wir also, wie der große Mann von Menlo Park sich dieselben durch Verkohlung von Bambusfasern verschafft.
Die von der Pflanze kommenden röhrenförmigen Stengel werden zuerst mit Hilfe einer für diesen Zweck erfundenen Maschine so präpariert, daß man schnell eine größere Zahl gleichförmiger, in passenden Längen abgeschnittener Stücke, und jedes Stück in zwei Halbröhren mitten durchgespalten, erhält. Diese beiden werden wieder in drei Streifen geteilt; die harte, Kieselsäure enthaltende äußere Rinde wird entfernt, und die Stücke werden derart abgehobelt, daß sie einen flachen und geraden Streifen von der ganzen Länge nach gleichförmiger Dicke abgeben, und dann so abgeschnitten, daß sie genau dieselbe Länge
erhalten. Nachdem man so einen Satz gleicher Fasern präpariert hat, stellt man sie in Blöcke zusammen und schneidet sie so, daß sie endlich die Gestalt einer schmalen Bambusfaser mit Verdickungen an den Enden annehmen, mit denen sie später an die Zuleitungsdrähte angeheftet werden. Die Fasern werden hierauf in die gewünschte Form gebogen, nämlich die eines Hufeisens, und durch Erhitzung bis zur Weißglut unter Luftabschluß in Öfen verkohlt. Dann werden sie mit ihren Platinhaltern galvanisch verbunden, um eine durchaus gute Verbindung herbeizuführen, und schließlich in die Glasglocken gebracht. Diese letzteren werden wiederholt luftleer gepumpt, während die in ihnen enthaltene Faser immer wieder durch einen elektrischen Strom auf eine sehr hohe Temperatur erhitzt wird, nachdem man sie dazwischen immer wieder hat abkühlen lassen. Dadurch wird die Luft und jedes andere in ihnen noch enthaltene Gas freigemacht, und außerdem werden die Fasern dabei noch einer scharfen Probe unterworfen, welche nur die ganz gesunden aushalten können, und schließlich erhält man eine dem beabsichtigten Zweck angepaßte, einer langen Ausdauer fähige Faser. Die Dicke der Kohle in den gewöhnlichen Edisonschen Glühlampen ist
Die Erfindung des elektriſchen Lichtes.
wir alſo, wie der große Mann von Menlo Park ſich dieſelben durch Verkohlung von Bambusfaſern verſchafft.
Die von der Pflanze kommenden röhrenförmigen Stengel werden zuerſt mit Hilfe einer für dieſen Zweck erfundenen Maſchine ſo präpariert, daß man ſchnell eine größere Zahl gleichförmiger, in paſſenden Längen abgeſchnittener Stücke, und jedes Stück in zwei Halbröhren mitten durchgeſpalten, erhält. Dieſe beiden werden wieder in drei Streifen geteilt; die harte, Kieſelſäure enthaltende äußere Rinde wird entfernt, und die Stücke werden derart abgehobelt, daß ſie einen flachen und geraden Streifen von der ganzen Länge nach gleichförmiger Dicke abgeben, und dann ſo abgeſchnitten, daß ſie genau dieſelbe Länge
erhalten. Nachdem man ſo einen Satz gleicher Faſern präpariert hat, ſtellt man ſie in Blöcke zuſammen und ſchneidet ſie ſo, daß ſie endlich die Geſtalt einer ſchmalen Bambusfaſer mit Verdickungen an den Enden annehmen, mit denen ſie ſpäter an die Zuleitungsdrähte angeheftet werden. Die Faſern werden hierauf in die gewünſchte Form gebogen, nämlich die eines Hufeiſens, und durch Erhitzung bis zur Weißglut unter Luftabſchluß in Öfen verkohlt. Dann werden ſie mit ihren Platinhaltern galvaniſch verbunden, um eine durchaus gute Verbindung herbeizuführen, und ſchließlich in die Glasglocken gebracht. Dieſe letzteren werden wiederholt luftleer gepumpt, während die in ihnen enthaltene Faſer immer wieder durch einen elektriſchen Strom auf eine ſehr hohe Temperatur erhitzt wird, nachdem man ſie dazwiſchen immer wieder hat abkühlen laſſen. Dadurch wird die Luft und jedes andere in ihnen noch enthaltene Gas freigemacht, und außerdem werden die Faſern dabei noch einer ſcharfen Probe unterworfen, welche nur die ganz geſunden aushalten können, und ſchließlich erhält man eine dem beabſichtigten Zweck angepaßte, einer langen Ausdauer fähige Faſer. Die Dicke der Kohle in den gewöhnlichen Ediſonſchen Glühlampen iſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0199"n="181"/><fwplace="top"type="header">Die Erfindung des elektriſchen Lichtes.</fw><lb/>
wir alſo, wie der große Mann von Menlo Park ſich dieſelben durch<lb/>
Verkohlung von Bambusfaſern verſchafft.</p><lb/><p>Die von der Pflanze kommenden röhrenförmigen Stengel werden<lb/>
zuerſt mit Hilfe einer für dieſen Zweck erfundenen Maſchine ſo präpariert,<lb/>
daß man ſchnell eine größere Zahl gleichförmiger, in paſſenden Längen<lb/>
abgeſchnittener Stücke, und jedes Stück in zwei Halbröhren mitten<lb/>
durchgeſpalten, erhält. Dieſe beiden werden wieder in drei Streifen<lb/>
geteilt; die harte, Kieſelſäure enthaltende äußere Rinde wird entfernt,<lb/>
und die Stücke werden derart abgehobelt, daß ſie einen flachen und<lb/>
geraden Streifen von der ganzen Länge nach gleichförmiger Dicke<lb/>
abgeben, und dann ſo abgeſchnitten, daß ſie genau dieſelbe Länge<lb/><list><item><listrendition="#bottomBraced"><item><figure><head>Fig. 130. </head></figure></item><item><figure><head>Fig. 131.<lb/>
Elektriſche Glühlampen von</head></figure></item><item><figure><head> Fig. 132.</head></figure></item></list></item><item><list><item>Ediſon. </item><item>Swan. </item><item>Maxim. </item></list></item></list><lb/>
erhalten. Nachdem man ſo einen Satz gleicher Faſern präpariert hat,<lb/>ſtellt man ſie in Blöcke zuſammen und ſchneidet ſie ſo, daß ſie endlich<lb/>
die Geſtalt einer ſchmalen Bambusfaſer mit Verdickungen an den Enden<lb/>
annehmen, mit denen ſie ſpäter an die Zuleitungsdrähte angeheftet<lb/>
werden. Die Faſern werden hierauf in die gewünſchte Form gebogen,<lb/>
nämlich die eines Hufeiſens, und durch Erhitzung bis zur Weißglut<lb/>
unter Luftabſchluß in Öfen verkohlt. Dann werden ſie mit ihren<lb/>
Platinhaltern galvaniſch verbunden, um eine durchaus gute Verbindung<lb/>
herbeizuführen, und ſchließlich in die Glasglocken gebracht. Dieſe letzteren<lb/>
werden wiederholt luftleer gepumpt, während die in ihnen enthaltene<lb/>
Faſer immer wieder durch einen elektriſchen Strom auf eine ſehr hohe<lb/>
Temperatur erhitzt wird, nachdem man ſie dazwiſchen immer wieder<lb/>
hat abkühlen laſſen. Dadurch wird die Luft und jedes andere in<lb/>
ihnen noch enthaltene Gas freigemacht, und außerdem werden die<lb/>
Faſern dabei noch einer ſcharfen Probe unterworfen, welche nur die<lb/>
ganz geſunden aushalten können, und ſchließlich erhält man eine dem<lb/>
beabſichtigten Zweck angepaßte, einer langen Ausdauer fähige Faſer.<lb/>
Die Dicke der Kohle in den gewöhnlichen Ediſonſchen Glühlampen iſt<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[181/0199]
Die Erfindung des elektriſchen Lichtes.
wir alſo, wie der große Mann von Menlo Park ſich dieſelben durch
Verkohlung von Bambusfaſern verſchafft.
Die von der Pflanze kommenden röhrenförmigen Stengel werden
zuerſt mit Hilfe einer für dieſen Zweck erfundenen Maſchine ſo präpariert,
daß man ſchnell eine größere Zahl gleichförmiger, in paſſenden Längen
abgeſchnittener Stücke, und jedes Stück in zwei Halbröhren mitten
durchgeſpalten, erhält. Dieſe beiden werden wieder in drei Streifen
geteilt; die harte, Kieſelſäure enthaltende äußere Rinde wird entfernt,
und die Stücke werden derart abgehobelt, daß ſie einen flachen und
geraden Streifen von der ganzen Länge nach gleichförmiger Dicke
abgeben, und dann ſo abgeſchnitten, daß ſie genau dieſelbe Länge
[Abbildung Fig. 130. ]
[Abbildung Fig. 131.
Elektriſche Glühlampen von]
[Abbildung Fig. 132.]
Ediſon.
Swan.
Maxim.
erhalten. Nachdem man ſo einen Satz gleicher Faſern präpariert hat,
ſtellt man ſie in Blöcke zuſammen und ſchneidet ſie ſo, daß ſie endlich
die Geſtalt einer ſchmalen Bambusfaſer mit Verdickungen an den Enden
annehmen, mit denen ſie ſpäter an die Zuleitungsdrähte angeheftet
werden. Die Faſern werden hierauf in die gewünſchte Form gebogen,
nämlich die eines Hufeiſens, und durch Erhitzung bis zur Weißglut
unter Luftabſchluß in Öfen verkohlt. Dann werden ſie mit ihren
Platinhaltern galvaniſch verbunden, um eine durchaus gute Verbindung
herbeizuführen, und ſchließlich in die Glasglocken gebracht. Dieſe letzteren
werden wiederholt luftleer gepumpt, während die in ihnen enthaltene
Faſer immer wieder durch einen elektriſchen Strom auf eine ſehr hohe
Temperatur erhitzt wird, nachdem man ſie dazwiſchen immer wieder
hat abkühlen laſſen. Dadurch wird die Luft und jedes andere in
ihnen noch enthaltene Gas freigemacht, und außerdem werden die
Faſern dabei noch einer ſcharfen Probe unterworfen, welche nur die
ganz geſunden aushalten können, und ſchließlich erhält man eine dem
beabſichtigten Zweck angepaßte, einer langen Ausdauer fähige Faſer.
Die Dicke der Kohle in den gewöhnlichen Ediſonſchen Glühlampen iſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/199>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.