Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.Die elektrischen Erfindungen. gesehen davon, daß bei der raschen Bewegung weniger Gewicht mit-geschleppt werden muß, so werden auch den Wechselströmen die sonst in den Eisenkernen auftretenden Wärmewirkungen erspart, so daß ihre Kraft ganz und gar erhalten bleibt. Deshalb sind es auch gerade diese Maschinen, welche für eine bestimmte Arbeitsleistung, die man zu ihrer Drehung verwendet, die höchste Leistungsfähigkeit erreichen. Dieselbe Firma hatte auf der Frankfurter Ausstellung 1891 eine hier wegen Raummangels nicht abgebildete Innenpolmaschine für Wechselstrom aus- gestellt, bei der 60 Feldmagnete zusammen drehbar sind, während der Anker, der auch die Form eines Ringes hat, feststeht. Der Durchmesser des drehbaren Ringes mit den Elektromagneten ist nicht geringer als 3,7 m, der feststehende Ankerring aber mißt 4,6 m. Die Spannung beträgt 2000 Volt, die Stromstärke 165 Ampere, die Leistung also entspricht 450 Pferdestärken. Mit diesen Maschinen kehrt man zu Faradays erstem Versuch zurück, Ströme in einem Leiter aufzuweisen, der durch ein magnetisches Feld hindurchwandert; auch damals gelang es bereits, Wechselströme in der Drahtleitung zu erzeugen. Wir sahen aber, daß in den Induktionsapparaten, die Faradays Entdeckung auf dem Fuße folgten, ein Mittel gegeben ist, gerade diese häufig an Stärke wechselnden und sich umkehrenden Ströme zu transformieren, also hochgespannte Ströme von geringer Elektrizitätsmenge in reichlicher fließende, aber niedriger gespannte Ströme zu verwandeln und auch umgekehrt. In Verbindung mit solchen den Induktionsapparaten nachgebildeten Transformatoren werden also gerade die Wechselströme, bei denen die Richtung des Stromes gleichgültig, aber an einer leichten Verwandlung der Ströme etwas gelegen ist, am besten verwendbar sein. Wir erfuhren bereits, daß bei den chemischen Wirkungen der Elektrizität es sehr auf eine hohe Stromstärke ankommt, wogegen die Spannung gering sein kann; aber freilich sind Wechselströme für chemische Zwecke im allgemeinen unbrauchbar. Auch für die Erwärmung von in den Stromkreis eingeschalteten Leitern sind gerade starke Ströme wesentlich. Auf dieser Thatsache beruht ein von Elihu Thomson vor drei Jahren angegebenes Verfahren, um Stücke desselben Metalls oder auch verschiedene Metalle an den Enden zusammen zu schmelzen, also z. B. Stahl- und Eisenstücke an einander zu schweißen. Er bedient sich dazu der in der Fig. 129 rechts sichtbaren Dynamomaschine. Wir sehen an dieser die Feldmagnete, sechs an der Zahl und innerhalb des von ihnen eingeschlossenen Raumes eine Trommel, deren Drahtwickelung die beim Drehen entstehenden Wechselströme zwei rechts sichtbaren, von einander isolierten Ringen zuführt, von denen die hoch gespannten, aber geringe Stromstärke aufweisenden Ströme in den links unten sichtbaren Transformator gelangen. Als stark gespannte Ströme kommen sie hier in dünne Drahtwindungen, die als primäre Spule dienen, während der sekundäre Leitungsdraht von einem einzigen sehr dicken und zu einem Ringe gebogenen Kupferreifen gebildet ist. Die An- Die elektriſchen Erfindungen. geſehen davon, daß bei der raſchen Bewegung weniger Gewicht mit-geſchleppt werden muß, ſo werden auch den Wechſelſtrömen die ſonſt in den Eiſenkernen auftretenden Wärmewirkungen erſpart, ſo daß ihre Kraft ganz und gar erhalten bleibt. Deshalb ſind es auch gerade dieſe Maſchinen, welche für eine beſtimmte Arbeitsleiſtung, die man zu ihrer Drehung verwendet, die höchſte Leiſtungsfähigkeit erreichen. Dieſelbe Firma hatte auf der Frankfurter Ausſtellung 1891 eine hier wegen Raummangels nicht abgebildete Innenpolmaſchine für Wechſelſtrom aus- geſtellt, bei der 60 Feldmagnete zuſammen drehbar ſind, während der Anker, der auch die Form eines Ringes hat, feſtſteht. Der Durchmeſſer des drehbaren Ringes mit den Elektromagneten iſt nicht geringer als 3,7 m, der feſtſtehende Ankerring aber mißt 4,6 m. Die Spannung beträgt 2000 Volt, die Stromſtärke 165 Ampère, die Leiſtung alſo entſpricht 450 Pferdeſtärken. Mit dieſen Maſchinen kehrt man zu Faradays erſtem Verſuch zurück, Ströme in einem Leiter aufzuweiſen, der durch ein magnetiſches Feld hindurchwandert; auch damals gelang es bereits, Wechſelſtröme in der Drahtleitung zu erzeugen. Wir ſahen aber, daß in den Induktionsapparaten, die Faradays Entdeckung auf dem Fuße folgten, ein Mittel gegeben iſt, gerade dieſe häufig an Stärke wechſelnden und ſich umkehrenden Ströme zu transformieren, alſo hochgeſpannte Ströme von geringer Elektrizitätsmenge in reichlicher fließende, aber niedriger geſpannte Ströme zu verwandeln und auch umgekehrt. In Verbindung mit ſolchen den Induktionsapparaten nachgebildeten Transformatoren werden alſo gerade die Wechſelſtröme, bei denen die Richtung des Stromes gleichgültig, aber an einer leichten Verwandlung der Ströme etwas gelegen iſt, am beſten verwendbar ſein. Wir erfuhren bereits, daß bei den chemiſchen Wirkungen der Elektrizität es ſehr auf eine hohe Stromſtärke ankommt, wogegen die Spannung gering ſein kann; aber freilich ſind Wechſelſtröme für chemiſche Zwecke im allgemeinen unbrauchbar. Auch für die Erwärmung von in den Stromkreis eingeſchalteten Leitern ſind gerade ſtarke Ströme weſentlich. Auf dieſer Thatſache beruht ein von Elihu Thomſon vor drei Jahren angegebenes Verfahren, um Stücke desſelben Metalls oder auch verſchiedene Metalle an den Enden zuſammen zu ſchmelzen, alſo z. B. Stahl- und Eiſenſtücke an einander zu ſchweißen. Er bedient ſich dazu der in der Fig. 129 rechts ſichtbaren Dynamomaſchine. Wir ſehen an dieſer die Feldmagnete, ſechs an der Zahl und innerhalb des von ihnen eingeſchloſſenen Raumes eine Trommel, deren Drahtwickelung die beim Drehen entſtehenden Wechſelſtröme zwei rechts ſichtbaren, von einander iſolierten Ringen zuführt, von denen die hoch geſpannten, aber geringe Stromſtärke aufweiſenden Ströme in den links unten ſichtbaren Transformator gelangen. Als ſtark geſpannte Ströme kommen ſie hier in dünne Drahtwindungen, die als primäre Spule dienen, während der ſekundäre Leitungsdraht von einem einzigen ſehr dicken und zu einem Ringe gebogenen Kupferreifen gebildet iſt. Die An- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0194" n="176"/><fw place="top" type="header">Die elektriſchen Erfindungen.</fw><lb/> geſehen davon, daß bei der raſchen Bewegung weniger Gewicht mit-<lb/> geſchleppt werden muß, ſo werden auch den Wechſelſtrömen die ſonſt in den<lb/> Eiſenkernen auftretenden Wärmewirkungen erſpart, ſo daß ihre Kraft<lb/> ganz und gar erhalten bleibt. Deshalb ſind es auch gerade dieſe<lb/> Maſchinen, welche für eine beſtimmte Arbeitsleiſtung, die man zu ihrer<lb/> Drehung verwendet, die höchſte Leiſtungsfähigkeit erreichen. Dieſelbe<lb/> Firma hatte auf der Frankfurter Ausſtellung 1891 eine hier wegen<lb/> Raummangels nicht abgebildete Innenpolmaſchine für Wechſelſtrom aus-<lb/> geſtellt, bei der 60 Feldmagnete zuſammen drehbar ſind, während der<lb/> Anker, der auch die Form eines Ringes hat, feſtſteht. Der Durchmeſſer<lb/> des drehbaren Ringes mit den Elektromagneten iſt nicht geringer als<lb/> 3,7 <hi rendition="#aq">m</hi>, der feſtſtehende Ankerring aber mißt 4,6 <hi rendition="#aq">m.</hi> Die Spannung<lb/> beträgt 2000 Volt, die Stromſtärke 165 Amp<hi rendition="#aq">è</hi>re, die Leiſtung alſo<lb/> entſpricht 450 Pferdeſtärken. Mit dieſen Maſchinen kehrt man zu<lb/> Faradays erſtem Verſuch zurück, Ströme in einem Leiter aufzuweiſen,<lb/> der durch ein magnetiſches Feld hindurchwandert; auch damals gelang<lb/> es bereits, Wechſelſtröme in der Drahtleitung zu erzeugen. Wir ſahen<lb/> aber, daß in den Induktionsapparaten, die Faradays Entdeckung auf<lb/> dem Fuße folgten, ein Mittel gegeben iſt, gerade dieſe häufig an<lb/> Stärke wechſelnden und ſich umkehrenden Ströme zu transformieren,<lb/> alſo hochgeſpannte Ströme von geringer Elektrizitätsmenge in reichlicher<lb/> fließende, aber niedriger geſpannte Ströme zu verwandeln und auch<lb/> umgekehrt. In Verbindung mit ſolchen den Induktionsapparaten<lb/> nachgebildeten Transformatoren werden alſo gerade die Wechſelſtröme,<lb/> bei denen die Richtung des Stromes gleichgültig, aber an einer leichten<lb/> Verwandlung der Ströme etwas gelegen iſt, am beſten verwendbar<lb/> ſein. Wir erfuhren bereits, daß bei den chemiſchen Wirkungen der<lb/> Elektrizität es ſehr auf eine hohe Stromſtärke ankommt, wogegen die<lb/> Spannung gering ſein kann; aber freilich ſind Wechſelſtröme für chemiſche<lb/> Zwecke im allgemeinen unbrauchbar. Auch für die Erwärmung von<lb/> in den Stromkreis eingeſchalteten Leitern ſind gerade ſtarke Ströme<lb/> weſentlich. Auf dieſer Thatſache beruht ein von Elihu Thomſon<lb/> vor drei Jahren angegebenes Verfahren, um Stücke desſelben Metalls<lb/> oder auch verſchiedene Metalle an den Enden zuſammen zu ſchmelzen,<lb/> alſo z. B. Stahl- und Eiſenſtücke an einander zu ſchweißen. Er bedient<lb/> ſich dazu der in der Fig. 129 rechts ſichtbaren Dynamomaſchine. Wir<lb/> ſehen an dieſer die Feldmagnete, ſechs an der Zahl und innerhalb des<lb/> von ihnen eingeſchloſſenen Raumes eine Trommel, deren Drahtwickelung<lb/> die beim Drehen entſtehenden Wechſelſtröme zwei rechts ſichtbaren, von<lb/> einander iſolierten Ringen zuführt, von denen die hoch geſpannten,<lb/> aber geringe Stromſtärke aufweiſenden Ströme in den links unten<lb/> ſichtbaren Transformator gelangen. Als ſtark geſpannte Ströme kommen<lb/> ſie hier in dünne Drahtwindungen, die als primäre Spule dienen,<lb/> während der ſekundäre Leitungsdraht von einem einzigen ſehr dicken<lb/> und zu einem Ringe gebogenen Kupferreifen gebildet iſt. Die An-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [176/0194]
Die elektriſchen Erfindungen.
geſehen davon, daß bei der raſchen Bewegung weniger Gewicht mit-
geſchleppt werden muß, ſo werden auch den Wechſelſtrömen die ſonſt in den
Eiſenkernen auftretenden Wärmewirkungen erſpart, ſo daß ihre Kraft
ganz und gar erhalten bleibt. Deshalb ſind es auch gerade dieſe
Maſchinen, welche für eine beſtimmte Arbeitsleiſtung, die man zu ihrer
Drehung verwendet, die höchſte Leiſtungsfähigkeit erreichen. Dieſelbe
Firma hatte auf der Frankfurter Ausſtellung 1891 eine hier wegen
Raummangels nicht abgebildete Innenpolmaſchine für Wechſelſtrom aus-
geſtellt, bei der 60 Feldmagnete zuſammen drehbar ſind, während der
Anker, der auch die Form eines Ringes hat, feſtſteht. Der Durchmeſſer
des drehbaren Ringes mit den Elektromagneten iſt nicht geringer als
3,7 m, der feſtſtehende Ankerring aber mißt 4,6 m. Die Spannung
beträgt 2000 Volt, die Stromſtärke 165 Ampère, die Leiſtung alſo
entſpricht 450 Pferdeſtärken. Mit dieſen Maſchinen kehrt man zu
Faradays erſtem Verſuch zurück, Ströme in einem Leiter aufzuweiſen,
der durch ein magnetiſches Feld hindurchwandert; auch damals gelang
es bereits, Wechſelſtröme in der Drahtleitung zu erzeugen. Wir ſahen
aber, daß in den Induktionsapparaten, die Faradays Entdeckung auf
dem Fuße folgten, ein Mittel gegeben iſt, gerade dieſe häufig an
Stärke wechſelnden und ſich umkehrenden Ströme zu transformieren,
alſo hochgeſpannte Ströme von geringer Elektrizitätsmenge in reichlicher
fließende, aber niedriger geſpannte Ströme zu verwandeln und auch
umgekehrt. In Verbindung mit ſolchen den Induktionsapparaten
nachgebildeten Transformatoren werden alſo gerade die Wechſelſtröme,
bei denen die Richtung des Stromes gleichgültig, aber an einer leichten
Verwandlung der Ströme etwas gelegen iſt, am beſten verwendbar
ſein. Wir erfuhren bereits, daß bei den chemiſchen Wirkungen der
Elektrizität es ſehr auf eine hohe Stromſtärke ankommt, wogegen die
Spannung gering ſein kann; aber freilich ſind Wechſelſtröme für chemiſche
Zwecke im allgemeinen unbrauchbar. Auch für die Erwärmung von
in den Stromkreis eingeſchalteten Leitern ſind gerade ſtarke Ströme
weſentlich. Auf dieſer Thatſache beruht ein von Elihu Thomſon
vor drei Jahren angegebenes Verfahren, um Stücke desſelben Metalls
oder auch verſchiedene Metalle an den Enden zuſammen zu ſchmelzen,
alſo z. B. Stahl- und Eiſenſtücke an einander zu ſchweißen. Er bedient
ſich dazu der in der Fig. 129 rechts ſichtbaren Dynamomaſchine. Wir
ſehen an dieſer die Feldmagnete, ſechs an der Zahl und innerhalb des
von ihnen eingeſchloſſenen Raumes eine Trommel, deren Drahtwickelung
die beim Drehen entſtehenden Wechſelſtröme zwei rechts ſichtbaren, von
einander iſolierten Ringen zuführt, von denen die hoch geſpannten,
aber geringe Stromſtärke aufweiſenden Ströme in den links unten
ſichtbaren Transformator gelangen. Als ſtark geſpannte Ströme kommen
ſie hier in dünne Drahtwindungen, die als primäre Spule dienen,
während der ſekundäre Leitungsdraht von einem einzigen ſehr dicken
und zu einem Ringe gebogenen Kupferreifen gebildet iſt. Die An-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |