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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Gasförmige Leuchtstoffe, Gasbeleuchtung.
werden, oder man teilt ihm durch eine besondere Behandlung einen
höheren Kohlegehalt mit. Das erstgenannte Verfahren wird später bei
Besprechung der Brenner erwähnt werden. Das letztere wird nicht nur
für das Wassergas angewendet, sondern für alle anderen Gase von
geringer Leuchtkraft und ist unter dem Namen Carbonisation oder
Carburation bekannt.

Die Carburation wird in der Regel vorgenommen, indem man
das Gas durch Gefäße leitet, welche kohlereiche Mineralöle oder
erwärmte kohlereiche feste Kohlenwasserstoffe enthalten. Im ersten Falle
benutzt man gewöhnlich die flüchtigen Petroleumöle, im zweiten Naph-
thalin und andere ähnliche Verbindungen. Das Gas wird hierdurch
bedeutend leuchtkräftiger, indem es die flüchtigen Kohlenwasserstoffe mit
sich reißt. Bei schlechten Leuchtgassorten kann man die Leuchtkraft bis
auf das dreifache erhöhen. Ja, man ist soweit gegangen, schlechtweg
Luft auf die angegebene Weise zu karburieren; das so bereitete Luft-
gas ist zur Verwendung leuchtkräftig genug.

Einer besonderen Art der Carburation unterwirft man das nicht
leuchtende Wassergas nach dem von White erfundenen Hydrokarbon-
prozeß. Man leitet das rohe, noch nicht von seiner Kohlensäure be-
freite Wassergas, mit wenig Wasserdampf gemischt, über glühende
Kännelkohle, wodurch es sich einmal schnell mit stark leuchtenden Kohlen-
wasserstoffen sättigt; sodann aber verwandelt sich die in ihm enthaltene
Kohlensäure in Berührung mit der glühenden Kohle in Kohlenoxyd,
so daß eine weitere Reinigung unnötig wird. Der Wasserdampf wird
in derselben Weise, wie beim Bildungsprozeß des Wassergases, zerlegt
und es bildet sich noch mehr Wasserstoff, der die Brennbarkeit des
Gases noch erhöht. Das gewonnene, sehr leuchtkräftige Gas ist unter
dem Namen Hydrokarbongas in der Technik bekannt geworden.

Es muß erwähnt werden, daß das Wassergas, gleichgültig, in
welcher Art es nach seiner Darstellung noch behandelt wird, durch
seinen Gehalt an Kohlenoxydgas sehr giftig ist, so daß das Aus-
strömen desselben noch gefährlichere Wirkungen nach sich zieht, als das
des gewöhnlichen Leuchtgases, welches durch seinen Äthylengehalt
giftig wirkt.

Das Gas, welches von einer großen Fabrikanlage den ver-
schiedensten Verbrauchstellen zugeführt wird, muß an diesen im einzelnen
in genau derselben Weise gemessen werden, wie dies in der Fabrik im
großen geschah. Zu diesem Zwecke dient die von mehreren englischen
Mechanikern erfundene Gasuhr (Fig. 196 u. 197), auch wohl Gasmesser
oder Gaszähler genannt.

Der Apparat besteht aus starkem Weißblech und enthält als Haupt-
teil den liegenden Cylinder W, welcher etwas über die Hälfte
mit Wasser gefüllt ist. In ihm bewegt sich leicht um eine horizontale
Achse die Trommel der Gasuhr. Dieselbe schließt an beiden Enden mit
schwach gewölbten Kopfstücken ab (o in Fig. 197) und trägt zwischen

Gasförmige Leuchtſtoffe, Gasbeleuchtung.
werden, oder man teilt ihm durch eine beſondere Behandlung einen
höheren Kohlegehalt mit. Das erſtgenannte Verfahren wird ſpäter bei
Beſprechung der Brenner erwähnt werden. Das letztere wird nicht nur
für das Waſſergas angewendet, ſondern für alle anderen Gaſe von
geringer Leuchtkraft und iſt unter dem Namen Carboniſation oder
Carburation bekannt.

Die Carburation wird in der Regel vorgenommen, indem man
das Gas durch Gefäße leitet, welche kohlereiche Mineralöle oder
erwärmte kohlereiche feſte Kohlenwaſſerſtoffe enthalten. Im erſten Falle
benutzt man gewöhnlich die flüchtigen Petroleumöle, im zweiten Naph-
thalin und andere ähnliche Verbindungen. Das Gas wird hierdurch
bedeutend leuchtkräftiger, indem es die flüchtigen Kohlenwaſſerſtoffe mit
ſich reißt. Bei ſchlechten Leuchtgasſorten kann man die Leuchtkraft bis
auf das dreifache erhöhen. Ja, man iſt ſoweit gegangen, ſchlechtweg
Luft auf die angegebene Weiſe zu karburieren; das ſo bereitete Luft-
gas iſt zur Verwendung leuchtkräftig genug.

Einer beſonderen Art der Carburation unterwirft man das nicht
leuchtende Waſſergas nach dem von White erfundenen Hydrokarbon-
prozeß. Man leitet das rohe, noch nicht von ſeiner Kohlenſäure be-
freite Waſſergas, mit wenig Waſſerdampf gemiſcht, über glühende
Kännelkohle, wodurch es ſich einmal ſchnell mit ſtark leuchtenden Kohlen-
waſſerſtoffen ſättigt; ſodann aber verwandelt ſich die in ihm enthaltene
Kohlenſäure in Berührung mit der glühenden Kohle in Kohlenoxyd,
ſo daß eine weitere Reinigung unnötig wird. Der Waſſerdampf wird
in derſelben Weiſe, wie beim Bildungsprozeß des Waſſergaſes, zerlegt
und es bildet ſich noch mehr Waſſerſtoff, der die Brennbarkeit des
Gaſes noch erhöht. Das gewonnene, ſehr leuchtkräftige Gas iſt unter
dem Namen Hydrokarbongas in der Technik bekannt geworden.

Es muß erwähnt werden, daß das Waſſergas, gleichgültig, in
welcher Art es nach ſeiner Darſtellung noch behandelt wird, durch
ſeinen Gehalt an Kohlenoxydgas ſehr giftig iſt, ſo daß das Aus-
ſtrömen desſelben noch gefährlichere Wirkungen nach ſich zieht, als das
des gewöhnlichen Leuchtgaſes, welches durch ſeinen Äthylengehalt
giftig wirkt.

Das Gas, welches von einer großen Fabrikanlage den ver-
ſchiedenſten Verbrauchſtellen zugeführt wird, muß an dieſen im einzelnen
in genau derſelben Weiſe gemeſſen werden, wie dies in der Fabrik im
großen geſchah. Zu dieſem Zwecke dient die von mehreren engliſchen
Mechanikern erfundene Gasuhr (Fig. 196 u. 197), auch wohl Gasmeſſer
oder Gaszähler genannt.

Der Apparat beſteht aus ſtarkem Weißblech und enthält als Haupt-
teil den liegenden Cylinder W, welcher etwas über die Hälfte
mit Waſſer gefüllt iſt. In ihm bewegt ſich leicht um eine horizontale
Achſe die Trommel der Gasuhr. Dieſelbe ſchließt an beiden Enden mit
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[309/0327] Gasförmige Leuchtſtoffe, Gasbeleuchtung. werden, oder man teilt ihm durch eine beſondere Behandlung einen höheren Kohlegehalt mit. Das erſtgenannte Verfahren wird ſpäter bei Beſprechung der Brenner erwähnt werden. Das letztere wird nicht nur für das Waſſergas angewendet, ſondern für alle anderen Gaſe von geringer Leuchtkraft und iſt unter dem Namen Carboniſation oder Carburation bekannt. Die Carburation wird in der Regel vorgenommen, indem man das Gas durch Gefäße leitet, welche kohlereiche Mineralöle oder erwärmte kohlereiche feſte Kohlenwaſſerſtoffe enthalten. Im erſten Falle benutzt man gewöhnlich die flüchtigen Petroleumöle, im zweiten Naph- thalin und andere ähnliche Verbindungen. Das Gas wird hierdurch bedeutend leuchtkräftiger, indem es die flüchtigen Kohlenwaſſerſtoffe mit ſich reißt. Bei ſchlechten Leuchtgasſorten kann man die Leuchtkraft bis auf das dreifache erhöhen. Ja, man iſt ſoweit gegangen, ſchlechtweg Luft auf die angegebene Weiſe zu karburieren; das ſo bereitete Luft- gas iſt zur Verwendung leuchtkräftig genug. Einer beſonderen Art der Carburation unterwirft man das nicht leuchtende Waſſergas nach dem von White erfundenen Hydrokarbon- prozeß. Man leitet das rohe, noch nicht von ſeiner Kohlenſäure be- freite Waſſergas, mit wenig Waſſerdampf gemiſcht, über glühende Kännelkohle, wodurch es ſich einmal ſchnell mit ſtark leuchtenden Kohlen- waſſerſtoffen ſättigt; ſodann aber verwandelt ſich die in ihm enthaltene Kohlenſäure in Berührung mit der glühenden Kohle in Kohlenoxyd, ſo daß eine weitere Reinigung unnötig wird. Der Waſſerdampf wird in derſelben Weiſe, wie beim Bildungsprozeß des Waſſergaſes, zerlegt und es bildet ſich noch mehr Waſſerſtoff, der die Brennbarkeit des Gaſes noch erhöht. Das gewonnene, ſehr leuchtkräftige Gas iſt unter dem Namen Hydrokarbongas in der Technik bekannt geworden. Es muß erwähnt werden, daß das Waſſergas, gleichgültig, in welcher Art es nach ſeiner Darſtellung noch behandelt wird, durch ſeinen Gehalt an Kohlenoxydgas ſehr giftig iſt, ſo daß das Aus- ſtrömen desſelben noch gefährlichere Wirkungen nach ſich zieht, als das des gewöhnlichen Leuchtgaſes, welches durch ſeinen Äthylengehalt giftig wirkt. Das Gas, welches von einer großen Fabrikanlage den ver- ſchiedenſten Verbrauchſtellen zugeführt wird, muß an dieſen im einzelnen in genau derſelben Weiſe gemeſſen werden, wie dies in der Fabrik im großen geſchah. Zu dieſem Zwecke dient die von mehreren engliſchen Mechanikern erfundene Gasuhr (Fig. 196 u. 197), auch wohl Gasmeſſer oder Gaszähler genannt. Der Apparat beſteht aus ſtarkem Weißblech und enthält als Haupt- teil den liegenden Cylinder W, welcher etwas über die Hälfte mit Waſſer gefüllt iſt. In ihm bewegt ſich leicht um eine horizontale Achſe die Trommel der Gasuhr. Dieſelbe ſchließt an beiden Enden mit ſchwach gewölbten Kopfſtücken ab (o in Fig. 197) und trägt zwiſchen

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/327>, abgerufen am 22.11.2024.