untersucht, und eine zerstörende Krankheit in ihremm Keime erstickt. Durch die Erhitzung hatten sich die obern Theile der Vorhaut an der Eichel entzündet, und waren voll kleiner Blasen. Aber anstatt, dass ihn diese so sicht- baren Folgen von dem Laster haetten abschre- cken sollen, sind' ich, dass er es seit der Zeit viel aerger treibt. Unglaublich ists, aber er hat es mir selbst gestanden, dass er es man- chen Tag 4 bis 5mal gethan hat. Ich habe bisher alle Mittel, auf die ich naturlich fallen muste, vergebens angewandt, habe ihn nicht von meiner Seite gelassen, durch Arbeiten und Spatziergehen ermaudet, habe ihm die augen- scheinlichen Folgen an seinem Körper gezeigt, ihm andere abschreckende Beyspiele von O- pfern dieses Lasters erzaehlt, durch Gründe der Religion, so weit er davon schon Begriffe hat, zu gewinnen gesucht, alles umsonst. Sein hitziges Temperament reisst ihn fort, und macht ihn mit jedem Tage wollüstiger. Dabey verwelkt er, wie eine Blume, die Far- be der Verwesung ist auf seinem Gesichte ge- zeichnet, und ich kann ihn nicht retten.
IV.
(F 2)
unterſucht, und eine zerſtörende Krankheit in ihrem̄ Keime erſtickt. Durch die Erhitzung hatten ſich die obern Theile der Vorhaut an der Eichel entzündet, und waren voll kleiner Blaſen. Aber anſtatt, daſs ihn dieſe ſo ſicht- baren Folgen von dem Laſter hætten abſchre- cken ſollen, ſind’ ich, daſs er es ſeit der Zeit viel ærger treibt. Unglaublich iſts, aber er hat es mir ſelbſt geſtanden, daſs er es man- chen Tag 4 bis 5mal gethan hat. Ich habe bisher alle Mittel, auf die ich naturlich fallen muſte, vergebens angewandt, habe ihn nicht von meiner Seite gelaſſen, durch Arbeiten und Spatziergehen ermûdet, habe ihm die augen- ſcheinlichen Folgen an ſeinem Körper gezeigt, ihm andere abſchreckende Beyſpiele von O- pfern dieſes Laſters erzæhlt, durch Gründe der Religion, ſo weit er davon ſchon Begriffe hat, zu gewinnen geſucht, alles umſonſt. Sein hitziges Temperament reiſst ihn fort, und macht ihn mit jedem Tage wollüſtiger. Dabey verwelkt er, wie eine Blume, die Far- be der Verweſung iſt auf ſeinem Geſichte ge- zeichnet, und ich kann ihn nicht retten.
IV.
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unterſucht, und eine zerſtörende Krankheit in
ihrem̄ Keime erſtickt. Durch die Erhitzung
hatten ſich die obern Theile der Vorhaut an
der Eichel entzündet, und waren voll kleiner
Blaſen. Aber anſtatt, daſs ihn dieſe ſo ſicht-
baren Folgen von dem Laſter hætten abſchre-
cken ſollen, ſind’ ich, daſs er es ſeit der Zeit
viel ærger treibt. Unglaublich iſts, aber er
hat es mir ſelbſt geſtanden, daſs er es man-
chen Tag 4 bis 5mal gethan hat. Ich habe
bisher alle Mittel, auf die ich naturlich fallen
muſte, vergebens angewandt, habe ihn nicht
von meiner Seite gelaſſen, durch Arbeiten und
Spatziergehen ermûdet, habe ihm die augen-
ſcheinlichen Folgen an ſeinem Körper gezeigt,
ihm andere abſchreckende Beyſpiele von O-
pfern dieſes Laſters erzæhlt, durch Gründe
der Religion, ſo weit er davon ſchon Begriffe
hat, zu gewinnen geſucht, alles umſonſt.
Sein hitziges Temperament reiſst ihn fort,
und macht ihn mit jedem Tage wollüſtiger.
Dabey verwelkt er, wie eine Blume, die Far-
be der Verweſung iſt auf ſeinem Geſichte ge-
zeichnet, und ich kann ihn nicht retten.
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/93>, abgerufen am 21.11.2024.
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