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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Baumaterialien.
entsteht an seiner Stelle ein Kanal zum Durchzug der Flammengase.
Man feuert zuerst nur schwach an und geht allmählich erst zur vollen
Glut über. Diese darf bei unreinen, mit Thonerde oder Magnesia
und Kieselsäure vermengten Kalksteinen nicht über eine gewisse Temperatur
gesteigert werden, weil sonst die Masse zusammenschmilzt, der Kalk
totgebrannt wird, wie man sich ausdrückt, und nun nicht mehr zu ver-
werten ist.

Die Fig. 174 zeigt einen Durchschnitt durch einen Kalkofen mit
ununterbrochenem Brande, wie er in den Rüdersdorfer Kalkbergen bei
Berlin verwendet wird. In ihm ist der Raum der Feuerung von dem-

[Abbildung] Fig. 174.

Rüdersdorfer Kalkofen.

jenigen für die Kalksteine völlig
getrennt. Das Wesentliche an
ihm sind die beiden cylinder-
förmigen Mauern d d, die aus
feuerfesten Steinen aufgeführten
Futtermauern, und e e, die
Rauhmauer. Beide sind durch
einen mit Bauschutt und Asche
gefüllten Raum von einander
getrennt. Eine solche Füllung
ist ein schlechter Wärmeleiter
und läßt also die Wärme des
Ofens nicht so leicht fortgehen.
Sie hat außerdem den Zweck,
durch ihre eigene Ausdehnung
den Druck des im Schachte B C
liegenden Materials, welches
mit wachsender Wärme sich auch
ausdehnt, aufzuheben. Der nach unten verjüngte Teil B des Schachtes
füllt sich während des Brennens mit durchgebranntem Kalk, welcher durch
die Öffnungen a am Grunde von Zeit zu Zeit abgelassen werden kann.
Der 14 Meter hohe Schacht ist noch von einer Außenmauer B B um-
geben, die keinen wesentlichen Teil des Ganzen bildet, aber mit der
Rauhmauer Kammern einschließt, die zum Aufenthalt der Arbeiter und
anderen Zwecken dienen. In der Fig. 174 bedeutet ferner h eine der
drei bis fünf Feuerungen für Holz oder Torf, die einen Rost haben
und die Asche durch denselben und den Aschenfall i in den Behälter E
fallen lassen. Das Feuer gelangt durch den Kanal b in den Schacht,
und ein zweiter Kanal k dient dazu, die dem abgelassenen Kalk ent-
strömende Wärme in die Gewölbe H abzuführen, damit die Arbeiter
in F davor bewahrt werden. Das Feuer wird zunächst nicht in den
seitlichen Kammern h angefacht, sondern man beginnt damit, daß man
einen Holzstoß in B einbringt, bis zur Höhe von b Kalksteine darüber
schüttet und nun das Holz anzündet. Wenn es ausgebrannt ist, so
entwickelt die dem gargebrannten Kalk entströmende Wärme hinreichenden

Die Baumaterialien.
entſteht an ſeiner Stelle ein Kanal zum Durchzug der Flammengaſe.
Man feuert zuerſt nur ſchwach an und geht allmählich erſt zur vollen
Glut über. Dieſe darf bei unreinen, mit Thonerde oder Magneſia
und Kieſelſäure vermengten Kalkſteinen nicht über eine gewiſſe Temperatur
geſteigert werden, weil ſonſt die Maſſe zuſammenſchmilzt, der Kalk
totgebrannt wird, wie man ſich ausdrückt, und nun nicht mehr zu ver-
werten iſt.

Die Fig. 174 zeigt einen Durchſchnitt durch einen Kalkofen mit
ununterbrochenem Brande, wie er in den Rüdersdorfer Kalkbergen bei
Berlin verwendet wird. In ihm iſt der Raum der Feuerung von dem-

[Abbildung] Fig. 174.

Rüdersdorfer Kalkofen.

jenigen für die Kalkſteine völlig
getrennt. Das Weſentliche an
ihm ſind die beiden cylinder-
förmigen Mauern d d, die aus
feuerfeſten Steinen aufgeführten
Futtermauern, und e e, die
Rauhmauer. Beide ſind durch
einen mit Bauſchutt und Aſche
gefüllten Raum von einander
getrennt. Eine ſolche Füllung
iſt ein ſchlechter Wärmeleiter
und läßt alſo die Wärme des
Ofens nicht ſo leicht fortgehen.
Sie hat außerdem den Zweck,
durch ihre eigene Ausdehnung
den Druck des im Schachte B C
liegenden Materials, welches
mit wachſender Wärme ſich auch
ausdehnt, aufzuheben. Der nach unten verjüngte Teil B des Schachtes
füllt ſich während des Brennens mit durchgebranntem Kalk, welcher durch
die Öffnungen a am Grunde von Zeit zu Zeit abgelaſſen werden kann.
Der 14 Meter hohe Schacht iſt noch von einer Außenmauer B B um-
geben, die keinen weſentlichen Teil des Ganzen bildet, aber mit der
Rauhmauer Kammern einſchließt, die zum Aufenthalt der Arbeiter und
anderen Zwecken dienen. In der Fig. 174 bedeutet ferner h eine der
drei bis fünf Feuerungen für Holz oder Torf, die einen Roſt haben
und die Aſche durch denſelben und den Aſchenfall i in den Behälter E
fallen laſſen. Das Feuer gelangt durch den Kanal b in den Schacht,
und ein zweiter Kanal k dient dazu, die dem abgelaſſenen Kalk ent-
ſtrömende Wärme in die Gewölbe H abzuführen, damit die Arbeiter
in F davor bewahrt werden. Das Feuer wird zunächſt nicht in den
ſeitlichen Kammern h angefacht, ſondern man beginnt damit, daß man
einen Holzſtoß in B einbringt, bis zur Höhe von b Kalkſteine darüber
ſchüttet und nun das Holz anzündet. Wenn es ausgebrannt iſt, ſo
entwickelt die dem gargebrannten Kalk entſtrömende Wärme hinreichenden

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[266/0284] Die Baumaterialien. entſteht an ſeiner Stelle ein Kanal zum Durchzug der Flammengaſe. Man feuert zuerſt nur ſchwach an und geht allmählich erſt zur vollen Glut über. Dieſe darf bei unreinen, mit Thonerde oder Magneſia und Kieſelſäure vermengten Kalkſteinen nicht über eine gewiſſe Temperatur geſteigert werden, weil ſonſt die Maſſe zuſammenſchmilzt, der Kalk totgebrannt wird, wie man ſich ausdrückt, und nun nicht mehr zu ver- werten iſt. Die Fig. 174 zeigt einen Durchſchnitt durch einen Kalkofen mit ununterbrochenem Brande, wie er in den Rüdersdorfer Kalkbergen bei Berlin verwendet wird. In ihm iſt der Raum der Feuerung von dem- [Abbildung Fig. 174. Rüdersdorfer Kalkofen.] jenigen für die Kalkſteine völlig getrennt. Das Weſentliche an ihm ſind die beiden cylinder- förmigen Mauern d d, die aus feuerfeſten Steinen aufgeführten Futtermauern, und e e, die Rauhmauer. Beide ſind durch einen mit Bauſchutt und Aſche gefüllten Raum von einander getrennt. Eine ſolche Füllung iſt ein ſchlechter Wärmeleiter und läßt alſo die Wärme des Ofens nicht ſo leicht fortgehen. Sie hat außerdem den Zweck, durch ihre eigene Ausdehnung den Druck des im Schachte B C liegenden Materials, welches mit wachſender Wärme ſich auch ausdehnt, aufzuheben. Der nach unten verjüngte Teil B des Schachtes füllt ſich während des Brennens mit durchgebranntem Kalk, welcher durch die Öffnungen a am Grunde von Zeit zu Zeit abgelaſſen werden kann. Der 14 Meter hohe Schacht iſt noch von einer Außenmauer B B um- geben, die keinen weſentlichen Teil des Ganzen bildet, aber mit der Rauhmauer Kammern einſchließt, die zum Aufenthalt der Arbeiter und anderen Zwecken dienen. In der Fig. 174 bedeutet ferner h eine der drei bis fünf Feuerungen für Holz oder Torf, die einen Roſt haben und die Aſche durch denſelben und den Aſchenfall i in den Behälter E fallen laſſen. Das Feuer gelangt durch den Kanal b in den Schacht, und ein zweiter Kanal k dient dazu, die dem abgelaſſenen Kalk ent- ſtrömende Wärme in die Gewölbe H abzuführen, damit die Arbeiter in F davor bewahrt werden. Das Feuer wird zunächſt nicht in den ſeitlichen Kammern h angefacht, ſondern man beginnt damit, daß man einen Holzſtoß in B einbringt, bis zur Höhe von b Kalkſteine darüber ſchüttet und nun das Holz anzündet. Wenn es ausgebrannt iſt, ſo entwickelt die dem gargebrannten Kalk entſtrömende Wärme hinreichenden

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/284>, abgerufen am 21.11.2024.