ungünstiger Jahreszeit zu arbeiten, und da sie außerdem bei Anwendung künstlichen Lichtes die günstigste Dauer der Exposition besser bestimmen können, wie bei Tageslicht. Nächst dem elektrischen Licht hat Magnesium- licht als künstliche Lichtquelle viel Verwendung gefunden. Metallisches Magnesium verbrennt sehr intensiv und entwickelt dabei besonders stark photochemisch wirkende Strahlen. Einen großen Aufschwung nahm die Photographie bei Magnesiumlicht erst seit dem Jahre 1883, als J. Gaedicke und A. Miethe in Berlin Magnesiumpulver einführten, das das sogenannte Magnesiumblitzlicht erzeugt. Es verbrennt dieses und ähnliche später erfundene Magnesiumpulver so ungeheuer schnell und intensiv, daß es möglich ist, bei ihrem Aufflammen sogar Momentauf- nahmen zu machen, über die wir gleich näheres berichten werden. Für die Aufnahme in oder von dunklen Räumen, von Höhlen u. s. w. ist das Magnesiumblitzlicht von großer Wichtigkeit.
4. Die Momentphotographie.
Die Momentphotographie hat es ermöglicht, schnell veränderliche Vor- gänge, schnell sich bewegende Tiere oder leblose Gegenstände zu photo- graphieren. Wenn auch schon Daguerre es versucht hat, bewegliche Körper photographisch aufzunehmen, so können wir die Geburt der Momentphotographie erst von der Zeit an rechnen, wo die Einführung der Bromsilber-Gelatine-Platten dem Photographen so lichtempfindliches Material in die Hand gab, daß er in ganz geringen Bruchteilen der Sekunde, z. B. in 1/1000 Sekunde ein brauchbares Bild schnell beweglicher Gegenstände aufzunehmen vermochte. Das wesentliche Erfordernis zur Momentphotographie ist der Besitz eines guten Momentverschlusses, der vor, hinter oder in der Mitte des Objektivs angebracht, es erlaubt, die gewünschte kurze Belichtung mechanisch erfolgen zu lassen. Eine vierte Art der Anbringung des Momentverschlusses ist die Anbringung desselben vor der photographischen Platte. Einen derartigen Verschluß, bei dem sich ein Spalt vor der Platte vorbeibewegt, hat der fran- zösische Astronom Janssen zu seinen Sonnenauf- nahmen 1/2000 Sekunden und vielfach auch An- schütz bei seinen berühmten Momentbildern benutzt.
Um die verschiedenen Erfordernisse zu erfüllen, die an einen Momentverschluß gestellt werden, gleichmäßige Belichtung aller derjenigen Stellen der Platte, verschieden kurze und leicht konstatier- bare Belichtungszeiten je nach Wunsch, Fortfall jeglicher Erschütterung des ganzen Apparates während des Öffnens des Momentverschlusses, hat man die verschiedenartigsten Momentver- schlüsse erfunden, von denen wir nur einige gebräuchliche beschreiben wollen. Es sei noch
[Abbildung]
Fig. 528.
Fallbrett.
Die Momentphotographie.
ungünſtiger Jahreszeit zu arbeiten, und da ſie außerdem bei Anwendung künſtlichen Lichtes die günſtigſte Dauer der Expoſition beſſer beſtimmen können, wie bei Tageslicht. Nächſt dem elektriſchen Licht hat Magneſium- licht als künſtliche Lichtquelle viel Verwendung gefunden. Metalliſches Magneſium verbrennt ſehr intenſiv und entwickelt dabei beſonders ſtark photochemiſch wirkende Strahlen. Einen großen Aufſchwung nahm die Photographie bei Magneſiumlicht erſt ſeit dem Jahre 1883, als J. Gaedicke und A. Miethe in Berlin Magneſiumpulver einführten, das das ſogenannte Magneſiumblitzlicht erzeugt. Es verbrennt dieſes und ähnliche ſpäter erfundene Magneſiumpulver ſo ungeheuer ſchnell und intenſiv, daß es möglich iſt, bei ihrem Aufflammen ſogar Momentauf- nahmen zu machen, über die wir gleich näheres berichten werden. Für die Aufnahme in oder von dunklen Räumen, von Höhlen u. ſ. w. iſt das Magneſiumblitzlicht von großer Wichtigkeit.
4. Die Momentphotographie.
Die Momentphotographie hat es ermöglicht, ſchnell veränderliche Vor- gänge, ſchnell ſich bewegende Tiere oder lebloſe Gegenſtände zu photo- graphieren. Wenn auch ſchon Daguerre es verſucht hat, bewegliche Körper photographiſch aufzunehmen, ſo können wir die Geburt der Momentphotographie erſt von der Zeit an rechnen, wo die Einführung der Bromſilber-Gelatine-Platten dem Photographen ſo lichtempfindliches Material in die Hand gab, daß er in ganz geringen Bruchteilen der Sekunde, z. B. in 1/1000 Sekunde ein brauchbares Bild ſchnell beweglicher Gegenſtände aufzunehmen vermochte. Das weſentliche Erfordernis zur Momentphotographie iſt der Beſitz eines guten Momentverſchluſſes, der vor, hinter oder in der Mitte des Objektivs angebracht, es erlaubt, die gewünſchte kurze Belichtung mechaniſch erfolgen zu laſſen. Eine vierte Art der Anbringung des Momentverſchluſſes iſt die Anbringung desſelben vor der photographiſchen Platte. Einen derartigen Verſchluß, bei dem ſich ein Spalt vor der Platte vorbeibewegt, hat der fran- zöſiſche Aſtronom Janſſen zu ſeinen Sonnenauf- nahmen 1/2000 Sekunden und vielfach auch An- ſchütz bei ſeinen berühmten Momentbildern benutzt.
Um die verſchiedenen Erforderniſſe zu erfüllen, die an einen Momentverſchluß geſtellt werden, gleichmäßige Belichtung aller derjenigen Stellen der Platte, verſchieden kurze und leicht konſtatier- bare Belichtungszeiten je nach Wunſch, Fortfall jeglicher Erſchütterung des ganzen Apparates während des Öffnens des Momentverſchluſſes, hat man die verſchiedenartigſten Momentver- ſchlüſſe erfunden, von denen wir nur einige gebräuchliche beſchreiben wollen. Es ſei noch
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Fig. 528.
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Die Momentphotographie.
ungünſtiger Jahreszeit zu arbeiten, und da ſie außerdem bei Anwendung
künſtlichen Lichtes die günſtigſte Dauer der Expoſition beſſer beſtimmen
können, wie bei Tageslicht. Nächſt dem elektriſchen Licht hat Magneſium-
licht als künſtliche Lichtquelle viel Verwendung gefunden. Metalliſches
Magneſium verbrennt ſehr intenſiv und entwickelt dabei beſonders ſtark
photochemiſch wirkende Strahlen. Einen großen Aufſchwung nahm die
Photographie bei Magneſiumlicht erſt ſeit dem Jahre 1883, als J.
Gaedicke und A. Miethe in Berlin Magneſiumpulver einführten, das
das ſogenannte Magneſiumblitzlicht erzeugt. Es verbrennt dieſes und
ähnliche ſpäter erfundene Magneſiumpulver ſo ungeheuer ſchnell und
intenſiv, daß es möglich iſt, bei ihrem Aufflammen ſogar Momentauf-
nahmen zu machen, über die wir gleich näheres berichten werden. Für
die Aufnahme in oder von dunklen Räumen, von Höhlen u. ſ. w. iſt
das Magneſiumblitzlicht von großer Wichtigkeit.
4. Die Momentphotographie.
Die Momentphotographie hat es ermöglicht, ſchnell veränderliche Vor-
gänge, ſchnell ſich bewegende Tiere oder lebloſe Gegenſtände zu photo-
graphieren. Wenn auch ſchon Daguerre es verſucht hat, bewegliche
Körper photographiſch aufzunehmen, ſo können wir die Geburt der
Momentphotographie erſt von der Zeit an rechnen, wo die Einführung
der Bromſilber-Gelatine-Platten dem Photographen ſo lichtempfindliches
Material in die Hand gab, daß er in ganz geringen Bruchteilen der
Sekunde, z. B. in 1/1000 Sekunde ein brauchbares Bild ſchnell beweglicher
Gegenſtände aufzunehmen vermochte. Das weſentliche Erfordernis zur
Momentphotographie iſt der Beſitz eines guten Momentverſchluſſes, der
vor, hinter oder in der Mitte des Objektivs angebracht, es erlaubt,
die gewünſchte kurze Belichtung mechaniſch erfolgen zu laſſen. Eine
vierte Art der Anbringung des Momentverſchluſſes iſt die Anbringung
desſelben vor der photographiſchen Platte. Einen derartigen Verſchluß,
bei dem ſich ein Spalt vor der Platte vorbeibewegt, hat der fran-
zöſiſche Aſtronom Janſſen zu ſeinen Sonnenauf-
nahmen 1/2000 Sekunden und vielfach auch An-
ſchütz bei ſeinen berühmten Momentbildern benutzt.
Um die verſchiedenen Erforderniſſe zu erfüllen,
die an einen Momentverſchluß geſtellt werden,
gleichmäßige Belichtung aller derjenigen Stellen
der Platte, verſchieden kurze und leicht konſtatier-
bare Belichtungszeiten je nach Wunſch, Fortfall
jeglicher Erſchütterung des ganzen Apparates
während des Öffnens des Momentverſchluſſes,
hat man die verſchiedenartigſten Momentver-
ſchlüſſe erfunden, von denen wir nur einige
gebräuchliche beſchreiben wollen. Es ſei noch
[Abbildung Fig. 528. Fallbrett.]
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 991. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/1009>, abgerufen am 21.11.2024.
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