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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die elektrischen Erfindungen.
einer galvanischen Batterie versorgt wurde. Das war die erste Glüh-
lampe. Zwar hatte Jobard in Brüssel bereits 1838 den Vorschlag
gemacht, die Kohle in einem luftleeren Raume als lichtgebenden Leiter
zu benutzen, und die Engländer Starr und King konnten 1845 ein
Stäbchen aus Kohle, das sie bis zur Fadendünne abgeschliffen hatten,
in einem leer gepumpten Glasballon durch den Strom einer magnet-
elektrischen Maschine zum Glühen bringen. Aber eine Fortsetzung
dieser Versuche erschien damals schon deshalb wenig lohnend, weil ja
die Stromquellen zu teuer waren, das elektrische Licht zu kostspielig
wurde. Erst als die Dynamomaschinen aufkamen, und durch die
Erfindung der verbesserten Quecksilberluftpumpe von Sprengel die
Herstellung außerordentlicher Luftverdünnungen möglich wurde, da
wurde die Suche nach geeigneten Glühlampen von Swan 1877 und
Edison 1878 wieder aufgenommen. Die Dauerhaftigkeit einer solchen
Lampe hängt sehr wesentlich davon ab, daß eine möglichst vollkommene
Luftleere hergestellt wird, weil der Kohlenfaden bei Anwesenheit eines
Luftrestes schnell dahinschwindet. Nun hatte Crookes durch großartige
Versuche gezeigt, wie weit die Luftentleerung mit Hülfe der Sprengelschen
Pumpe getrieben werden konnte, und Swan konnte jetzt seine Glas-
gefäße, nachdem er verkohlte Papierfäden hineingebracht hatte, so
vollkommen entleeren, daß der Druck der übrigbleibenden Luft nur
noch ein Milliontel einer Atmosphäre betrug. Man mußte dabei die
Kohlenfäden während des Auspumpens gehörig erhitzen, weil sie in der
Kälte einen hohen Betrag von der umgebenden Luft in sich aufzu-
nehmen vermögen, der beim späteren Gebrauche schädlich wirken würde.
Die auf diese und ähnliche Einzelheiten gerichtete Sorgfalt Swans
und Edisons hat erst die glänzenden Erfolge der elektrischen Beleuchtung
ermöglicht. Die Drähte, welche der Lampe den Strom zuführen,
sind mit der metallischen Hülle des Lampenfußes und der durch
eine Gipsfüllung davon isolierten Fußschraube in Verbindung zu
bringen, und deshalb wird besondere Sorgfalt auf die Vereinigung
des Kohlefadens mit diesem Fuße zu verwenden sein. Platindrähte,
die den gläsernen Lampenfuß durchsetzen, stellen diese Verbindung her
und sind mit der Kohle durch einen galvanischen Niederschlag von
Kupfer vereinigt. An der Vereinigungsstelle könnte die Berührung an
Innigkeit zu wünschen übrig lassen. Dann würde gerade hier der
Widerstand bedeutend sein, und es wäre ein Fortschmelzen des Kupfer-
belags zu fürchten. Darum sorgte Swan durch Verdickung des Kohlen-
fadens gerade an seinen Enden für eine Verminderung des Wider-
standes. Der Kohlenfaden hat bei den Lampen verschiedener Firmen
eine immer andere Form. Wir zeigen in den Fig. 130 bis 132 die
einfache U-Gestalt der Edisonschen Kohlenfaser, die gewundene der
Swanschen und die Zickzackform der Maximschen Glühlampe. Woher
aber bekommt man diese feinen Fäden? Wir kennen die Kohle doch
als ein sprödes Material, das sich der Formung immer entzieht. Hören

Die elektriſchen Erfindungen.
einer galvaniſchen Batterie verſorgt wurde. Das war die erſte Glüh-
lampe. Zwar hatte Jobard in Brüſſel bereits 1838 den Vorſchlag
gemacht, die Kohle in einem luftleeren Raume als lichtgebenden Leiter
zu benutzen, und die Engländer Starr und King konnten 1845 ein
Stäbchen aus Kohle, das ſie bis zur Fadendünne abgeſchliffen hatten,
in einem leer gepumpten Glasballon durch den Strom einer magnet-
elektriſchen Maſchine zum Glühen bringen. Aber eine Fortſetzung
dieſer Verſuche erſchien damals ſchon deshalb wenig lohnend, weil ja
die Stromquellen zu teuer waren, das elektriſche Licht zu koſtſpielig
wurde. Erſt als die Dynamomaſchinen aufkamen, und durch die
Erfindung der verbeſſerten Queckſilberluftpumpe von Sprengel die
Herſtellung außerordentlicher Luftverdünnungen möglich wurde, da
wurde die Suche nach geeigneten Glühlampen von Swan 1877 und
Ediſon 1878 wieder aufgenommen. Die Dauerhaftigkeit einer ſolchen
Lampe hängt ſehr weſentlich davon ab, daß eine möglichſt vollkommene
Luftleere hergeſtellt wird, weil der Kohlenfaden bei Anweſenheit eines
Luftreſtes ſchnell dahinſchwindet. Nun hatte Crookes durch großartige
Verſuche gezeigt, wie weit die Luftentleerung mit Hülfe der Sprengelſchen
Pumpe getrieben werden konnte, und Swan konnte jetzt ſeine Glas-
gefäße, nachdem er verkohlte Papierfäden hineingebracht hatte, ſo
vollkommen entleeren, daß der Druck der übrigbleibenden Luft nur
noch ein Milliontel einer Atmoſphäre betrug. Man mußte dabei die
Kohlenfäden während des Auspumpens gehörig erhitzen, weil ſie in der
Kälte einen hohen Betrag von der umgebenden Luft in ſich aufzu-
nehmen vermögen, der beim ſpäteren Gebrauche ſchädlich wirken würde.
Die auf dieſe und ähnliche Einzelheiten gerichtete Sorgfalt Swans
und Ediſons hat erſt die glänzenden Erfolge der elektriſchen Beleuchtung
ermöglicht. Die Drähte, welche der Lampe den Strom zuführen,
ſind mit der metalliſchen Hülle des Lampenfußes und der durch
eine Gipsfüllung davon iſolierten Fußſchraube in Verbindung zu
bringen, und deshalb wird beſondere Sorgfalt auf die Vereinigung
des Kohlefadens mit dieſem Fuße zu verwenden ſein. Platindrähte,
die den gläſernen Lampenfuß durchſetzen, ſtellen dieſe Verbindung her
und ſind mit der Kohle durch einen galvaniſchen Niederſchlag von
Kupfer vereinigt. An der Vereinigungsſtelle könnte die Berührung an
Innigkeit zu wünſchen übrig laſſen. Dann würde gerade hier der
Widerſtand bedeutend ſein, und es wäre ein Fortſchmelzen des Kupfer-
belags zu fürchten. Darum ſorgte Swan durch Verdickung des Kohlen-
fadens gerade an ſeinen Enden für eine Verminderung des Wider-
ſtandes. Der Kohlenfaden hat bei den Lampen verſchiedener Firmen
eine immer andere Form. Wir zeigen in den Fig. 130 bis 132 die
einfache U-Geſtalt der Ediſonſchen Kohlenfaſer, die gewundene der
Swanſchen und die Zickzackform der Maximſchen Glühlampe. Woher
aber bekommt man dieſe feinen Fäden? Wir kennen die Kohle doch
als ein ſprödes Material, das ſich der Formung immer entzieht. Hören

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[180/0198] Die elektriſchen Erfindungen. einer galvaniſchen Batterie verſorgt wurde. Das war die erſte Glüh- lampe. Zwar hatte Jobard in Brüſſel bereits 1838 den Vorſchlag gemacht, die Kohle in einem luftleeren Raume als lichtgebenden Leiter zu benutzen, und die Engländer Starr und King konnten 1845 ein Stäbchen aus Kohle, das ſie bis zur Fadendünne abgeſchliffen hatten, in einem leer gepumpten Glasballon durch den Strom einer magnet- elektriſchen Maſchine zum Glühen bringen. Aber eine Fortſetzung dieſer Verſuche erſchien damals ſchon deshalb wenig lohnend, weil ja die Stromquellen zu teuer waren, das elektriſche Licht zu koſtſpielig wurde. Erſt als die Dynamomaſchinen aufkamen, und durch die Erfindung der verbeſſerten Queckſilberluftpumpe von Sprengel die Herſtellung außerordentlicher Luftverdünnungen möglich wurde, da wurde die Suche nach geeigneten Glühlampen von Swan 1877 und Ediſon 1878 wieder aufgenommen. Die Dauerhaftigkeit einer ſolchen Lampe hängt ſehr weſentlich davon ab, daß eine möglichſt vollkommene Luftleere hergeſtellt wird, weil der Kohlenfaden bei Anweſenheit eines Luftreſtes ſchnell dahinſchwindet. Nun hatte Crookes durch großartige Verſuche gezeigt, wie weit die Luftentleerung mit Hülfe der Sprengelſchen Pumpe getrieben werden konnte, und Swan konnte jetzt ſeine Glas- gefäße, nachdem er verkohlte Papierfäden hineingebracht hatte, ſo vollkommen entleeren, daß der Druck der übrigbleibenden Luft nur noch ein Milliontel einer Atmoſphäre betrug. Man mußte dabei die Kohlenfäden während des Auspumpens gehörig erhitzen, weil ſie in der Kälte einen hohen Betrag von der umgebenden Luft in ſich aufzu- nehmen vermögen, der beim ſpäteren Gebrauche ſchädlich wirken würde. Die auf dieſe und ähnliche Einzelheiten gerichtete Sorgfalt Swans und Ediſons hat erſt die glänzenden Erfolge der elektriſchen Beleuchtung ermöglicht. Die Drähte, welche der Lampe den Strom zuführen, ſind mit der metalliſchen Hülle des Lampenfußes und der durch eine Gipsfüllung davon iſolierten Fußſchraube in Verbindung zu bringen, und deshalb wird beſondere Sorgfalt auf die Vereinigung des Kohlefadens mit dieſem Fuße zu verwenden ſein. Platindrähte, die den gläſernen Lampenfuß durchſetzen, ſtellen dieſe Verbindung her und ſind mit der Kohle durch einen galvaniſchen Niederſchlag von Kupfer vereinigt. An der Vereinigungsſtelle könnte die Berührung an Innigkeit zu wünſchen übrig laſſen. Dann würde gerade hier der Widerſtand bedeutend ſein, und es wäre ein Fortſchmelzen des Kupfer- belags zu fürchten. Darum ſorgte Swan durch Verdickung des Kohlen- fadens gerade an ſeinen Enden für eine Verminderung des Wider- ſtandes. Der Kohlenfaden hat bei den Lampen verſchiedener Firmen eine immer andere Form. Wir zeigen in den Fig. 130 bis 132 die einfache U-Geſtalt der Ediſonſchen Kohlenfaſer, die gewundene der Swanſchen und die Zickzackform der Maximſchen Glühlampe. Woher aber bekommt man dieſe feinen Fäden? Wir kennen die Kohle doch als ein ſprödes Material, das ſich der Formung immer entzieht. Hören

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/198>, abgerufen am 23.11.2024.