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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die heutige Telegraphie.
Sache. Da hat man sich auf die folgende Weise aus der Verlegenheit
geholfen. Jede Station wird mit zwei Batterien versehen, der Linien-
batterie und der Lokalbatterie. Die erstere besteht aus sechs Bunsenschen
Elementen oder einer größeren Anzahl von schwächeren, sogenannten
Meidingerschen Elementen. Bei diesen sitzt die Zinkplatte in einer
Lösung von Bittersalz, das Kupfer in einer solchen von Kupfervitriol.
Sie haben den Vorteil, daß die Füllung nicht so bald erneuert zu
werden braucht, sodaß sie bis zu einem Jahre ununterbrochen im Dienste
sein können. Aber neben dieser Linienbatterie ist noch überall eine aus
wenigen Elementen bestehende Lokalbatterie aufgestellt, L B in der
Fig. 170. Beide sind unthätig,
so lange nicht telegraphiert
wird, die zweite soll aber ihre
Hülfe nur dazu leihen, daß
der Schreibapparat kräftig
wirke. Wir erblicken denselben
bei S und sehen rechts noch einen
zweiten Elektromagneten M,
der im wesentlichen ebenso
eingerichtet ist, wie jener. Auch
er hat einen Anker a, der aber
viel leichter beweglich ist, als
der des Schreibapparates. Er
würde fortwährend auf M auf-
liegen, wenn nicht eine schwache,
hier nicht sichtbare Feder, ihn
in der Höhe hielte. Er ist
an einem Winkelhebel a b c von
[Abbildung] Fig. 170.

Relais des Morseschen Schreibtelegraphen.

Eisen befestigt, der mit seinem unteren Ende, so lange a in der Höhe
liegt, gegen einen Schraubenkopf im Ständer drückt. Anders, wenn ein
Strom die Spirale M durchläuft, und wenn er auch nur ganz, ganz
schwach sein sollte, dann wird das leichte Ankerchen niedergezogen und
das untere Ende des Hebels stößt gegen die Schraube t, noch ehe jenes
ganz auf dem Eisenkerne liegt. Es ist ja sehr leicht beweglich und
hat auch nur einen ganz kleinen Weg zurückzulegen, also braucht es
nur den ganz schwachen Strom, der von der Linienbatterie der Aufgabe-
station geliefert wird.

Dieser Apparat, das Relais genannt, hat nun nur den Zweck,
den Schreibapparat S in den kurzen Stromkreis der Lokalbatterie
L B einzuschalten. Wir können leicht verfolgen, daß er dies erreicht.
Der eine Pol derselben ist ja durch einen Draht mit der Messing-
platte p verbunden, und diese steht durch den Ständer mit dem
Winkelhebelarme b c in leitender Verbindung. Vom anderen Pole der
Batterie geht aber der Schließungsbogen in vielen Windungen um den
Elektromagneten des Schreibapparates S und von dort zur Schraube t,

Die heutige Telegraphie.
Sache. Da hat man ſich auf die folgende Weiſe aus der Verlegenheit
geholfen. Jede Station wird mit zwei Batterien verſehen, der Linien-
batterie und der Lokalbatterie. Die erſtere beſteht aus ſechs Bunſenſchen
Elementen oder einer größeren Anzahl von ſchwächeren, ſogenannten
Meidingerſchen Elementen. Bei dieſen ſitzt die Zinkplatte in einer
Löſung von Bitterſalz, das Kupfer in einer ſolchen von Kupfervitriol.
Sie haben den Vorteil, daß die Füllung nicht ſo bald erneuert zu
werden braucht, ſodaß ſie bis zu einem Jahre ununterbrochen im Dienſte
ſein können. Aber neben dieſer Linienbatterie iſt noch überall eine aus
wenigen Elementen beſtehende Lokalbatterie aufgeſtellt, L B in der
Fig. 170. Beide ſind unthätig,
ſo lange nicht telegraphiert
wird, die zweite ſoll aber ihre
Hülfe nur dazu leihen, daß
der Schreibapparat kräftig
wirke. Wir erblicken denſelben
bei S und ſehen rechts noch einen
zweiten Elektromagneten M,
der im weſentlichen ebenſo
eingerichtet iſt, wie jener. Auch
er hat einen Anker a, der aber
viel leichter beweglich iſt, als
der des Schreibapparates. Er
würde fortwährend auf M auf-
liegen, wenn nicht eine ſchwache,
hier nicht ſichtbare Feder, ihn
in der Höhe hielte. Er iſt
an einem Winkelhebel a b c von
[Abbildung] Fig. 170.

Relais des Morſeſchen Schreibtelegraphen.

Eiſen befeſtigt, der mit ſeinem unteren Ende, ſo lange a in der Höhe
liegt, gegen einen Schraubenkopf im Ständer drückt. Anders, wenn ein
Strom die Spirale M durchläuft, und wenn er auch nur ganz, ganz
ſchwach ſein ſollte, dann wird das leichte Ankerchen niedergezogen und
das untere Ende des Hebels ſtößt gegen die Schraube t, noch ehe jenes
ganz auf dem Eiſenkerne liegt. Es iſt ja ſehr leicht beweglich und
hat auch nur einen ganz kleinen Weg zurückzulegen, alſo braucht es
nur den ganz ſchwachen Strom, der von der Linienbatterie der Aufgabe-
ſtation geliefert wird.

Dieſer Apparat, das Relais genannt, hat nun nur den Zweck,
den Schreibapparat S in den kurzen Stromkreis der Lokalbatterie
L B einzuſchalten. Wir können leicht verfolgen, daß er dies erreicht.
Der eine Pol derſelben iſt ja durch einen Draht mit der Meſſing-
platte p verbunden, und dieſe ſteht durch den Ständer mit dem
Winkelhebelarme b c in leitender Verbindung. Vom anderen Pole der
Batterie geht aber der Schließungsbogen in vielen Windungen um den
Elektromagneten des Schreibapparates S und von dort zur Schraube t,

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[249/0267] Die heutige Telegraphie. Sache. Da hat man ſich auf die folgende Weiſe aus der Verlegenheit geholfen. Jede Station wird mit zwei Batterien verſehen, der Linien- batterie und der Lokalbatterie. Die erſtere beſteht aus ſechs Bunſenſchen Elementen oder einer größeren Anzahl von ſchwächeren, ſogenannten Meidingerſchen Elementen. Bei dieſen ſitzt die Zinkplatte in einer Löſung von Bitterſalz, das Kupfer in einer ſolchen von Kupfervitriol. Sie haben den Vorteil, daß die Füllung nicht ſo bald erneuert zu werden braucht, ſodaß ſie bis zu einem Jahre ununterbrochen im Dienſte ſein können. Aber neben dieſer Linienbatterie iſt noch überall eine aus wenigen Elementen beſtehende Lokalbatterie aufgeſtellt, L B in der Fig. 170. Beide ſind unthätig, ſo lange nicht telegraphiert wird, die zweite ſoll aber ihre Hülfe nur dazu leihen, daß der Schreibapparat kräftig wirke. Wir erblicken denſelben bei S und ſehen rechts noch einen zweiten Elektromagneten M, der im weſentlichen ebenſo eingerichtet iſt, wie jener. Auch er hat einen Anker a, der aber viel leichter beweglich iſt, als der des Schreibapparates. Er würde fortwährend auf M auf- liegen, wenn nicht eine ſchwache, hier nicht ſichtbare Feder, ihn in der Höhe hielte. Er iſt an einem Winkelhebel a b c von [Abbildung Fig. 170. Relais des Morſeſchen Schreibtelegraphen.] Eiſen befeſtigt, der mit ſeinem unteren Ende, ſo lange a in der Höhe liegt, gegen einen Schraubenkopf im Ständer drückt. Anders, wenn ein Strom die Spirale M durchläuft, und wenn er auch nur ganz, ganz ſchwach ſein ſollte, dann wird das leichte Ankerchen niedergezogen und das untere Ende des Hebels ſtößt gegen die Schraube t, noch ehe jenes ganz auf dem Eiſenkerne liegt. Es iſt ja ſehr leicht beweglich und hat auch nur einen ganz kleinen Weg zurückzulegen, alſo braucht es nur den ganz ſchwachen Strom, der von der Linienbatterie der Aufgabe- ſtation geliefert wird. Dieſer Apparat, das Relais genannt, hat nun nur den Zweck, den Schreibapparat S in den kurzen Stromkreis der Lokalbatterie L B einzuſchalten. Wir können leicht verfolgen, daß er dies erreicht. Der eine Pol derſelben iſt ja durch einen Draht mit der Meſſing- platte p verbunden, und dieſe ſteht durch den Ständer mit dem Winkelhebelarme b c in leitender Verbindung. Vom anderen Pole der Batterie geht aber der Schließungsbogen in vielen Windungen um den Elektromagneten des Schreibapparates S und von dort zur Schraube t,

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/267>, abgerufen am 22.11.2024.