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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Erfindung des elektrischen Lichtes.
wir also, wie der große Mann von Menlo Park sich dieselben durch
Verkohlung von Bambusfasern verschafft.

Die von der Pflanze kommenden röhrenförmigen Stengel werden
zuerst mit Hilfe einer für diesen Zweck erfundenen Maschine so präpariert,
daß man schnell eine größere Zahl gleichförmiger, in passenden Längen
abgeschnittener Stücke, und jedes Stück in zwei Halbröhren mitten
durchgespalten, erhält. Diese beiden werden wieder in drei Streifen
geteilt; die harte, Kieselsäure enthaltende äußere Rinde wird entfernt,
und die Stücke werden derart abgehobelt, daß sie einen flachen und
geraden Streifen von der ganzen Länge nach gleichförmiger Dicke
abgeben, und dann so abgeschnitten, daß sie genau dieselbe Länge

[Abbildung] Fig. 130. [Abbildung] Fig. 131.
Elektrische Glühlampen von
[Abbildung] Fig. 132.
Edison. Swan. Maxim.
erhalten. Nachdem man so einen Satz gleicher Fasern präpariert hat,
stellt man sie in Blöcke zusammen und schneidet sie so, daß sie endlich
die Gestalt einer schmalen Bambusfaser mit Verdickungen an den Enden
annehmen, mit denen sie später an die Zuleitungsdrähte angeheftet
werden. Die Fasern werden hierauf in die gewünschte Form gebogen,
nämlich die eines Hufeisens, und durch Erhitzung bis zur Weißglut
unter Luftabschluß in Öfen verkohlt. Dann werden sie mit ihren
Platinhaltern galvanisch verbunden, um eine durchaus gute Verbindung
herbeizuführen, und schließlich in die Glasglocken gebracht. Diese letzteren
werden wiederholt luftleer gepumpt, während die in ihnen enthaltene
Faser immer wieder durch einen elektrischen Strom auf eine sehr hohe
Temperatur erhitzt wird, nachdem man sie dazwischen immer wieder
hat abkühlen lassen. Dadurch wird die Luft und jedes andere in
ihnen noch enthaltene Gas freigemacht, und außerdem werden die
Fasern dabei noch einer scharfen Probe unterworfen, welche nur die
ganz gesunden aushalten können, und schließlich erhält man eine dem
beabsichtigten Zweck angepaßte, einer langen Ausdauer fähige Faser.
Die Dicke der Kohle in den gewöhnlichen Edisonschen Glühlampen ist

Die Erfindung des elektriſchen Lichtes.
wir alſo, wie der große Mann von Menlo Park ſich dieſelben durch
Verkohlung von Bambusfaſern verſchafft.

Die von der Pflanze kommenden röhrenförmigen Stengel werden
zuerſt mit Hilfe einer für dieſen Zweck erfundenen Maſchine ſo präpariert,
daß man ſchnell eine größere Zahl gleichförmiger, in paſſenden Längen
abgeſchnittener Stücke, und jedes Stück in zwei Halbröhren mitten
durchgeſpalten, erhält. Dieſe beiden werden wieder in drei Streifen
geteilt; die harte, Kieſelſäure enthaltende äußere Rinde wird entfernt,
und die Stücke werden derart abgehobelt, daß ſie einen flachen und
geraden Streifen von der ganzen Länge nach gleichförmiger Dicke
abgeben, und dann ſo abgeſchnitten, daß ſie genau dieſelbe Länge

[Abbildung] Fig. 130. [Abbildung] Fig. 131.
Elektriſche Glühlampen von
[Abbildung] Fig. 132.
Ediſon. Swan. Maxim.
erhalten. Nachdem man ſo einen Satz gleicher Faſern präpariert hat,
ſtellt man ſie in Blöcke zuſammen und ſchneidet ſie ſo, daß ſie endlich
die Geſtalt einer ſchmalen Bambusfaſer mit Verdickungen an den Enden
annehmen, mit denen ſie ſpäter an die Zuleitungsdrähte angeheftet
werden. Die Faſern werden hierauf in die gewünſchte Form gebogen,
nämlich die eines Hufeiſens, und durch Erhitzung bis zur Weißglut
unter Luftabſchluß in Öfen verkohlt. Dann werden ſie mit ihren
Platinhaltern galvaniſch verbunden, um eine durchaus gute Verbindung
herbeizuführen, und ſchließlich in die Glasglocken gebracht. Dieſe letzteren
werden wiederholt luftleer gepumpt, während die in ihnen enthaltene
Faſer immer wieder durch einen elektriſchen Strom auf eine ſehr hohe
Temperatur erhitzt wird, nachdem man ſie dazwiſchen immer wieder
hat abkühlen laſſen. Dadurch wird die Luft und jedes andere in
ihnen noch enthaltene Gas freigemacht, und außerdem werden die
Faſern dabei noch einer ſcharfen Probe unterworfen, welche nur die
ganz geſunden aushalten können, und ſchließlich erhält man eine dem
beabſichtigten Zweck angepaßte, einer langen Ausdauer fähige Faſer.
Die Dicke der Kohle in den gewöhnlichen Ediſonſchen Glühlampen iſt

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[181/0199] Die Erfindung des elektriſchen Lichtes. wir alſo, wie der große Mann von Menlo Park ſich dieſelben durch Verkohlung von Bambusfaſern verſchafft. Die von der Pflanze kommenden röhrenförmigen Stengel werden zuerſt mit Hilfe einer für dieſen Zweck erfundenen Maſchine ſo präpariert, daß man ſchnell eine größere Zahl gleichförmiger, in paſſenden Längen abgeſchnittener Stücke, und jedes Stück in zwei Halbröhren mitten durchgeſpalten, erhält. Dieſe beiden werden wieder in drei Streifen geteilt; die harte, Kieſelſäure enthaltende äußere Rinde wird entfernt, und die Stücke werden derart abgehobelt, daß ſie einen flachen und geraden Streifen von der ganzen Länge nach gleichförmiger Dicke abgeben, und dann ſo abgeſchnitten, daß ſie genau dieſelbe Länge [Abbildung Fig. 130. ] [Abbildung Fig. 131. Elektriſche Glühlampen von] [Abbildung Fig. 132.] Ediſon. Swan. Maxim. erhalten. Nachdem man ſo einen Satz gleicher Faſern präpariert hat, ſtellt man ſie in Blöcke zuſammen und ſchneidet ſie ſo, daß ſie endlich die Geſtalt einer ſchmalen Bambusfaſer mit Verdickungen an den Enden annehmen, mit denen ſie ſpäter an die Zuleitungsdrähte angeheftet werden. Die Faſern werden hierauf in die gewünſchte Form gebogen, nämlich die eines Hufeiſens, und durch Erhitzung bis zur Weißglut unter Luftabſchluß in Öfen verkohlt. Dann werden ſie mit ihren Platinhaltern galvaniſch verbunden, um eine durchaus gute Verbindung herbeizuführen, und ſchließlich in die Glasglocken gebracht. Dieſe letzteren werden wiederholt luftleer gepumpt, während die in ihnen enthaltene Faſer immer wieder durch einen elektriſchen Strom auf eine ſehr hohe Temperatur erhitzt wird, nachdem man ſie dazwiſchen immer wieder hat abkühlen laſſen. Dadurch wird die Luft und jedes andere in ihnen noch enthaltene Gas freigemacht, und außerdem werden die Faſern dabei noch einer ſcharfen Probe unterworfen, welche nur die ganz geſunden aushalten können, und ſchließlich erhält man eine dem beabſichtigten Zweck angepaßte, einer langen Ausdauer fähige Faſer. Die Dicke der Kohle in den gewöhnlichen Ediſonſchen Glühlampen iſt

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/199>, abgerufen am 23.11.2024.