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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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Wissenschaften unbrauchbar geworden, ob-
gleich mein Verstand von einer Menge Vor-
urtheilen befreit worden ist. Wie oft fürcht
ich, man möchte mir die Begehung dieses
Lasters an meinem Aeusserlichen ansehen, nach
dem Ausspruch Gellerts: Verwesung schaen-
det sein Gesichte, und predigt schrecklich die
Geschichte der Lüste, die den Leib zerstört.
Dieser Gedanke ist mir vorzüglich in den Ver-
haeltnissen, in denen ich jetzt stehe, fürchter-
lich. Ich scheue selbst den Schlaf, ich fürchte,
er möchte mein Verbrechen verrathen.

III.

Kurz mein Zögling ist jetzt, in einem Alter
von nicht vollen 9 Jahren, ein vollkommener
Wollüstling, der bisher alle Gelegenheiten
nützte, um seine Kenntnisse in diesem Stücke
zu vermehren, und durch die Wollust nichts-
würdiger Geschöpfe darin unterstützt wurde.
Auch hat er seine jüngern Geschwister schon
vieles gelehrt, die in ihrer Unschuld sich nichts
Böses dabey traeumen. Vielleicht waere mein
Zögling schon jetzt ein Opfer seiner Geilheit
geworden, haette ich nicht, da ich das schreck-
lichste besorgen muste, sein maennliches Glied

unter-

Wiſſenſchaften unbrauchbar geworden, ob-
gleich mein Verſtand von einer Menge Vor-
urtheilen befreit worden iſt. Wie oft fürcht
ich, man möchte mir die Begehung dieſes
Laſters an meinem Aeuſſerlichen anſehen, nach
dem Ausſpruch Gellerts: Verweſung ſchæn-
det ſein Geſichte, und predigt ſchrecklich die
Geſchichte der Lüſte, die den Leib zerſtört.
Dieſer Gedanke iſt mir vorzüglich in den Ver-
hæltniſſen, in denen ich jetzt ſtehe, fürchter-
lich. Ich ſcheue ſelbſt den Schlaf, ich fürchte,
er möchte mein Verbrechen verrathen.

III.

Kurz mein Zögling iſt jetzt, in einem Alter
von nicht vollen 9 Jahren, ein vollkommener
Wollüſtling, der bisher alle Gelegenheiten
nützte, um ſeine Kenntniſſe in dieſem Stücke
zu vermehren, und durch die Wolluſt nichts-
würdiger Geſchöpfe darin unterſtützt wurde.
Auch hat er ſeine jüngern Geſchwiſter ſchon
vieles gelehrt, die in ihrer Unſchuld ſich nichts
Böſes dabey træumen. Vielleicht wære mein
Zögling ſchon jetzt ein Opfer ſeiner Geilheit
geworden, hætte ich nicht, da ich das ſchreck-
lichſte beſorgen muſte, ſein mænnliches Glied

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[82/0092] Wiſſenſchaften unbrauchbar geworden, ob- gleich mein Verſtand von einer Menge Vor- urtheilen befreit worden iſt. Wie oft fürcht ich, man möchte mir die Begehung dieſes Laſters an meinem Aeuſſerlichen anſehen, nach dem Ausſpruch Gellerts: Verweſung ſchæn- det ſein Geſichte, und predigt ſchrecklich die Geſchichte der Lüſte, die den Leib zerſtört. Dieſer Gedanke iſt mir vorzüglich in den Ver- hæltniſſen, in denen ich jetzt ſtehe, fürchter- lich. Ich ſcheue ſelbſt den Schlaf, ich fürchte, er möchte mein Verbrechen verrathen. III. Kurz mein Zögling iſt jetzt, in einem Alter von nicht vollen 9 Jahren, ein vollkommener Wollüſtling, der bisher alle Gelegenheiten nützte, um ſeine Kenntniſſe in dieſem Stücke zu vermehren, und durch die Wolluſt nichts- würdiger Geſchöpfe darin unterſtützt wurde. Auch hat er ſeine jüngern Geſchwiſter ſchon vieles gelehrt, die in ihrer Unſchuld ſich nichts Böſes dabey træumen. Vielleicht wære mein Zögling ſchon jetzt ein Opfer ſeiner Geilheit geworden, hætte ich nicht, da ich das ſchreck- lichſte beſorgen muſte, ſein mænnliches Glied unter-

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/92>, abgerufen am 21.11.2024.