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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die vervielfältigenden Künste.
vorher erwähnt, daß in der Praxis die Verschlüsse die häufigste An-
wendung finden, die vor dem Objektiv angebracht werden, weil dabei
an dem übrigen photographischen Apparat gar keine Änderung vor-
genommen zu werden braucht. Fig. 528 zeigt einen als "Fallbrett"
bezeichneten Momentverschluß. In einem metallischen Rahmen bewegt
sich ein Holzbrett mit einer kreisrunden Öffnung von oben nach unten.
Das Herabfallen des Brettes wird durch pneumatische Auslösung be-
wirkt, indem man auf den in der Figur sichtbaren Gummiball drückt.
Der Fall erfährt noch eine Beschleunigung durch Gummibänder, die
von unten her das Brett halten und, wenn dasselbe hochgezogen ist,
die Tendenz haben, es nach unten zu ziehen. Das Objektiv läßt nun
nur Licht hindurch, wenn die kreisrunde Öffnung an ihm vorbeisaust.
Da der Vorübergang einer kreisrunden Öffnung, wie eine anschauliche
Überlegung zeigt, eine nicht sehr gleichmäßige Belichtung hervorruft,
so macht man oft die Öffnung auch von anderer, günstigerer Form.

[Abbildung] Fig. 529.

Momentverschluß nach Pritschow und Steinheil.

Eine ganz andere Art Moment-
verschluß zeigt uns Fig. 529. Die-
ser Verschluß, von Pritschow und
Steinheil im Jahre 1888 erfunden
und als Universal-Objektivver-
schluß bezeichnet, wird vor dem
Objektive oder auch zwischen dem
Linsensystem angebracht und ver-
ursacht gar keine nachteilige Er-
schütterungen. Es bewegen sich
bei diesem Apparat zwei metallische
Schieber, die beide kreisrunde
Öffnungen haben, an einander
vorüber, sobald der Verschluß
durch Drücken auf den Gummi-
ball aus gelöst wird. Die Aus-
lösung kann aber erst dann er-

[Abbildung] Fig. 530.

Rotierender Momentverschluß.

Die vervielfältigenden Künſte.
vorher erwähnt, daß in der Praxis die Verſchlüſſe die häufigſte An-
wendung finden, die vor dem Objektiv angebracht werden, weil dabei
an dem übrigen photographiſchen Apparat gar keine Änderung vor-
genommen zu werden braucht. Fig. 528 zeigt einen als „Fallbrett“
bezeichneten Momentverſchluß. In einem metalliſchen Rahmen bewegt
ſich ein Holzbrett mit einer kreisrunden Öffnung von oben nach unten.
Das Herabfallen des Brettes wird durch pneumatiſche Auslöſung be-
wirkt, indem man auf den in der Figur ſichtbaren Gummiball drückt.
Der Fall erfährt noch eine Beſchleunigung durch Gummibänder, die
von unten her das Brett halten und, wenn dasſelbe hochgezogen iſt,
die Tendenz haben, es nach unten zu ziehen. Das Objektiv läßt nun
nur Licht hindurch, wenn die kreisrunde Öffnung an ihm vorbeiſauſt.
Da der Vorübergang einer kreisrunden Öffnung, wie eine anſchauliche
Überlegung zeigt, eine nicht ſehr gleichmäßige Belichtung hervorruft,
ſo macht man oft die Öffnung auch von anderer, günſtigerer Form.

[Abbildung] Fig. 529.

Momentverſchluß nach Pritſchow und Steinheil.

Eine ganz andere Art Moment-
verſchluß zeigt uns Fig. 529. Die-
ſer Verſchluß, von Pritſchow und
Steinheil im Jahre 1888 erfunden
und als Univerſal-Objektivver-
ſchluß bezeichnet, wird vor dem
Objektive oder auch zwiſchen dem
Linſenſyſtem angebracht und ver-
urſacht gar keine nachteilige Er-
ſchütterungen. Es bewegen ſich
bei dieſem Apparat zwei metalliſche
Schieber, die beide kreisrunde
Öffnungen haben, an einander
vorüber, ſobald der Verſchluß
durch Drücken auf den Gummi-
ball aus gelöſt wird. Die Aus-
löſung kann aber erſt dann er-

[Abbildung] Fig. 530.

Rotierender Momentverſchluß.

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[992/1010] Die vervielfältigenden Künſte. vorher erwähnt, daß in der Praxis die Verſchlüſſe die häufigſte An- wendung finden, die vor dem Objektiv angebracht werden, weil dabei an dem übrigen photographiſchen Apparat gar keine Änderung vor- genommen zu werden braucht. Fig. 528 zeigt einen als „Fallbrett“ bezeichneten Momentverſchluß. In einem metalliſchen Rahmen bewegt ſich ein Holzbrett mit einer kreisrunden Öffnung von oben nach unten. Das Herabfallen des Brettes wird durch pneumatiſche Auslöſung be- wirkt, indem man auf den in der Figur ſichtbaren Gummiball drückt. Der Fall erfährt noch eine Beſchleunigung durch Gummibänder, die von unten her das Brett halten und, wenn dasſelbe hochgezogen iſt, die Tendenz haben, es nach unten zu ziehen. Das Objektiv läßt nun nur Licht hindurch, wenn die kreisrunde Öffnung an ihm vorbeiſauſt. Da der Vorübergang einer kreisrunden Öffnung, wie eine anſchauliche Überlegung zeigt, eine nicht ſehr gleichmäßige Belichtung hervorruft, ſo macht man oft die Öffnung auch von anderer, günſtigerer Form. [Abbildung Fig. 529. Momentverſchluß nach Pritſchow und Steinheil.] Eine ganz andere Art Moment- verſchluß zeigt uns Fig. 529. Die- ſer Verſchluß, von Pritſchow und Steinheil im Jahre 1888 erfunden und als Univerſal-Objektivver- ſchluß bezeichnet, wird vor dem Objektive oder auch zwiſchen dem Linſenſyſtem angebracht und ver- urſacht gar keine nachteilige Er- ſchütterungen. Es bewegen ſich bei dieſem Apparat zwei metalliſche Schieber, die beide kreisrunde Öffnungen haben, an einander vorüber, ſobald der Verſchluß durch Drücken auf den Gummi- ball aus gelöſt wird. Die Aus- löſung kann aber erſt dann er- [Abbildung Fig. 530. Rotierender Momentverſchluß.]

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 992. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/1010>, abgerufen am 21.11.2024.