ist. Durch eine seitlich davon angebrachte Kurbel wird ein elektrischer Strom geschlossen, welcher die Farbe des Blockfensterchens verändert, wenn gleichzeitig ein über dem Fensterchen sitzender Knopf gedrückt wird. Zeigt es die weiße Farbe, so kann das Signal zur Weiterfahrt des Zuges gezogen werden, solange es aber rot ist, darf der gerade in der Fahrt begriffene Zug dieselbe nicht fortsetzen. Ebenso sind Signale am Zuge selbst angebracht, und den Bahnwärtern wird in ihren Buden angezeigt, ob der Zug auf dem richtigen Geleise fährt, ob sich unterwegs nicht vielleicht ein Wagen losgelöst hat, ob ein Sonderzug zu erwarten ist u. s. w. Alles dies erfährt der Wärter durch die ver- schiedene Zahl der Töne eines elektrischen Läutewerks. Ähnliche Einrichtungen, wie auf den Blockstationen, sind auch auf größeren Bahnhöfen. Der Blockapparat erlaubt hier die sofortige Einstellung der für die einzelnen Geleise passenden Signale. Das sind nur wenige Beispiele der ausgedehnten Verwendung der Telegraphie im Eisen- bahndienst.
Ihre Tauglichkeit als Warnerin beweist die Elektrizität auch im Bergwerksbetriebe. Die schädlichen Wirkungen, welche hier das Ent- stehen von Grubengasen mit sich führt, sind allgemein bekannt. Als schlagende Wetter vernichten sie, was der Fleiß von tausend Händen schafft, vernichten sie das Leben des ihnen auf Gnade oder Ungnade verfallenen Bergmannes. Der telegraphische Apparat aber läßt seinen Warnungsruf zur rechten Zeit ertönen, auf daß er sich retten könne. Das Grubengas hat nämlich die Eigentümlichkeit, daß es leichter als die atmosphärische Luft ist. Nun hat man die Erscheinung wahr- genommen, daß, wenn zwei Gase durch eine poröse Wand, etwa eine Thonzelle oder einen Gipspfropfen getrennt sind, das leichtere schneller durch dieselbe hindurchgeht, als das schwerere. Es wird also auf der Seite des schwereren Gases zuerst eine größere Gasmenge sich einfinden, als auf der andern und diese Gasmenge wird einen gewissen Druck ausüben, den man nun benutzen kann, um einen elektrischen Strom zu schließen. Eine Glocke, die in den Stromkreis eingeschaltet ist, wird also durch ihr Läuten sofort die Entstehung des Grubengases anzeigen. Ähnlich sind die Leistungen der Elektrizität im Fabrikbetriebe. Sie meldet an einer weit entfernten Stelle, wenn das Wasser im Dampf- kessel zu niedrig steht und verhütet so die schrecklichen Explosionen, die das zur Folge haben kann. Sie tritt als erste Helferin zu dem Un- glücklichen, der in das Getriebe der Maschinen hineingerät. Die elek- tromagnetische Sicherheitskuppelung von Siemens & Halske schaltet selbstthätig den Riemen oder den Maschinenteil aus, von dem ein Arbeiter erfaßt ist, und zwar in so kurzer Zeit, daß die Vergrößerung des Unfalles verhütet wird. Dabei wird im Übrigen der Betrieb der Fabrik nicht gestört, sondern nur der Teil, in welchem sich das Unglück zutrug, gelangt sofort zur Abstellung. Die Telegraphie meldet dem
Die elektriſchen Erfindungen.
iſt. Durch eine ſeitlich davon angebrachte Kurbel wird ein elektriſcher Strom geſchloſſen, welcher die Farbe des Blockfenſterchens verändert, wenn gleichzeitig ein über dem Fenſterchen ſitzender Knopf gedrückt wird. Zeigt es die weiße Farbe, ſo kann das Signal zur Weiterfahrt des Zuges gezogen werden, ſolange es aber rot iſt, darf der gerade in der Fahrt begriffene Zug dieſelbe nicht fortſetzen. Ebenſo ſind Signale am Zuge ſelbſt angebracht, und den Bahnwärtern wird in ihren Buden angezeigt, ob der Zug auf dem richtigen Geleiſe fährt, ob ſich unterwegs nicht vielleicht ein Wagen losgelöſt hat, ob ein Sonderzug zu erwarten iſt u. ſ. w. Alles dies erfährt der Wärter durch die ver- ſchiedene Zahl der Töne eines elektriſchen Läutewerks. Ähnliche Einrichtungen, wie auf den Blockſtationen, ſind auch auf größeren Bahnhöfen. Der Blockapparat erlaubt hier die ſofortige Einſtellung der für die einzelnen Geleiſe paſſenden Signale. Das ſind nur wenige Beiſpiele der ausgedehnten Verwendung der Telegraphie im Eiſen- bahndienſt.
Ihre Tauglichkeit als Warnerin beweiſt die Elektrizität auch im Bergwerksbetriebe. Die ſchädlichen Wirkungen, welche hier das Ent- ſtehen von Grubengaſen mit ſich führt, ſind allgemein bekannt. Als ſchlagende Wetter vernichten ſie, was der Fleiß von tauſend Händen ſchafft, vernichten ſie das Leben des ihnen auf Gnade oder Ungnade verfallenen Bergmannes. Der telegraphiſche Apparat aber läßt ſeinen Warnungsruf zur rechten Zeit ertönen, auf daß er ſich retten könne. Das Grubengas hat nämlich die Eigentümlichkeit, daß es leichter als die atmoſphäriſche Luft iſt. Nun hat man die Erſcheinung wahr- genommen, daß, wenn zwei Gaſe durch eine poröſe Wand, etwa eine Thonzelle oder einen Gipspfropfen getrennt ſind, das leichtere ſchneller durch dieſelbe hindurchgeht, als das ſchwerere. Es wird alſo auf der Seite des ſchwereren Gaſes zuerſt eine größere Gasmenge ſich einfinden, als auf der andern und dieſe Gasmenge wird einen gewiſſen Druck ausüben, den man nun benutzen kann, um einen elektriſchen Strom zu ſchließen. Eine Glocke, die in den Stromkreis eingeſchaltet iſt, wird alſo durch ihr Läuten ſofort die Entſtehung des Grubengaſes anzeigen. Ähnlich ſind die Leiſtungen der Elektrizität im Fabrikbetriebe. Sie meldet an einer weit entfernten Stelle, wenn das Waſſer im Dampf- keſſel zu niedrig ſteht und verhütet ſo die ſchrecklichen Exploſionen, die das zur Folge haben kann. Sie tritt als erſte Helferin zu dem Un- glücklichen, der in das Getriebe der Maſchinen hineingerät. Die elek- tromagnetiſche Sicherheitskuppelung von Siemens & Halske ſchaltet ſelbſtthätig den Riemen oder den Maſchinenteil aus, von dem ein Arbeiter erfaßt iſt, und zwar in ſo kurzer Zeit, daß die Vergrößerung des Unfalles verhütet wird. Dabei wird im Übrigen der Betrieb der Fabrik nicht geſtört, ſondern nur der Teil, in welchem ſich das Unglück zutrug, gelangt ſofort zur Abſtellung. Die Telegraphie meldet dem
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Die elektriſchen Erfindungen.
iſt. Durch eine ſeitlich davon angebrachte Kurbel wird ein elektriſcher
Strom geſchloſſen, welcher die Farbe des Blockfenſterchens verändert,
wenn gleichzeitig ein über dem Fenſterchen ſitzender Knopf gedrückt
wird. Zeigt es die weiße Farbe, ſo kann das Signal zur Weiterfahrt
des Zuges gezogen werden, ſolange es aber rot iſt, darf der gerade
in der Fahrt begriffene Zug dieſelbe nicht fortſetzen. Ebenſo ſind
Signale am Zuge ſelbſt angebracht, und den Bahnwärtern wird in ihren
Buden angezeigt, ob der Zug auf dem richtigen Geleiſe fährt, ob ſich
unterwegs nicht vielleicht ein Wagen losgelöſt hat, ob ein Sonderzug
zu erwarten iſt u. ſ. w. Alles dies erfährt der Wärter durch die ver-
ſchiedene Zahl der Töne eines elektriſchen Läutewerks. Ähnliche
Einrichtungen, wie auf den Blockſtationen, ſind auch auf größeren
Bahnhöfen. Der Blockapparat erlaubt hier die ſofortige Einſtellung
der für die einzelnen Geleiſe paſſenden Signale. Das ſind nur wenige
Beiſpiele der ausgedehnten Verwendung der Telegraphie im Eiſen-
bahndienſt.
Ihre Tauglichkeit als Warnerin beweiſt die Elektrizität auch im
Bergwerksbetriebe. Die ſchädlichen Wirkungen, welche hier das Ent-
ſtehen von Grubengaſen mit ſich führt, ſind allgemein bekannt. Als
ſchlagende Wetter vernichten ſie, was der Fleiß von tauſend Händen
ſchafft, vernichten ſie das Leben des ihnen auf Gnade oder Ungnade
verfallenen Bergmannes. Der telegraphiſche Apparat aber läßt ſeinen
Warnungsruf zur rechten Zeit ertönen, auf daß er ſich retten könne.
Das Grubengas hat nämlich die Eigentümlichkeit, daß es leichter
als die atmoſphäriſche Luft iſt. Nun hat man die Erſcheinung wahr-
genommen, daß, wenn zwei Gaſe durch eine poröſe Wand, etwa eine
Thonzelle oder einen Gipspfropfen getrennt ſind, das leichtere ſchneller
durch dieſelbe hindurchgeht, als das ſchwerere. Es wird alſo auf der
Seite des ſchwereren Gaſes zuerſt eine größere Gasmenge ſich einfinden,
als auf der andern und dieſe Gasmenge wird einen gewiſſen Druck
ausüben, den man nun benutzen kann, um einen elektriſchen Strom zu
ſchließen. Eine Glocke, die in den Stromkreis eingeſchaltet iſt, wird
alſo durch ihr Läuten ſofort die Entſtehung des Grubengaſes anzeigen.
Ähnlich ſind die Leiſtungen der Elektrizität im Fabrikbetriebe. Sie
meldet an einer weit entfernten Stelle, wenn das Waſſer im Dampf-
keſſel zu niedrig ſteht und verhütet ſo die ſchrecklichen Exploſionen, die
das zur Folge haben kann. Sie tritt als erſte Helferin zu dem Un-
glücklichen, der in das Getriebe der Maſchinen hineingerät. Die elek-
tromagnetiſche Sicherheitskuppelung von Siemens & Halske ſchaltet
ſelbſtthätig den Riemen oder den Maſchinenteil aus, von dem ein
Arbeiter erfaßt iſt, und zwar in ſo kurzer Zeit, daß die Vergrößerung
des Unfalles verhütet wird. Dabei wird im Übrigen der Betrieb der
Fabrik nicht geſtört, ſondern nur der Teil, in welchem ſich das Unglück
zutrug, gelangt ſofort zur Abſtellung. Die Telegraphie meldet dem
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/274>, abgerufen am 21.11.2024.
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