hält das Holzgas gar nicht. Das Gaswasser enthält Methylalkohol und Essigsäure, in den Retorten bleibt Holzkohle zurück. Die Darstellung des Holzgases ist nur dann zu empfehlen, wenn man trockenes Holz in Menge zu billigerem Preise als Steinkohlen haben kann. Noch weniger praktisch ist die Fabrikation von Leuchtgas aus Torf, weil es besonders stark verunreinigt ist, auch Schwefelwasserstoff und Ammoniak enthält.
In besonders waldreichen Gegenden, z. B. in einzelnen Teilen Amerikas, verwendet man auch Harze aller Art zur Gasfabrikation. Dieselben werden nicht direkt destilliert, vielmehr erst bei gelinder Hitze geschmolzen. Das geschmolzene Harz läßt man dann in die zum Glühen erhitzte, mit Ziegelstücken gefüllte Retorte fließen, wo es sich zersetzt. Das Harzgas ist etwa von der Güte des Steinkohlengases; aus 100 kg Harz erhält man im Mittel 60 Kubikmeter Gas.
Die Rückstände der Raffinierung des Petroleums bilden ein besonders vorzügliches Material für die Gasbereitung, denn man er- hält aus ihnen ein Gas, welches das Steinkohlengas an Leuchtkraft bedeutend übertrifft. Die Behandlung bei der Fabrikation ist eine überaus einfache, so daß selbst kleinere Fabriken sich mit großem Vor- teil aus Petroleumrückständen, Paraffinöl und dergleichen ihr Leucht- gas selbst darstellen können. Das Material wird durch Pumpen in die kleine rotglühende Retorte gehoben, wo die Vergasung sehr schnell und ohne Rückstand erfolgt. Die Gase gehen durch einen einzigen Condensator und einen kleinen Skrubber, wobei sie eine geringe Menge Teer absetzen; dann sind sie gebrauchsfertig.
Ähnlich wie aus Petroleumrückständen und mit denselben Vorteilen fabriziert man Leuchtgas aus Öl, Wollfett, Schieferöl, kurz aus Fetten und Fettabfällen jeder Art. Alle diese Gase sind zwar etwas teurer als Steinkohlengas, aber bedeutend leuchtfähiger. Sie eignen sich auch wegen ihrer großen Leuchtkraft vorzüglich zur Verwendung in kompri- miertem Zustande. So benutzt man z. B. das Ölgas, wie es Pintsch in Berlin, auf 10 Atmosphären komprimiert, in eisernen Cylindern liefert, zur Beleuchtung von Eisenbahnwagen.
Im Gegensatz zu den eben erwähnten Leuchtgasarten, welche sich von dem gewöhnlichen Steinkohlengas durch größere Leuchtkraft unter- scheiden, steht eine in neuerer Zeit vielfach in Gebrauch gekommene Art, welche unter dem Namen Wassergas bekannt geworden ist und gewonnen wird, indem man Wasserdampf über glühende Holzkohle oder Koks leitet, welche in eisernen oder thönernen Retorten lagern. Hierbei wirkt die Kohle reduzierend auf den Wasserdampf und man erhält ein Gemisch von Wasserstoff, Kohlenoxyd und Kohlensäure, welches durch Kalkreiniger von der Kohlensäure befreit wird. In diesem Zustand ist es sehr brennbar und entwickelt beträchtliche Hitze, leuchtet aber fast gar nicht. Soll es trotzdem zu Leuchtzwecken ge- braucht werden, so muß es entweder in besonderen Brennern gebrannt
Beleuchtung.
hält das Holzgas gar nicht. Das Gaswaſſer enthält Methylalkohol und Eſſigſäure, in den Retorten bleibt Holzkohle zurück. Die Darſtellung des Holzgaſes iſt nur dann zu empfehlen, wenn man trockenes Holz in Menge zu billigerem Preiſe als Steinkohlen haben kann. Noch weniger praktiſch iſt die Fabrikation von Leuchtgas aus Torf, weil es beſonders ſtark verunreinigt iſt, auch Schwefelwaſſerſtoff und Ammoniak enthält.
In beſonders waldreichen Gegenden, z. B. in einzelnen Teilen Amerikas, verwendet man auch Harze aller Art zur Gasfabrikation. Dieſelben werden nicht direkt deſtilliert, vielmehr erſt bei gelinder Hitze geſchmolzen. Das geſchmolzene Harz läßt man dann in die zum Glühen erhitzte, mit Ziegelſtücken gefüllte Retorte fließen, wo es ſich zerſetzt. Das Harzgas iſt etwa von der Güte des Steinkohlengaſes; aus 100 kg Harz erhält man im Mittel 60 Kubikmeter Gas.
Die Rückſtände der Raffinierung des Petroleums bilden ein beſonders vorzügliches Material für die Gasbereitung, denn man er- hält aus ihnen ein Gas, welches das Steinkohlengas an Leuchtkraft bedeutend übertrifft. Die Behandlung bei der Fabrikation iſt eine überaus einfache, ſo daß ſelbſt kleinere Fabriken ſich mit großem Vor- teil aus Petroleumrückſtänden, Paraffinöl und dergleichen ihr Leucht- gas ſelbſt darſtellen können. Das Material wird durch Pumpen in die kleine rotglühende Retorte gehoben, wo die Vergaſung ſehr ſchnell und ohne Rückſtand erfolgt. Die Gaſe gehen durch einen einzigen Condenſator und einen kleinen Skrubber, wobei ſie eine geringe Menge Teer abſetzen; dann ſind ſie gebrauchsfertig.
Ähnlich wie aus Petroleumrückſtänden und mit denſelben Vorteilen fabriziert man Leuchtgas aus Öl, Wollfett, Schieferöl, kurz aus Fetten und Fettabfällen jeder Art. Alle dieſe Gaſe ſind zwar etwas teurer als Steinkohlengas, aber bedeutend leuchtfähiger. Sie eignen ſich auch wegen ihrer großen Leuchtkraft vorzüglich zur Verwendung in kompri- miertem Zuſtande. So benutzt man z. B. das Ölgas, wie es Pintſch in Berlin, auf 10 Atmoſphären komprimiert, in eiſernen Cylindern liefert, zur Beleuchtung von Eiſenbahnwagen.
Im Gegenſatz zu den eben erwähnten Leuchtgasarten, welche ſich von dem gewöhnlichen Steinkohlengas durch größere Leuchtkraft unter- ſcheiden, ſteht eine in neuerer Zeit vielfach in Gebrauch gekommene Art, welche unter dem Namen Waſſergas bekannt geworden iſt und gewonnen wird, indem man Waſſerdampf über glühende Holzkohle oder Koks leitet, welche in eiſernen oder thönernen Retorten lagern. Hierbei wirkt die Kohle reduzierend auf den Waſſerdampf und man erhält ein Gemiſch von Waſſerſtoff, Kohlenoxyd und Kohlenſäure, welches durch Kalkreiniger von der Kohlenſäure befreit wird. In dieſem Zuſtand iſt es ſehr brennbar und entwickelt beträchtliche Hitze, leuchtet aber faſt gar nicht. Soll es trotzdem zu Leuchtzwecken ge- braucht werden, ſo muß es entweder in beſonderen Brennern gebrannt
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Beleuchtung.
hält das Holzgas gar nicht. Das Gaswaſſer enthält Methylalkohol und
Eſſigſäure, in den Retorten bleibt Holzkohle zurück. Die Darſtellung
des Holzgaſes iſt nur dann zu empfehlen, wenn man trockenes Holz
in Menge zu billigerem Preiſe als Steinkohlen haben kann. Noch
weniger praktiſch iſt die Fabrikation von Leuchtgas aus Torf, weil es
beſonders ſtark verunreinigt iſt, auch Schwefelwaſſerſtoff und Ammoniak
enthält.
In beſonders waldreichen Gegenden, z. B. in einzelnen Teilen
Amerikas, verwendet man auch Harze aller Art zur Gasfabrikation.
Dieſelben werden nicht direkt deſtilliert, vielmehr erſt bei gelinder Hitze
geſchmolzen. Das geſchmolzene Harz läßt man dann in die zum
Glühen erhitzte, mit Ziegelſtücken gefüllte Retorte fließen, wo es ſich
zerſetzt. Das Harzgas iſt etwa von der Güte des Steinkohlengaſes;
aus 100 kg Harz erhält man im Mittel 60 Kubikmeter Gas.
Die Rückſtände der Raffinierung des Petroleums bilden ein
beſonders vorzügliches Material für die Gasbereitung, denn man er-
hält aus ihnen ein Gas, welches das Steinkohlengas an Leuchtkraft
bedeutend übertrifft. Die Behandlung bei der Fabrikation iſt eine
überaus einfache, ſo daß ſelbſt kleinere Fabriken ſich mit großem Vor-
teil aus Petroleumrückſtänden, Paraffinöl und dergleichen ihr Leucht-
gas ſelbſt darſtellen können. Das Material wird durch Pumpen in
die kleine rotglühende Retorte gehoben, wo die Vergaſung ſehr ſchnell
und ohne Rückſtand erfolgt. Die Gaſe gehen durch einen einzigen
Condenſator und einen kleinen Skrubber, wobei ſie eine geringe Menge
Teer abſetzen; dann ſind ſie gebrauchsfertig.
Ähnlich wie aus Petroleumrückſtänden und mit denſelben Vorteilen
fabriziert man Leuchtgas aus Öl, Wollfett, Schieferöl, kurz aus Fetten
und Fettabfällen jeder Art. Alle dieſe Gaſe ſind zwar etwas teurer
als Steinkohlengas, aber bedeutend leuchtfähiger. Sie eignen ſich auch
wegen ihrer großen Leuchtkraft vorzüglich zur Verwendung in kompri-
miertem Zuſtande. So benutzt man z. B. das Ölgas, wie es Pintſch
in Berlin, auf 10 Atmoſphären komprimiert, in eiſernen Cylindern
liefert, zur Beleuchtung von Eiſenbahnwagen.
Im Gegenſatz zu den eben erwähnten Leuchtgasarten, welche ſich
von dem gewöhnlichen Steinkohlengas durch größere Leuchtkraft unter-
ſcheiden, ſteht eine in neuerer Zeit vielfach in Gebrauch gekommene
Art, welche unter dem Namen Waſſergas bekannt geworden iſt und
gewonnen wird, indem man Waſſerdampf über glühende Holzkohle
oder Koks leitet, welche in eiſernen oder thönernen Retorten lagern.
Hierbei wirkt die Kohle reduzierend auf den Waſſerdampf und man
erhält ein Gemiſch von Waſſerſtoff, Kohlenoxyd und Kohlenſäure,
welches durch Kalkreiniger von der Kohlenſäure befreit wird. In
dieſem Zuſtand iſt es ſehr brennbar und entwickelt beträchtliche Hitze,
leuchtet aber faſt gar nicht. Soll es trotzdem zu Leuchtzwecken ge-
braucht werden, ſo muß es entweder in beſonderen Brennern gebrannt
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/326>, abgerufen am 22.11.2024.
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