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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Lauffener Übertragung.
lierungen der Drähte von einem Funken durchbohrt werden, und wo
ein solcher einmal sich einen Weg gebahnt hat, da wird ein fort-
währender Funkenstrom sich einnisten, wie das Bogenlicht die isolierende
Luftstrecke in einem fortwährenden Strome glühender Kohlenstäubchen
durchbricht. Die Maschine -- sagt man -- hat jetzt Kurzschluß, und
ihre Wirksamkeit nach außen ist sehr herabgesetzt. Am allerwenigsten
werden die bewegten Teile der Maschine hochgespannten Strom ver-
tragen. Die Gleichstrommaschinen werden höchstens für wenige hundert
Volt, die Wechselstrommaschinen allerdings für 2000 Volt Spannung
gebaut.

Wie erhält man nun den hochgespannten Strom? Offenbar
durch das Mittel der Transformatoren, welches durch die vorzügliche
Isolierung mit Öl auch für so gewaltige Spannungen seine Dienste
nicht versagt. Der Strom der Dynamomaschine durchkreist die wenigen
dickdrahtigen Windungen der primären Spule des Transformators
und erregt in den viel zahlreicheren dünnen Windungen der sekundären
Spule einen viel höher gespannten Strom, der nun weiter geleitet
werden kann. Da der Strom bereits eine hohe Spannung besitzen
muß, bevor er zur Transformierung gelangt und andererseits Gleich-
ströme zu ihrer Verwandlung eines schwerer zu isolierenden, weil nicht
ruhenden Transformators bedürfen, so war man folglich darauf an-
gewiesen, die Elektrizität einer Wechselstrommaschine zu entnehmen.
Man hätte dazu eine von den beschriebenen nehmen können, aber es
wurde bei der Lauffener Übertragung eine besondere Art des Wechsel-
stromes gewählt, den man gewöhnlich als Drehstrom bezeichnet. Wir
werden bald auf ihn zurückkommen. Vorerst wollen wir unsere Leitung
noch bis nach ihrem Endziele verfolgen. Wie sollte man sie bei der
furchtbaren Spannung praktisch weiter verwerten? Natürlich nur so,
daß man den Strom vorher wieder auf niedrige Spannung brachte,
indem man ihn in die dünne Leitung eines ganz ähnlichen Trans-
formators sendete und aus der dicken Umwickelung den verwandelten
Strom zur ferneren Benutzung
entnahm. Erst jetzt wird man
ihn einer als Elektromotor
zu verwendenden Dynamo-
maschine zuschicken dürfen, die
nun ihre Arbeiten verrichten
oder ihn zur Speisung von

[Abbildung] Fig. 138.

Schematische Darstellung der Lauffener Übertragung.

elektrischen Lampen benutzen kann. Die Anordnung ist also die in der
schematischen Fig. 138 verzeichnete. Und nun zum Drehstrom. Seine
Erklärung wird uns auch die Frage nach den drei Drähten beantworten.

Sehen wir uns zunächst die in der Fig. 139 abgebildeten 6 Figuren
an. In allen erblicken wir einen Ring, den wir uns von Eisen denken
wollen. Über ihn geschoben sind vier Spulen, von denen die gegen-
überstehenden bei A und bei B mit einander verbunden sind. Es ist

Das Buch der Erfindungen. 13

Die Lauffener Übertragung.
lierungen der Drähte von einem Funken durchbohrt werden, und wo
ein ſolcher einmal ſich einen Weg gebahnt hat, da wird ein fort-
währender Funkenſtrom ſich einniſten, wie das Bogenlicht die iſolierende
Luftſtrecke in einem fortwährenden Strome glühender Kohlenſtäubchen
durchbricht. Die Maſchine — ſagt man — hat jetzt Kurzſchluß, und
ihre Wirkſamkeit nach außen iſt ſehr herabgeſetzt. Am allerwenigſten
werden die bewegten Teile der Maſchine hochgeſpannten Strom ver-
tragen. Die Gleichſtrommaſchinen werden höchſtens für wenige hundert
Volt, die Wechſelſtrommaſchinen allerdings für 2000 Volt Spannung
gebaut.

Wie erhält man nun den hochgeſpannten Strom? Offenbar
durch das Mittel der Transformatoren, welches durch die vorzügliche
Iſolierung mit Öl auch für ſo gewaltige Spannungen ſeine Dienſte
nicht verſagt. Der Strom der Dynamomaſchine durchkreiſt die wenigen
dickdrahtigen Windungen der primären Spule des Transformators
und erregt in den viel zahlreicheren dünnen Windungen der ſekundären
Spule einen viel höher geſpannten Strom, der nun weiter geleitet
werden kann. Da der Strom bereits eine hohe Spannung beſitzen
muß, bevor er zur Transformierung gelangt und andererſeits Gleich-
ſtröme zu ihrer Verwandlung eines ſchwerer zu iſolierenden, weil nicht
ruhenden Transformators bedürfen, ſo war man folglich darauf an-
gewieſen, die Elektrizität einer Wechſelſtrommaſchine zu entnehmen.
Man hätte dazu eine von den beſchriebenen nehmen können, aber es
wurde bei der Lauffener Übertragung eine beſondere Art des Wechſel-
ſtromes gewählt, den man gewöhnlich als Drehſtrom bezeichnet. Wir
werden bald auf ihn zurückkommen. Vorerſt wollen wir unſere Leitung
noch bis nach ihrem Endziele verfolgen. Wie ſollte man ſie bei der
furchtbaren Spannung praktiſch weiter verwerten? Natürlich nur ſo,
daß man den Strom vorher wieder auf niedrige Spannung brachte,
indem man ihn in die dünne Leitung eines ganz ähnlichen Trans-
formators ſendete und aus der dicken Umwickelung den verwandelten
Strom zur ferneren Benutzung
entnahm. Erſt jetzt wird man
ihn einer als Elektromotor
zu verwendenden Dynamo-
maſchine zuſchicken dürfen, die
nun ihre Arbeiten verrichten
oder ihn zur Speiſung von

[Abbildung] Fig. 138.

Schematiſche Darſtellung der Lauffener Übertragung.

elektriſchen Lampen benutzen kann. Die Anordnung iſt alſo die in der
ſchematiſchen Fig. 138 verzeichnete. Und nun zum Drehſtrom. Seine
Erklärung wird uns auch die Frage nach den drei Drähten beantworten.

Sehen wir uns zunächſt die in der Fig. 139 abgebildeten 6 Figuren
an. In allen erblicken wir einen Ring, den wir uns von Eiſen denken
wollen. Über ihn geſchoben ſind vier Spulen, von denen die gegen-
überſtehenden bei A und bei B mit einander verbunden ſind. Es iſt

Das Buch der Erfindungen. 13
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[193/0211] Die Lauffener Übertragung. lierungen der Drähte von einem Funken durchbohrt werden, und wo ein ſolcher einmal ſich einen Weg gebahnt hat, da wird ein fort- währender Funkenſtrom ſich einniſten, wie das Bogenlicht die iſolierende Luftſtrecke in einem fortwährenden Strome glühender Kohlenſtäubchen durchbricht. Die Maſchine — ſagt man — hat jetzt Kurzſchluß, und ihre Wirkſamkeit nach außen iſt ſehr herabgeſetzt. Am allerwenigſten werden die bewegten Teile der Maſchine hochgeſpannten Strom ver- tragen. Die Gleichſtrommaſchinen werden höchſtens für wenige hundert Volt, die Wechſelſtrommaſchinen allerdings für 2000 Volt Spannung gebaut. Wie erhält man nun den hochgeſpannten Strom? Offenbar durch das Mittel der Transformatoren, welches durch die vorzügliche Iſolierung mit Öl auch für ſo gewaltige Spannungen ſeine Dienſte nicht verſagt. Der Strom der Dynamomaſchine durchkreiſt die wenigen dickdrahtigen Windungen der primären Spule des Transformators und erregt in den viel zahlreicheren dünnen Windungen der ſekundären Spule einen viel höher geſpannten Strom, der nun weiter geleitet werden kann. Da der Strom bereits eine hohe Spannung beſitzen muß, bevor er zur Transformierung gelangt und andererſeits Gleich- ſtröme zu ihrer Verwandlung eines ſchwerer zu iſolierenden, weil nicht ruhenden Transformators bedürfen, ſo war man folglich darauf an- gewieſen, die Elektrizität einer Wechſelſtrommaſchine zu entnehmen. Man hätte dazu eine von den beſchriebenen nehmen können, aber es wurde bei der Lauffener Übertragung eine beſondere Art des Wechſel- ſtromes gewählt, den man gewöhnlich als Drehſtrom bezeichnet. Wir werden bald auf ihn zurückkommen. Vorerſt wollen wir unſere Leitung noch bis nach ihrem Endziele verfolgen. Wie ſollte man ſie bei der furchtbaren Spannung praktiſch weiter verwerten? Natürlich nur ſo, daß man den Strom vorher wieder auf niedrige Spannung brachte, indem man ihn in die dünne Leitung eines ganz ähnlichen Trans- formators ſendete und aus der dicken Umwickelung den verwandelten Strom zur ferneren Benutzung entnahm. Erſt jetzt wird man ihn einer als Elektromotor zu verwendenden Dynamo- maſchine zuſchicken dürfen, die nun ihre Arbeiten verrichten oder ihn zur Speiſung von [Abbildung Fig. 138. Schematiſche Darſtellung der Lauffener Übertragung.] elektriſchen Lampen benutzen kann. Die Anordnung iſt alſo die in der ſchematiſchen Fig. 138 verzeichnete. Und nun zum Drehſtrom. Seine Erklärung wird uns auch die Frage nach den drei Drähten beantworten. Sehen wir uns zunächſt die in der Fig. 139 abgebildeten 6 Figuren an. In allen erblicken wir einen Ring, den wir uns von Eiſen denken wollen. Über ihn geſchoben ſind vier Spulen, von denen die gegen- überſtehenden bei A und bei B mit einander verbunden ſind. Es iſt Das Buch der Erfindungen. 13

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/211>, abgerufen am 25.11.2024.