
vielleicht könnte ich noch mehreres und Be-<lb/>
&#x017F;timteres &#x017F;agen, als ohne die&#x017F;e Kenntni&#x017F;s nicht<lb/>
&#x017F;eyn kann. Doch ich habe gethan, &#x017F;o viel<lb/>
als ich konnte, und als Men&#x017F;chenfreund mu&#x017F;s-<lb/>
te &#x2014; O! wollte doch die Vor&#x017F;icht, da&#x017F;s je-<lb/>
der Jûngling und jedes un&#x017F;chuldige Mædchen<lb/>
von die&#x017F;em pe&#x017F;tilenziali&#x017F;chen La&#x017F;ter abgehal-<lb/>
ten wûrde! &#x2014; Ja könnte ich euch doch alle<lb/>
ver&#x017F;ammeln, die ihr die&#x017F;em La&#x017F;ter ergeben<lb/>
&#x017F;eyd, oder euch dem&#x017F;elben noch ergebt,<lb/>
mich in eure Mitte &#x017F;tellen, und euch die<lb/>
Schandfleke zeigen, womit mich die&#x017F;es La&#x017F;ter<lb/>
gebrandmarkt hat!</p><lb/>
            <p>Was für einen traurigen Einflu&#x017F;s ein<lb/>
&#x017F;olcher klæglicher Zu&#x017F;tand auf die Fort-<lb/>
pflanzung des Ge&#x017F;chlechts haben mü&#x017F;&#x017F;e, i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">leicht</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0071] dæchtniſskraft. Hitze und Kælte ſind für meinen Körper unertræglich. Und ſo ſchlep- pe ich denn, mit der Hypochondrie, Melan- cholie und Hektick, behaftet, mein trauriges und unzufriedenes Leben peinlich dahin. Hætte ich næhere Kenntniſse von der Be- ſchaffenheit und dem Baue meines Körpers, vielleicht könnte ich noch mehreres und Be- ſtimteres ſagen, als ohne dieſe Kenntniſs nicht ſeyn kann. Doch ich habe gethan, ſo viel als ich konnte, und als Menſchenfreund muſs- te — O! wollte doch die Vorſicht, daſs je- der Jûngling und jedes unſchuldige Mædchen von dieſem peſtilenzialiſchen Laſter abgehal- ten wûrde! — Ja könnte ich euch doch alle verſammeln, die ihr dieſem Laſter ergeben ſeyd, oder euch demſelben noch ergebt, mich in eure Mitte ſtellen, und euch die Schandfleke zeigen, womit mich dieſes Laſter gebrandmarkt hat! Was für einen traurigen Einfluſs ein ſolcher klæglicher Zuſtand auf die Fort- pflanzung des Geſchlechts haben müſſe, iſt leicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/71
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/71>, abgerufen am 21.11.2024.