Natur schienen empfangen zu haben, die vielleicht Reformatoren der Menschheit haet- ten werden können, haben sich nicht einen Fingerbreit über das Alltaegliche erhoben. Noch mehrere aehnliche Exempel, die mir in meinem Predigtamte bekannt wurden, könnte ich anführen, wenn ich nicht besor- gen müsste, dass ich dadurch, wenigstens auf eine entfernte Art, die Entdeckung von Ge- heimnissen veranlaste, die mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertrauer wurden."
Eben dieses bestaetigen folgende Aus- sagen von Unbekannten, aber sehr glaub- würdigen Zeugen.
I.
Eilfe von meinen damaligen Schulgenossen sind vor ihrem dreyssigsten Jahre elend gestor- ben, denen ich vielleicht bald folge; alle, wie es hiess, an der Auszehrung. Ich aber ver- muthe, dass sich vielleicht alle durch Onanie diese Auszehrung zugezogen haben mochten; so wie überhaupt die Auszehrung und Schwind- sucht, woran so viele Gelehrte und Studieren- de sterben, mehrentheils eine Folge dieses ih-
res
Natur ſchienen empfangen zu haben, die vielleicht Reformatoren der Menſchheit hæt- ten werden können, haben ſich nicht einen Fingerbreit über das Alltægliche erhoben. Noch mehrere æhnliche Exempel, die mir in meinem Predigtamte bekannt wurden, könnte ich anführen, wenn ich nicht beſor- gen müſste, daſs ich dadurch, wenigſtens auf eine entfernte Art, die Entdeckung von Ge- heimniſſen veranlaſte, die mir unter dem Siegel der Verſchwiegenheit anvertrauer wurden.”
Eben dieſes beſtætigen folgende Aus- ſagen von Unbekannten, aber ſehr glaub- würdigen Zeugen.
I.
Eilfe von meinen damaligen Schulgenoſſen ſind vor ihrem dreyſſigſten Jahre elend geſtor- ben, denen ich vielleicht bald folge; alle, wie es hieſs, an der Auszehrung. Ich aber ver- muthe, daſs ſich vielleicht alle durch Onanie dieſe Auszehrung zugezogen haben mochten; ſo wie überhaupt die Auszehrung und Schwind- ſucht, woran ſo viele Gelehrte und Studieren- de ſterben, mehrentheils eine Folge dieſes ih-
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Natur ſchienen empfangen zu haben, die
vielleicht Reformatoren der Menſchheit hæt-
ten werden können, haben ſich nicht einen
Fingerbreit über das Alltægliche erhoben.
Noch mehrere æhnliche Exempel, die mir
in meinem Predigtamte bekannt wurden,
könnte ich anführen, wenn ich nicht beſor-
gen müſste, daſs ich dadurch, wenigſtens auf
eine entfernte Art, die Entdeckung von Ge-
heimniſſen veranlaſte, die mir unter dem Siegel
der Verſchwiegenheit anvertrauer wurden.”
Eben dieſes beſtætigen folgende Aus-
ſagen von Unbekannten, aber ſehr glaub-
würdigen Zeugen.
I.
Eilfe von meinen damaligen Schulgenoſſen
ſind vor ihrem dreyſſigſten Jahre elend geſtor-
ben, denen ich vielleicht bald folge; alle, wie
es hieſs, an der Auszehrung. Ich aber ver-
muthe, daſs ſich vielleicht alle durch Onanie
dieſe Auszehrung zugezogen haben mochten;
ſo wie überhaupt die Auszehrung und Schwind-
ſucht, woran ſo viele Gelehrte und Studieren-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/80>, abgerufen am 21.11.2024.
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