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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Erfindung des elektrischen Lichtes.
wurde; in Sprengstofffabriken werden sie sich nützlich machen und in
den Gruben der Bergwerke als die allein gegen schlagende Wetter
sicheren Leuchten sich einführen. Die Feuersgefahr in den Theatern
ist ganz beträchtlich eingeschränkt worden, seitdem man sich zur Er-
leuchtung der Bühne und des Zuschauerraumes immer ausschließlicher
der Glühlampen bedient. Gerade in der Theatertechnik aber sind sie
von den wunderbarsten Wirkungen. Eine allen Anforderungen der
Neuzeit genügende Bühnenbeleuchtung muß derart eingerichtet sein,
daß man jeden Teil der Bühne beliebig stark und mit beliebig gefärbtem
Lichte beleuchten kann, und man muß es in der Hand haben, von
jedem besonderen Lichteffekte stetig, ohne für das Auge des Zuschauers
wahrnehmbare Sprünge, auf eine andere Belichtungsart, beispielsweise
vom Tageslichte auf Gewitterbeleuchtung, Abenddämmerung, Mondlicht
überzugehen. Für diesen Zweck hat der Obermaschinen-Inspektor Brand
des Berliner Opernhauses ein besonderes System erfunden, welches
für die Praxis sich als völlig genügend herausgestellt hat. Während
man früher vor die weißen Lampen besonders gefärbte Gläser setzte,
bringt man jetzt bereits von vorn herein auf der Bühne eine Reihe
von Lampengruppen an, deren Mitglieder zu je einem Drittel in
weißen, roten und blauen (oder grünen) Gläsern sitzen. Nun kann
die Lichtstärke der gleichfarbigen Lampen einer Gruppe von einem
Punkte aus, der hinter der Bühne liegt, aber einen Überblick derselben
gestattet, leicht reguliert werden. Man braucht dazu nur einen passenden
Widerstand in die Leitung einzuschalten, was ein Angestellter mit
Leichtigkeit durch einen Bühnenregulator besorgt. Damit kann man
die Lichtfärbung und den Helligkeitsgrad jedes Satzes so regulieren,
daß er eine ins Unbegrenzte gehende Veränderungsfähigkeit erhält.
Die Regulierwiderstände können durch Drehen von Kurbeln ein- und
ausgeschaltet oder die Lichter eines Satzes ganz ausgelöscht werden.
Erstaunlich sind die Anwendungen dieser Beleuchtung. Wir finden sie
im Helme des Tauchers, der nun seine Hände nicht mehr mit einer
Lampe zu beschweren braucht; der Strom wird ihm vom Schiffe durch
gut isolierte Drähte zugesandt. Wir begegnen ihr in den Wagen der
Eisenbahnen, so zwar zunächst nur in denen der Jura-Simplonbahn und
der Schnellzüge von Paris nach Havre. Statt der schweren Dynamo-
maschinen braucht die Lokomotive nur besondere, später zu beschreibende
Batterien, die sogenannten Akkumulatoren, mitzunehmen und jeder
Fahrgast kann an seinem Platze sich die passende Beleuchtung schaffen.
Dabei wird jenes unbequeme Anzünden der bisher gebräuchlichen
Pintschschen Fettgaslampen von der Decke des Wagens her gespart.
Wo die Beleuchtung wegen vorhandener Wasserkräfte sich billig stellt,
in den Thälern der Alpen z. B., hat sie festen Fuß gefaßt, und wir
vernehmen, daß die nördlichste Stadt der Erde, das kleine Hammerfest,
sich den Ersatz für das ihr monatelang mangelnde Sonnenlicht jetzt
durch eine elektrische Anlage für die Speisung von Glühlampen in den

Die Erfindung des elektriſchen Lichtes.
wurde; in Sprengſtofffabriken werden ſie ſich nützlich machen und in
den Gruben der Bergwerke als die allein gegen ſchlagende Wetter
ſicheren Leuchten ſich einführen. Die Feuersgefahr in den Theatern
iſt ganz beträchtlich eingeſchränkt worden, ſeitdem man ſich zur Er-
leuchtung der Bühne und des Zuſchauerraumes immer ausſchließlicher
der Glühlampen bedient. Gerade in der Theatertechnik aber ſind ſie
von den wunderbarſten Wirkungen. Eine allen Anforderungen der
Neuzeit genügende Bühnenbeleuchtung muß derart eingerichtet ſein,
daß man jeden Teil der Bühne beliebig ſtark und mit beliebig gefärbtem
Lichte beleuchten kann, und man muß es in der Hand haben, von
jedem beſonderen Lichteffekte ſtetig, ohne für das Auge des Zuſchauers
wahrnehmbare Sprünge, auf eine andere Belichtungsart, beiſpielsweiſe
vom Tageslichte auf Gewitterbeleuchtung, Abenddämmerung, Mondlicht
überzugehen. Für dieſen Zweck hat der Obermaſchinen-Inſpektor Brand
des Berliner Opernhauſes ein beſonderes Syſtem erfunden, welches
für die Praxis ſich als völlig genügend herausgeſtellt hat. Während
man früher vor die weißen Lampen beſonders gefärbte Gläſer ſetzte,
bringt man jetzt bereits von vorn herein auf der Bühne eine Reihe
von Lampengruppen an, deren Mitglieder zu je einem Drittel in
weißen, roten und blauen (oder grünen) Gläſern ſitzen. Nun kann
die Lichtſtärke der gleichfarbigen Lampen einer Gruppe von einem
Punkte aus, der hinter der Bühne liegt, aber einen Überblick derſelben
geſtattet, leicht reguliert werden. Man braucht dazu nur einen paſſenden
Widerſtand in die Leitung einzuſchalten, was ein Angeſtellter mit
Leichtigkeit durch einen Bühnenregulator beſorgt. Damit kann man
die Lichtfärbung und den Helligkeitsgrad jedes Satzes ſo regulieren,
daß er eine ins Unbegrenzte gehende Veränderungsfähigkeit erhält.
Die Regulierwiderſtände können durch Drehen von Kurbeln ein- und
ausgeſchaltet oder die Lichter eines Satzes ganz ausgelöſcht werden.
Erſtaunlich ſind die Anwendungen dieſer Beleuchtung. Wir finden ſie
im Helme des Tauchers, der nun ſeine Hände nicht mehr mit einer
Lampe zu beſchweren braucht; der Strom wird ihm vom Schiffe durch
gut iſolierte Drähte zugeſandt. Wir begegnen ihr in den Wagen der
Eiſenbahnen, ſo zwar zunächſt nur in denen der Jura-Simplonbahn und
der Schnellzüge von Paris nach Havre. Statt der ſchweren Dynamo-
maſchinen braucht die Lokomotive nur beſondere, ſpäter zu beſchreibende
Batterien, die ſogenannten Akkumulatoren, mitzunehmen und jeder
Fahrgaſt kann an ſeinem Platze ſich die paſſende Beleuchtung ſchaffen.
Dabei wird jenes unbequeme Anzünden der bisher gebräuchlichen
Pintſchſchen Fettgaslampen von der Decke des Wagens her geſpart.
Wo die Beleuchtung wegen vorhandener Waſſerkräfte ſich billig ſtellt,
in den Thälern der Alpen z. B., hat ſie feſten Fuß gefaßt, und wir
vernehmen, daß die nördlichſte Stadt der Erde, das kleine Hammerfeſt,
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durch eine elektriſche Anlage für die Speiſung von Glühlampen in den

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[183/0201] Die Erfindung des elektriſchen Lichtes. wurde; in Sprengſtofffabriken werden ſie ſich nützlich machen und in den Gruben der Bergwerke als die allein gegen ſchlagende Wetter ſicheren Leuchten ſich einführen. Die Feuersgefahr in den Theatern iſt ganz beträchtlich eingeſchränkt worden, ſeitdem man ſich zur Er- leuchtung der Bühne und des Zuſchauerraumes immer ausſchließlicher der Glühlampen bedient. Gerade in der Theatertechnik aber ſind ſie von den wunderbarſten Wirkungen. Eine allen Anforderungen der Neuzeit genügende Bühnenbeleuchtung muß derart eingerichtet ſein, daß man jeden Teil der Bühne beliebig ſtark und mit beliebig gefärbtem Lichte beleuchten kann, und man muß es in der Hand haben, von jedem beſonderen Lichteffekte ſtetig, ohne für das Auge des Zuſchauers wahrnehmbare Sprünge, auf eine andere Belichtungsart, beiſpielsweiſe vom Tageslichte auf Gewitterbeleuchtung, Abenddämmerung, Mondlicht überzugehen. Für dieſen Zweck hat der Obermaſchinen-Inſpektor Brand des Berliner Opernhauſes ein beſonderes Syſtem erfunden, welches für die Praxis ſich als völlig genügend herausgeſtellt hat. Während man früher vor die weißen Lampen beſonders gefärbte Gläſer ſetzte, bringt man jetzt bereits von vorn herein auf der Bühne eine Reihe von Lampengruppen an, deren Mitglieder zu je einem Drittel in weißen, roten und blauen (oder grünen) Gläſern ſitzen. Nun kann die Lichtſtärke der gleichfarbigen Lampen einer Gruppe von einem Punkte aus, der hinter der Bühne liegt, aber einen Überblick derſelben geſtattet, leicht reguliert werden. Man braucht dazu nur einen paſſenden Widerſtand in die Leitung einzuſchalten, was ein Angeſtellter mit Leichtigkeit durch einen Bühnenregulator beſorgt. Damit kann man die Lichtfärbung und den Helligkeitsgrad jedes Satzes ſo regulieren, daß er eine ins Unbegrenzte gehende Veränderungsfähigkeit erhält. Die Regulierwiderſtände können durch Drehen von Kurbeln ein- und ausgeſchaltet oder die Lichter eines Satzes ganz ausgelöſcht werden. Erſtaunlich ſind die Anwendungen dieſer Beleuchtung. Wir finden ſie im Helme des Tauchers, der nun ſeine Hände nicht mehr mit einer Lampe zu beſchweren braucht; der Strom wird ihm vom Schiffe durch gut iſolierte Drähte zugeſandt. Wir begegnen ihr in den Wagen der Eiſenbahnen, ſo zwar zunächſt nur in denen der Jura-Simplonbahn und der Schnellzüge von Paris nach Havre. Statt der ſchweren Dynamo- maſchinen braucht die Lokomotive nur beſondere, ſpäter zu beſchreibende Batterien, die ſogenannten Akkumulatoren, mitzunehmen und jeder Fahrgaſt kann an ſeinem Platze ſich die paſſende Beleuchtung ſchaffen. Dabei wird jenes unbequeme Anzünden der bisher gebräuchlichen Pintſchſchen Fettgaslampen von der Decke des Wagens her geſpart. Wo die Beleuchtung wegen vorhandener Waſſerkräfte ſich billig ſtellt, in den Thälern der Alpen z. B., hat ſie feſten Fuß gefaßt, und wir vernehmen, daß die nördlichſte Stadt der Erde, das kleine Hammerfeſt, ſich den Erſatz für das ihr monatelang mangelnde Sonnenlicht jetzt durch eine elektriſche Anlage für die Speiſung von Glühlampen in den

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/201>, abgerufen am 24.11.2024.