artigem Maßstabe betrieben. Die Kraft, welche die Dynamomaschinen in Umlauf versetzen muß, wird durch Jonval-Turbinen dem Rhein entnommen. Die größeren Maschinen erzeugen eine Stromstärke von 14000 Ampere und eine Spannung von 30 Volt. Sie sind fähig, eine mächtige Wärme zu entwickeln und zugleich gewaltige chemische Kräfte zu entbinden. Den Schmelzofen erblicken wir in den Fig. 126 a und b im Grund- und Aufriß. Er stellt ein von der Erde isoliertes, oben
[Abbildung]
Fig. 126
a. Grundriß und
[Abbildung]
Fig. 126
b. Aufriß des Heroult-Ofens zur Aluminium-Gewinnung.
offenes Eisengefäß dar, welches mit Kohlenplatten ausgefüttert ist; der Strom wird durch eine Anzahl zusammengeschichteter, eben- solcher Platten zugeführt, die an einer Kette in den Ofen hineinhangen, wäh- rend an der Austrittsstelle des Stromes sich ein Metall, wie Kupfer, Eisen oder Messing befindet, das mit dem entstehenden Aluminium eine Verbindung eingeht. Bevor der Prozeß beginnt, wird der Ofen mit Stücken des Metalls und der Thon- erde angefüllt. Die Hitze, welche der Strom entwickelt, schmelzt zunächst diesen In- halt des Ofens zu einer feurig flüssigen Masse zu- sammen, die sich am Boden ansammelt. Die chemische Wirkung aber äußert sich darin, daß die Thonerde in ihre Bestandteile zerfällt, deren einer, das Aluminium, von dem Metallbade auf- genommen wird, während der andere, der Sauerstoff, zur Eintrittsstelle des Stromes, zu den Kohlenplatten hingezogen wird und mit dem Kohlenstoff derselben verbunden, als Kohlenoxydgas in die Luft entweicht. Man kann natürlich von oben her die zersetzte Thonerde fortwährend durch neue ersetzen, ebenso wie das Metall, während die flüssige Verbindung des Aluminiums mit dem Metall durch eine Öffnung im Boden abgelassen werden kann. Man hat es durchaus in der Gewalt, eine Mischung von ganz bestimmtem Gehalte zu
Die elektriſchen Erfindungen.
artigem Maßſtabe betrieben. Die Kraft, welche die Dynamomaſchinen in Umlauf verſetzen muß, wird durch Jonval-Turbinen dem Rhein entnommen. Die größeren Maſchinen erzeugen eine Stromſtärke von 14000 Ampère und eine Spannung von 30 Volt. Sie ſind fähig, eine mächtige Wärme zu entwickeln und zugleich gewaltige chemiſche Kräfte zu entbinden. Den Schmelzofen erblicken wir in den Fig. 126 a und b im Grund- und Aufriß. Er ſtellt ein von der Erde iſoliertes, oben
[Abbildung]
Fig. 126
a. Grundriß und
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Fig. 126
b. Aufriß des Héroult-Ofens zur Aluminium-Gewinnung.
offenes Eiſengefäß dar, welches mit Kohlenplatten ausgefüttert iſt; der Strom wird durch eine Anzahl zuſammengeſchichteter, eben- ſolcher Platten zugeführt, die an einer Kette in den Ofen hineinhangen, wäh- rend an der Austrittsſtelle des Stromes ſich ein Metall, wie Kupfer, Eiſen oder Meſſing befindet, das mit dem entſtehenden Aluminium eine Verbindung eingeht. Bevor der Prozeß beginnt, wird der Ofen mit Stücken des Metalls und der Thon- erde angefüllt. Die Hitze, welche der Strom entwickelt, ſchmelzt zunächſt dieſen In- halt des Ofens zu einer feurig flüſſigen Maſſe zu- ſammen, die ſich am Boden anſammelt. Die chemiſche Wirkung aber äußert ſich darin, daß die Thonerde in ihre Beſtandteile zerfällt, deren einer, das Aluminium, von dem Metallbade auf- genommen wird, während der andere, der Sauerſtoff, zur Eintrittsſtelle des Stromes, zu den Kohlenplatten hingezogen wird und mit dem Kohlenſtoff derſelben verbunden, als Kohlenoxydgas in die Luft entweicht. Man kann natürlich von oben her die zerſetzte Thonerde fortwährend durch neue erſetzen, ebenſo wie das Metall, während die flüſſige Verbindung des Aluminiums mit dem Metall durch eine Öffnung im Boden abgelaſſen werden kann. Man hat es durchaus in der Gewalt, eine Miſchung von ganz beſtimmtem Gehalte zu
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[172/0190]
Die elektriſchen Erfindungen.
artigem Maßſtabe betrieben. Die Kraft, welche die Dynamomaſchinen
in Umlauf verſetzen muß, wird durch Jonval-Turbinen dem Rhein
entnommen. Die größeren Maſchinen erzeugen eine Stromſtärke von
14000 Ampère und eine Spannung von 30 Volt. Sie ſind fähig, eine
mächtige Wärme zu entwickeln und zugleich gewaltige chemiſche Kräfte
zu entbinden. Den Schmelzofen erblicken wir in den Fig. 126 a und b
im Grund- und Aufriß. Er ſtellt ein von der Erde iſoliertes, oben
[Abbildung Fig. 126 a. Grundriß und]
[Abbildung Fig. 126 b.
Aufriß des Héroult-Ofens zur Aluminium-Gewinnung.]
offenes Eiſengefäß dar,
welches mit Kohlenplatten
ausgefüttert iſt; der Strom
wird durch eine Anzahl
zuſammengeſchichteter, eben-
ſolcher Platten zugeführt,
die an einer Kette in den
Ofen hineinhangen, wäh-
rend an der Austrittsſtelle
des Stromes ſich ein Metall,
wie Kupfer, Eiſen oder
Meſſing befindet, das mit
dem entſtehenden Aluminium
eine Verbindung eingeht.
Bevor der Prozeß beginnt,
wird der Ofen mit Stücken
des Metalls und der Thon-
erde angefüllt. Die Hitze,
welche der Strom entwickelt,
ſchmelzt zunächſt dieſen In-
halt des Ofens zu einer
feurig flüſſigen Maſſe zu-
ſammen, die ſich am Boden
anſammelt. Die chemiſche
Wirkung aber äußert ſich
darin, daß die Thonerde in
ihre Beſtandteile zerfällt,
deren einer, das Aluminium,
von dem Metallbade auf-
genommen wird, während
der andere, der Sauerſtoff,
zur Eintrittsſtelle des Stromes, zu den Kohlenplatten hingezogen wird
und mit dem Kohlenſtoff derſelben verbunden, als Kohlenoxydgas in die
Luft entweicht. Man kann natürlich von oben her die zerſetzte Thonerde
fortwährend durch neue erſetzen, ebenſo wie das Metall, während
die flüſſige Verbindung des Aluminiums mit dem Metall durch eine
Öffnung im Boden abgelaſſen werden kann. Man hat es durchaus
in der Gewalt, eine Miſchung von ganz beſtimmtem Gehalte zu
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/190>, abgerufen am 24.11.2024.
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