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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die vervielfältigenden Künste.
ist die Fixage fertig; die noch nicht vorher vom Licht reduzierten Silber-
salze sind fortgenommen, sodaß die Platte nunmehr dem Licht ausgesetzt
werden kann, ohne weitere Veränderungen zu erleiden. Die Entwicklung
ist eine keineswegs leichte Manipulation, man muß bei ihr sehr vorsichtig
und umsichtig sein, da man es selten einmal mit einem "Normalbild,"
d. h. einer gerade lange genug belichteten Platte zu thun hat, sondern
meist oder wenigstens oft eine Unter- oder Überexposition, d. h. eine
zu kurze oder zu lange Belichtung stattgefunden hat. Doch wollen wir
hier auf diese technischen Einzelheiten nicht näher eingehen. Die fixierte
Platte wird jetzt tüchtig gewaschen, um alle Unreinlichkeiten fortzuschaffen,
das Negativ ist fertig.

Es handelt sich nun darum, von diesem Negativ positive Abzüge
zu fertigen. Das Negativ wird, wie schon früher erwähnt, nachdem
es längere Zeit in laufendem Wasser abgewaschen ist, in einem Holz-
rahmen, dem "Kopierrahmen", über ein in lichtempfindliche Silberlösung
getauchtes Papier gelegt. Der Rahmen wird so lange dem Lichte
ausgesetzt, bis dieses auf dem Papier, das dem Negativ entsprechende
Positiv hervorgerufen hat. Man kann auch schon vorher mit der Be-
lichtung aufhören, und den letzten Teil derselben durch eine dem beim
Negativ angewandten Verfahren der Entwicklung ähnliche Methode
fertig entwickeln. Um einen schöneren Ton zu erzielen und die Bilder
dauerhafter zu machen, kommt nun das Positiv, das in der Dunkel-
kammer aus dem Kopierrahmen genommen ist, in ein Goldbad, das
in 1000 Teilen destillierten Wassers etwa ein Teil Chlorgold enthält.
Dann wird das Bild in unterschwefligsaurem Natron fixiert, mehrere
Stunden gewaschen, getrocknet, auf einen Karton geklebt und mit einer
Satiniermaschine (vergl. Erfindung des Papiers, S. 931) geglättet. Das
Bild ist fertig, bis auf die eventuelle "Retouche". Die Retouche, die den
Zweck hat, noch einzelne Feinheiten herauszubringen und Härten zu
mildern, erfolgt entweder im fertigen Positiv, indem man mit Pinsel
und Tusche arbeitet, oder aber neuerdings meist schon auf dem Negativ,
indem man mit dem Bleistift vorsichtig die gewünschten Verbesserungen
anbringt. In neuerer Zeit sind Photographieen auf Platinpapier sehr
in Aufnahme gekommen, die eine große Ähnlichkeit mit einem Stahl-
stich zeigen.

Es sei erwähnt, daß das Kopieren auch bei elektrischem Licht vor-
genommen wird, wenn auch beim Positivprozeß künstliches Licht weniger
zur Anwendung kommt, wie bei dem Negativprozeß. Die Versuche,
künstliches Licht zum Photographieren zu verwenden, datieren schon
aus den vierziger Jahren. Praktischen Eingang fand die Anwendung
elektrischen Bogenlichtes in der Photographie erst seit dem Jahre 1876,
wo van der Weyde geeignete Einrichtungen zu diesem Zwecke ersann. Die
Photographie bei elektrischem Licht ist besonders wichtig für Institute, die
auf photographischem Wege Pläne, Zeichnungen und Karten vervielfältigen,
da sie hierdurch in den Stand gesetzt sind, auch bei schlechtem Wetter und in

Die vervielfältigenden Künſte.
iſt die Fixage fertig; die noch nicht vorher vom Licht reduzierten Silber-
ſalze ſind fortgenommen, ſodaß die Platte nunmehr dem Licht ausgeſetzt
werden kann, ohne weitere Veränderungen zu erleiden. Die Entwicklung
iſt eine keineswegs leichte Manipulation, man muß bei ihr ſehr vorſichtig
und umſichtig ſein, da man es ſelten einmal mit einem „Normalbild,“
d. h. einer gerade lange genug belichteten Platte zu thun hat, ſondern
meiſt oder wenigſtens oft eine Unter- oder Überexpoſition, d. h. eine
zu kurze oder zu lange Belichtung ſtattgefunden hat. Doch wollen wir
hier auf dieſe techniſchen Einzelheiten nicht näher eingehen. Die fixierte
Platte wird jetzt tüchtig gewaſchen, um alle Unreinlichkeiten fortzuſchaffen,
das Negativ iſt fertig.

Es handelt ſich nun darum, von dieſem Negativ poſitive Abzüge
zu fertigen. Das Negativ wird, wie ſchon früher erwähnt, nachdem
es längere Zeit in laufendem Waſſer abgewaſchen iſt, in einem Holz-
rahmen, dem „Kopierrahmen“, über ein in lichtempfindliche Silberlöſung
getauchtes Papier gelegt. Der Rahmen wird ſo lange dem Lichte
ausgeſetzt, bis dieſes auf dem Papier, das dem Negativ entſprechende
Poſitiv hervorgerufen hat. Man kann auch ſchon vorher mit der Be-
lichtung aufhören, und den letzten Teil derſelben durch eine dem beim
Negativ angewandten Verfahren der Entwicklung ähnliche Methode
fertig entwickeln. Um einen ſchöneren Ton zu erzielen und die Bilder
dauerhafter zu machen, kommt nun das Poſitiv, das in der Dunkel-
kammer aus dem Kopierrahmen genommen iſt, in ein Goldbad, das
in 1000 Teilen deſtillierten Waſſers etwa ein Teil Chlorgold enthält.
Dann wird das Bild in unterſchwefligſaurem Natron fixiert, mehrere
Stunden gewaſchen, getrocknet, auf einen Karton geklebt und mit einer
Satiniermaſchine (vergl. Erfindung des Papiers, S. 931) geglättet. Das
Bild iſt fertig, bis auf die eventuelle „Retouche“. Die Retouche, die den
Zweck hat, noch einzelne Feinheiten herauszubringen und Härten zu
mildern, erfolgt entweder im fertigen Poſitiv, indem man mit Pinſel
und Tuſche arbeitet, oder aber neuerdings meiſt ſchon auf dem Negativ,
indem man mit dem Bleiſtift vorſichtig die gewünſchten Verbeſſerungen
anbringt. In neuerer Zeit ſind Photographieen auf Platinpapier ſehr
in Aufnahme gekommen, die eine große Ähnlichkeit mit einem Stahl-
ſtich zeigen.

Es ſei erwähnt, daß das Kopieren auch bei elektriſchem Licht vor-
genommen wird, wenn auch beim Poſitivprozeß künſtliches Licht weniger
zur Anwendung kommt, wie bei dem Negativprozeß. Die Verſuche,
künſtliches Licht zum Photographieren zu verwenden, datieren ſchon
aus den vierziger Jahren. Praktiſchen Eingang fand die Anwendung
elektriſchen Bogenlichtes in der Photographie erſt ſeit dem Jahre 1876,
wo van der Weyde geeignete Einrichtungen zu dieſem Zwecke erſann. Die
Photographie bei elektriſchem Licht iſt beſonders wichtig für Inſtitute, die
auf photographiſchem Wege Pläne, Zeichnungen und Karten vervielfältigen,
da ſie hierdurch in den Stand geſetzt ſind, auch bei ſchlechtem Wetter und in

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[990/1008] Die vervielfältigenden Künſte. iſt die Fixage fertig; die noch nicht vorher vom Licht reduzierten Silber- ſalze ſind fortgenommen, ſodaß die Platte nunmehr dem Licht ausgeſetzt werden kann, ohne weitere Veränderungen zu erleiden. Die Entwicklung iſt eine keineswegs leichte Manipulation, man muß bei ihr ſehr vorſichtig und umſichtig ſein, da man es ſelten einmal mit einem „Normalbild,“ d. h. einer gerade lange genug belichteten Platte zu thun hat, ſondern meiſt oder wenigſtens oft eine Unter- oder Überexpoſition, d. h. eine zu kurze oder zu lange Belichtung ſtattgefunden hat. Doch wollen wir hier auf dieſe techniſchen Einzelheiten nicht näher eingehen. Die fixierte Platte wird jetzt tüchtig gewaſchen, um alle Unreinlichkeiten fortzuſchaffen, das Negativ iſt fertig. Es handelt ſich nun darum, von dieſem Negativ poſitive Abzüge zu fertigen. Das Negativ wird, wie ſchon früher erwähnt, nachdem es längere Zeit in laufendem Waſſer abgewaſchen iſt, in einem Holz- rahmen, dem „Kopierrahmen“, über ein in lichtempfindliche Silberlöſung getauchtes Papier gelegt. Der Rahmen wird ſo lange dem Lichte ausgeſetzt, bis dieſes auf dem Papier, das dem Negativ entſprechende Poſitiv hervorgerufen hat. Man kann auch ſchon vorher mit der Be- lichtung aufhören, und den letzten Teil derſelben durch eine dem beim Negativ angewandten Verfahren der Entwicklung ähnliche Methode fertig entwickeln. Um einen ſchöneren Ton zu erzielen und die Bilder dauerhafter zu machen, kommt nun das Poſitiv, das in der Dunkel- kammer aus dem Kopierrahmen genommen iſt, in ein Goldbad, das in 1000 Teilen deſtillierten Waſſers etwa ein Teil Chlorgold enthält. Dann wird das Bild in unterſchwefligſaurem Natron fixiert, mehrere Stunden gewaſchen, getrocknet, auf einen Karton geklebt und mit einer Satiniermaſchine (vergl. Erfindung des Papiers, S. 931) geglättet. Das Bild iſt fertig, bis auf die eventuelle „Retouche“. Die Retouche, die den Zweck hat, noch einzelne Feinheiten herauszubringen und Härten zu mildern, erfolgt entweder im fertigen Poſitiv, indem man mit Pinſel und Tuſche arbeitet, oder aber neuerdings meiſt ſchon auf dem Negativ, indem man mit dem Bleiſtift vorſichtig die gewünſchten Verbeſſerungen anbringt. In neuerer Zeit ſind Photographieen auf Platinpapier ſehr in Aufnahme gekommen, die eine große Ähnlichkeit mit einem Stahl- ſtich zeigen. Es ſei erwähnt, daß das Kopieren auch bei elektriſchem Licht vor- genommen wird, wenn auch beim Poſitivprozeß künſtliches Licht weniger zur Anwendung kommt, wie bei dem Negativprozeß. Die Verſuche, künſtliches Licht zum Photographieren zu verwenden, datieren ſchon aus den vierziger Jahren. Praktiſchen Eingang fand die Anwendung elektriſchen Bogenlichtes in der Photographie erſt ſeit dem Jahre 1876, wo van der Weyde geeignete Einrichtungen zu dieſem Zwecke erſann. Die Photographie bei elektriſchem Licht iſt beſonders wichtig für Inſtitute, die auf photographiſchem Wege Pläne, Zeichnungen und Karten vervielfältigen, da ſie hierdurch in den Stand geſetzt ſind, auch bei ſchlechtem Wetter und in

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 990. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/1008>, abgerufen am 21.11.2024.