unbedeutend, diejenigen aber, die die mensch- liche Natur kennen, für schrecklich halten, und in demselben den ersten Keim des La- sters und der damit verknüpften verhec- renden Folgen entdecken werden. Die Am- men, die Waerterinnen, ja welches unglaub- lich zu sagen, aber doch zuverlaessig wahr ist, viele Eltern selbst, suchen bey den Kin- dern die Reizbarkeit gewisser Theile vor der Zeit zu erregen, theils aus blossem Muth- willen, theils aus Geilheit, theils um durch die, daher bey den Kindern entstehenden, angenehmen Empfindungen das Weinen zu stillen, und den Schlaf herbeyzulocken. Da- durch werden die Haende der unschuldigen Kinder nothwendig nach gewissen Theilen mehr als nach andern gerichtet, der Keim zu der schrecklichsten Fertigkeit entwickelt, und der junge Mensch angeleitet seine Ner- ven zu schwaechen und seinen Körper zu zerrütten, ehe er sich seiner selbst noch be- wusst ist. Da diess zuverlaessige Wahrheit ist, die mir durch viele sehr glaubwürdige
Perso-
(F 5)
unbedeutend, diejenigen aber, die die menſch- liche Natur kennen, für ſchrecklich halten, und in demſelben den erſten Keim des La- ſters und der damit verknüpften verhec- renden Folgen entdecken werden. Die Am- men, die Wærterinnen, ja welches unglaub- lich zu ſagen, aber doch zuverlæſſig wahr iſt, viele Eltern ſelbſt, ſuchen bey den Kin- dern die Reizbarkeit gewiſſer Theile vor der Zeit zu erregen, theils aus bloſsem Muth- willen, theils aus Geilheit, theils um durch die, daher bey den Kindern entſtehenden, angenehmen Empfindungen das Weinen zu ſtillen, und den Schlaf herbeyzulocken. Da- durch werden die Hænde der unſchuldigen Kinder nothwendig nach gewiſſen Theilen mehr als nach andern gerichtet, der Keim zu der ſchrecklichſten Fertigkeit entwickelt, und der junge Menſch angeleitet ſeine Ner- ven zu ſchwæchen und ſeinen Körper zu zerrütten, ehe er ſich ſeiner ſelbſt noch be- wuſst iſt. Da dieſs zuverlæſſige Wahrheit iſt, die mir durch viele ſehr glaubwürdige
Perſo-
(F 5)
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unbedeutend, diejenigen aber, die die menſch-
liche Natur kennen, für ſchrecklich halten,
und in demſelben den erſten Keim des La-
ſters und der damit verknüpften verhec-
renden Folgen entdecken werden. Die Am-
men, die Wærterinnen, ja welches unglaub-
lich zu ſagen, aber doch zuverlæſſig wahr
iſt, viele Eltern ſelbſt, ſuchen bey den Kin-
dern die Reizbarkeit gewiſſer Theile vor der
Zeit zu erregen, theils aus bloſsem Muth-
willen, theils aus Geilheit, theils um durch
die, daher bey den Kindern entſtehenden,
angenehmen Empfindungen das Weinen zu
ſtillen, und den Schlaf herbeyzulocken. Da-
durch werden die Hænde der unſchuldigen
Kinder nothwendig nach gewiſſen Theilen
mehr als nach andern gerichtet, der Keim
zu der ſchrecklichſten Fertigkeit entwickelt,
und der junge Menſch angeleitet ſeine Ner-
ven zu ſchwæchen und ſeinen Körper zu
zerrütten, ehe er ſich ſeiner ſelbſt noch be-
wuſst iſt. Da dieſs zuverlæſſige Wahrheit
iſt, die mir durch viele ſehr glaubwürdige
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/99>, abgerufen am 21.11.2024.
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