desselben die schwersten Gefahren für die Sicherheit der Bürger ein. Gerade unter Tage aber hat der Verkehr die schönsten Gelegenheiten zur Ausbreitung. Hier ist Raum für Stadtbahnen, wie in anderen Ent- fernungen von der Erdoberfläche für die Leitungen des Wassers, des Gases und der elektrischen Kraft. Die einzige bisher wirklich unter Tage ausgeführte Stadtbahn mit elektrischem Betriebe hat diejenige Metropole, welche längst sich durch Zuhilfenahme unterirdischer Räume von ihrem Verkehrsüberflusse entlastete, nämlich London. Die Stadtteile City und Southwark sind jetzt hier elektrisch unter der Erde verbunden, und diese Bahn hat vor den sonstigen unterirdischen, die London aufweist, eben den großen Vorteil, daß der lästige Qualm der Dampflokomotiven, für welchen dort nie genügender Abzug zu verschaffen war, in Fortfall kommt. In anderen Großstädten ist dieses sicherlich einzige Mittel, neue Verbindungen zu schaffen, noch Projekt, unter anderen in Berlin, wo die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft ein solches ausgearbeitet hat, während Siemens & Halske durch eine Hochbahn die Entlastung herbeiführen möchten.
Übrigens muß erwähnt werden, daß die Elektrizität sich zwar auf kürzeren Strecken, wie bei Stadtbahnen als Betriebskraft sehr bewährt hat, daß aber für größere Entfernungen doch zuviel Kraft wegen der mangelhaften Isolierung der Zuleiter verloren geht. Die bisher längste elektrisch betriebene Strecke, ist die von San Franzisko nach San Jose in Kalifornien auf 128 Kilometern Länge. Sechs Dynamomaschinen liefern hier den Strom und 30 Wagen mit 15 bis 25 pferdigen Motoren besorgen den Verkehr. Eine noch größere, von 460 Kilometern, soll demnächst St. Louis mit Chikago verbinden und nach einem besonderen System betrieben werden.
Was noch in Großstädten als ein besonderer Mangel empfunden wird, das ist das Fehlen eines bequemen Packetverkehrs und einer schnellen Beförderung von Postsachen von einer zur andern Großstadt, welcher letztere Mangel der Telegraphie ihren ungeheuren Aufschwung sicherte. Vorschläge, diesen Mängeln abzuhelfen, sind viele gemacht worden, und wenn sie auch noch nicht zur Ausführung gelangten, so können wir sie bei dem Interesse, das sie beanspruchen, kaum übergehen. Werner von Siemens kam vor einigen Jahren auf die Idee einer elektrischen Bahnpost. An dem Körper der Bahnen sollten eiserne Röhren entlang führen, in deren Innerem kleine durch Elektrizität betriebene Wagen mit Briefen und kleinen Packeten auf Schienen laufen sollten, natürlich viel schneller als die schnellsten Eisenbahnzüge. In Amerika geht ein ähnlicher Gedanke jetzt seiner Verwirklichung entgegen, den Wemes in Baltimore auf einer Versuchsstrecke ausführte. In einem langen Kanal legt ein Wägelchen 800 Meter in der Minute zurück, so daß die Postsachen von New-York nach San Franzisko statt wie bisher in sechs Tagen in ebensoviel Stunden dorthin gelangen könnten. Der Plan ist bis ins Einzelnste geistreich ausgearbeitet.
Die elektriſchen Eiſenbahnen.
desſelben die ſchwerſten Gefahren für die Sicherheit der Bürger ein. Gerade unter Tage aber hat der Verkehr die ſchönſten Gelegenheiten zur Ausbreitung. Hier iſt Raum für Stadtbahnen, wie in anderen Ent- fernungen von der Erdoberfläche für die Leitungen des Waſſers, des Gaſes und der elektriſchen Kraft. Die einzige bisher wirklich unter Tage ausgeführte Stadtbahn mit elektriſchem Betriebe hat diejenige Metropole, welche längſt ſich durch Zuhilfenahme unterirdiſcher Räume von ihrem Verkehrsüberfluſſe entlaſtete, nämlich London. Die Stadtteile City und Southwark ſind jetzt hier elektriſch unter der Erde verbunden, und dieſe Bahn hat vor den ſonſtigen unterirdiſchen, die London aufweiſt, eben den großen Vorteil, daß der läſtige Qualm der Dampflokomotiven, für welchen dort nie genügender Abzug zu verſchaffen war, in Fortfall kommt. In anderen Großſtädten iſt dieſes ſicherlich einzige Mittel, neue Verbindungen zu ſchaffen, noch Projekt, unter anderen in Berlin, wo die Allgemeine Elektrizitätsgeſellſchaft ein ſolches ausgearbeitet hat, während Siemens & Halske durch eine Hochbahn die Entlaſtung herbeiführen möchten.
Übrigens muß erwähnt werden, daß die Elektrizität ſich zwar auf kürzeren Strecken, wie bei Stadtbahnen als Betriebskraft ſehr bewährt hat, daß aber für größere Entfernungen doch zuviel Kraft wegen der mangelhaften Iſolierung der Zuleiter verloren geht. Die bisher längſte elektriſch betriebene Strecke, iſt die von San Franzisko nach San Joſé in Kalifornien auf 128 Kilometern Länge. Sechs Dynamomaſchinen liefern hier den Strom und 30 Wagen mit 15 bis 25 pferdigen Motoren beſorgen den Verkehr. Eine noch größere, von 460 Kilometern, ſoll demnächſt St. Louis mit Chikago verbinden und nach einem beſonderen Syſtem betrieben werden.
Was noch in Großſtädten als ein beſonderer Mangel empfunden wird, das iſt das Fehlen eines bequemen Packetverkehrs und einer ſchnellen Beförderung von Poſtſachen von einer zur andern Großſtadt, welcher letztere Mangel der Telegraphie ihren ungeheuren Aufſchwung ſicherte. Vorſchläge, dieſen Mängeln abzuhelfen, ſind viele gemacht worden, und wenn ſie auch noch nicht zur Ausführung gelangten, ſo können wir ſie bei dem Intereſſe, das ſie beanſpruchen, kaum übergehen. Werner von Siemens kam vor einigen Jahren auf die Idee einer elektriſchen Bahnpoſt. An dem Körper der Bahnen ſollten eiſerne Röhren entlang führen, in deren Innerem kleine durch Elektrizität betriebene Wagen mit Briefen und kleinen Packeten auf Schienen laufen ſollten, natürlich viel ſchneller als die ſchnellſten Eiſenbahnzüge. In Amerika geht ein ähnlicher Gedanke jetzt ſeiner Verwirklichung entgegen, den Wemes in Baltimore auf einer Verſuchsſtrecke ausführte. In einem langen Kanal legt ein Wägelchen 800 Meter in der Minute zurück, ſo daß die Poſtſachen von New-York nach San Franzisko ſtatt wie bisher in ſechs Tagen in ebenſoviel Stunden dorthin gelangen könnten. Der Plan iſt bis ins Einzelnſte geiſtreich ausgearbeitet.
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Die elektriſchen Eiſenbahnen.
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Gerade unter Tage aber hat der Verkehr die ſchönſten Gelegenheiten zur
Ausbreitung. Hier iſt Raum für Stadtbahnen, wie in anderen Ent-
fernungen von der Erdoberfläche für die Leitungen des Waſſers, des
Gaſes und der elektriſchen Kraft. Die einzige bisher wirklich unter
Tage ausgeführte Stadtbahn mit elektriſchem Betriebe hat diejenige
Metropole, welche längſt ſich durch Zuhilfenahme unterirdiſcher Räume
von ihrem Verkehrsüberfluſſe entlaſtete, nämlich London. Die Stadtteile
City und Southwark ſind jetzt hier elektriſch unter der Erde verbunden,
und dieſe Bahn hat vor den ſonſtigen unterirdiſchen, die London aufweiſt,
eben den großen Vorteil, daß der läſtige Qualm der Dampflokomotiven,
für welchen dort nie genügender Abzug zu verſchaffen war, in Fortfall
kommt. In anderen Großſtädten iſt dieſes ſicherlich einzige Mittel, neue
Verbindungen zu ſchaffen, noch Projekt, unter anderen in Berlin, wo die
Allgemeine Elektrizitätsgeſellſchaft ein ſolches ausgearbeitet hat, während
Siemens & Halske durch eine Hochbahn die Entlaſtung herbeiführen
möchten.
Übrigens muß erwähnt werden, daß die Elektrizität ſich zwar auf
kürzeren Strecken, wie bei Stadtbahnen als Betriebskraft ſehr bewährt
hat, daß aber für größere Entfernungen doch zuviel Kraft wegen der
mangelhaften Iſolierung der Zuleiter verloren geht. Die bisher längſte
elektriſch betriebene Strecke, iſt die von San Franzisko nach San Joſé
in Kalifornien auf 128 Kilometern Länge. Sechs Dynamomaſchinen
liefern hier den Strom und 30 Wagen mit 15 bis 25 pferdigen Motoren
beſorgen den Verkehr. Eine noch größere, von 460 Kilometern, ſoll
demnächſt St. Louis mit Chikago verbinden und nach einem beſonderen
Syſtem betrieben werden.
Was noch in Großſtädten als ein beſonderer Mangel empfunden
wird, das iſt das Fehlen eines bequemen Packetverkehrs und einer ſchnellen
Beförderung von Poſtſachen von einer zur andern Großſtadt, welcher
letztere Mangel der Telegraphie ihren ungeheuren Aufſchwung ſicherte.
Vorſchläge, dieſen Mängeln abzuhelfen, ſind viele gemacht worden,
und wenn ſie auch noch nicht zur Ausführung gelangten, ſo können
wir ſie bei dem Intereſſe, das ſie beanſpruchen, kaum übergehen.
Werner von Siemens kam vor einigen Jahren auf die Idee einer
elektriſchen Bahnpoſt. An dem Körper der Bahnen ſollten eiſerne
Röhren entlang führen, in deren Innerem kleine durch Elektrizität
betriebene Wagen mit Briefen und kleinen Packeten auf Schienen laufen
ſollten, natürlich viel ſchneller als die ſchnellſten Eiſenbahnzüge. In
Amerika geht ein ähnlicher Gedanke jetzt ſeiner Verwirklichung entgegen,
den Wemes in Baltimore auf einer Verſuchsſtrecke ausführte. In
einem langen Kanal legt ein Wägelchen 800 Meter in der Minute
zurück, ſo daß die Poſtſachen von New-York nach San Franzisko ſtatt
wie bisher in ſechs Tagen in ebenſoviel Stunden dorthin gelangen
könnten. Der Plan iſt bis ins Einzelnſte geiſtreich ausgearbeitet.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/241>, abgerufen am 27.11.2024.
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