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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Appretur.
auch die gewirkten oder in anderer Weise verfertigten Waren, aber in
so geringem Grade, daß hier von diesen Abstand genommen werden
kann. Alle diejenigen Prozeduren nun, welchen eine Ware, insbesondere
also Webware, nach der Entnahme vom Stuhl unterliegt, um derselben
dasjenige Aussehen, denjenigen Griff (Anfühlen) und die Beschaffenheit
zu erteilen, welche man von ihr für den jeweiligen Zweck verlangt, faßt
man zusammen in dem Worte Appretur (adparare, zurichten, zurüsten).
Schon im grauen Altertum war die Zurichtung von Geweben nach der
einen oder anderen Richtung hin bekannt, bewegte sich jedoch in un-
gleich engeren Grenzen, als solche heutzutage bestehen. Die vielseitige
Verwendung anderer Gespinstfasermaterialien, minderwertigere mit ein-
geschlossen, die Verfertigung von Stoffen, welche bezüglich der Art ihrer
Zusammensetzung immer mannigfaltiger geworden sind, vor allem aber
die hohen Anforderungen der schnell wechselnden Mode, sowohl was
Aussehen, als auch Charakter der
Stoffe anbelangt, haben die Zahl der
Appreturoperationen auf eine gerade-
zu erstaunliche Höhe getrieben. In
demselben Maße ist natürlich die Menge
der diese Prozeduren ausführenden
Maschinen, Appreturmaschinen, ge-
wachsen, denn die ehemals übliche
Handarbeit ist fast ganz und gar
aus der Appreturbranche verdrängt
worden. Selbst das Pressen von
fertigem Stoff zu dem Zweck, dieselben
zu glätten, oder gewisse andere Effekte,
Glanz, Moiree, hervorzubringen, ge-
schieht heute vielfach in hydraulischen
Pressen, deren Pumpen durch Ma-
schinenbetrieb in Bewegung gesetzt
werden, wie die nebenstehende Fig. 216
[Abbildung] Fig. 216.

Hydraulische Presse.

durch die der Pumpe gegebenen Riemscheiben erkennen läßt. Das
Trocknen von gewaschenen oder feuchten Geweben und das gleich-
zeitig notwendige Breitspannen derselben wird heute immer seltener
an den Trockenrahmen, an welche die Stoffe angeschlagen wurden,
bewirkt, es dienen vielmehr diesem Zweck großartige Spann- und
Trockenmaschinen, die die Gewebe in Etagen in langem Zuge passieren
lassen und unter Anwendung von Wärme, Exhaustoren zum Abführen
der feuchten Dämpfe und Vorrichtungen zum Ausspannen des Gewebes
in der Breite schnell zum Ziel führen, ohne allzuviel Bodenfläche und die
Handarbeit vieler Personen zu beanspruchen. Unser Bild (Fig. 217) zeigt
eine derartige Maschine. Nicht immer stattet man die Appreturmaschinen
mit Riemscheiben aus, um sie mittelst Riemen von einer Kraftwelle,
Transmissionswelle, aus zu treiben, sondern verbindet man mit ihnen

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Die Appretur.
auch die gewirkten oder in anderer Weiſe verfertigten Waren, aber in
ſo geringem Grade, daß hier von dieſen Abſtand genommen werden
kann. Alle diejenigen Prozeduren nun, welchen eine Ware, insbeſondere
alſo Webware, nach der Entnahme vom Stuhl unterliegt, um derſelben
dasjenige Ausſehen, denjenigen Griff (Anfühlen) und die Beſchaffenheit
zu erteilen, welche man von ihr für den jeweiligen Zweck verlangt, faßt
man zuſammen in dem Worte Appretur (adparare, zurichten, zurüſten).
Schon im grauen Altertum war die Zurichtung von Geweben nach der
einen oder anderen Richtung hin bekannt, bewegte ſich jedoch in un-
gleich engeren Grenzen, als ſolche heutzutage beſtehen. Die vielſeitige
Verwendung anderer Geſpinſtfaſermaterialien, minderwertigere mit ein-
geſchloſſen, die Verfertigung von Stoffen, welche bezüglich der Art ihrer
Zuſammenſetzung immer mannigfaltiger geworden ſind, vor allem aber
die hohen Anforderungen der ſchnell wechſelnden Mode, ſowohl was
Ausſehen, als auch Charakter der
Stoffe anbelangt, haben die Zahl der
Appreturoperationen auf eine gerade-
zu erſtaunliche Höhe getrieben. In
demſelben Maße iſt natürlich die Menge
der dieſe Prozeduren ausführenden
Maſchinen, Appreturmaſchinen, ge-
wachſen, denn die ehemals übliche
Handarbeit iſt faſt ganz und gar
aus der Appreturbranche verdrängt
worden. Selbſt das Preſſen von
fertigem Stoff zu dem Zweck, dieſelben
zu glätten, oder gewiſſe andere Effekte,
Glanz, Moirée, hervorzubringen, ge-
ſchieht heute vielfach in hydrauliſchen
Preſſen, deren Pumpen durch Ma-
ſchinenbetrieb in Bewegung geſetzt
werden, wie die nebenſtehende Fig. 216
[Abbildung] Fig. 216.

Hydrauliſche Preſſe.

durch die der Pumpe gegebenen Riemſcheiben erkennen läßt. Das
Trocknen von gewaſchenen oder feuchten Geweben und das gleich-
zeitig notwendige Breitſpannen derſelben wird heute immer ſeltener
an den Trockenrahmen, an welche die Stoffe angeſchlagen wurden,
bewirkt, es dienen vielmehr dieſem Zweck großartige Spann- und
Trockenmaſchinen, die die Gewebe in Etagen in langem Zuge paſſieren
laſſen und unter Anwendung von Wärme, Exhauſtoren zum Abführen
der feuchten Dämpfe und Vorrichtungen zum Ausſpannen des Gewebes
in der Breite ſchnell zum Ziel führen, ohne allzuviel Bodenfläche und die
Handarbeit vieler Perſonen zu beanſpruchen. Unſer Bild (Fig. 217) zeigt
eine derartige Maſchine. Nicht immer ſtattet man die Appreturmaſchinen
mit Riemſcheiben aus, um ſie mittelſt Riemen von einer Kraftwelle,
Transmiſſionswelle, aus zu treiben, ſondern verbindet man mit ihnen

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[387/0405] Die Appretur. auch die gewirkten oder in anderer Weiſe verfertigten Waren, aber in ſo geringem Grade, daß hier von dieſen Abſtand genommen werden kann. Alle diejenigen Prozeduren nun, welchen eine Ware, insbeſondere alſo Webware, nach der Entnahme vom Stuhl unterliegt, um derſelben dasjenige Ausſehen, denjenigen Griff (Anfühlen) und die Beſchaffenheit zu erteilen, welche man von ihr für den jeweiligen Zweck verlangt, faßt man zuſammen in dem Worte Appretur (adparare, zurichten, zurüſten). Schon im grauen Altertum war die Zurichtung von Geweben nach der einen oder anderen Richtung hin bekannt, bewegte ſich jedoch in un- gleich engeren Grenzen, als ſolche heutzutage beſtehen. Die vielſeitige Verwendung anderer Geſpinſtfaſermaterialien, minderwertigere mit ein- geſchloſſen, die Verfertigung von Stoffen, welche bezüglich der Art ihrer Zuſammenſetzung immer mannigfaltiger geworden ſind, vor allem aber die hohen Anforderungen der ſchnell wechſelnden Mode, ſowohl was Ausſehen, als auch Charakter der Stoffe anbelangt, haben die Zahl der Appreturoperationen auf eine gerade- zu erſtaunliche Höhe getrieben. In demſelben Maße iſt natürlich die Menge der dieſe Prozeduren ausführenden Maſchinen, Appreturmaſchinen, ge- wachſen, denn die ehemals übliche Handarbeit iſt faſt ganz und gar aus der Appreturbranche verdrängt worden. Selbſt das Preſſen von fertigem Stoff zu dem Zweck, dieſelben zu glätten, oder gewiſſe andere Effekte, Glanz, Moirée, hervorzubringen, ge- ſchieht heute vielfach in hydrauliſchen Preſſen, deren Pumpen durch Ma- ſchinenbetrieb in Bewegung geſetzt werden, wie die nebenſtehende Fig. 216 [Abbildung Fig. 216. Hydrauliſche Preſſe.] durch die der Pumpe gegebenen Riemſcheiben erkennen läßt. Das Trocknen von gewaſchenen oder feuchten Geweben und das gleich- zeitig notwendige Breitſpannen derſelben wird heute immer ſeltener an den Trockenrahmen, an welche die Stoffe angeſchlagen wurden, bewirkt, es dienen vielmehr dieſem Zweck großartige Spann- und Trockenmaſchinen, die die Gewebe in Etagen in langem Zuge paſſieren laſſen und unter Anwendung von Wärme, Exhauſtoren zum Abführen der feuchten Dämpfe und Vorrichtungen zum Ausſpannen des Gewebes in der Breite ſchnell zum Ziel führen, ohne allzuviel Bodenfläche und die Handarbeit vieler Perſonen zu beanſpruchen. Unſer Bild (Fig. 217) zeigt eine derartige Maſchine. Nicht immer ſtattet man die Appreturmaſchinen mit Riemſcheiben aus, um ſie mittelſt Riemen von einer Kraftwelle, Transmiſſionswelle, aus zu treiben, ſondern verbindet man mit ihnen 25*

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/405>, abgerufen am 22.11.2024.