Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.Die Appretur. Außerdem schwefelten sie Wollstoffe, um sie zu bleichen, ihnen die nötigeWeiße zu geben. Für Leinen wurden Schlagen, Waschen, Glänzend- machen, vermutlich auch Bleichen benutzt. Durch Schlagen erhielt das Leinen eine größere Weichheit, einen besseren Griff, gleichzeitig wurde der Staub entfernt. Das Glänzendmachen geschah durch Reiben und Klopfen der Stoffe mit glatten Holzkeulen. Andere Stoffe waren ihnen damals unbekannt. Zur Reinigung von Geweben bediente man sich je nach der Art der Verunreinigung verschiedener Mittel als Zusätze zum Waschwasser, so der Holzasche, der Walkerde, des Urins etc. Man trat die Stoffe in Wassergruben, oder schlug die nassen Gewebe, wie die Ägypter, und wie solches heute noch bei den Indiern üblich ist. Nur selten wird gegenwärtig noch in fabrikativen Etablissements die Handwäscherei benutzt, höchstens in der Leinenindustrie. Waschmaschinen der verschiedensten Art, den jeweiligen Zwecken angepaßt, führen fast durchweg den Waschprozeß aus. Das Waschmittel ist meist Seife, während zum Reinspülen das bloße Wasser verwendet wird. Wann die erste dieser Maschinen erfunden worden, ist nicht bekannt; fest steht nur, daß im englischen Patentregister von 1691 John Tyzacke als Erfinder aufgeführt ist, und 1767 eine Waschmaschine von Schaeffer in Augsburg thätig war. Die Reinigung der Gewebe von mechanisch bei- gemengten Verunreinigungen, wie Staub, erfolgte durch Klopfen, jetzt vielfach durch Klopfmaschinen. Das mehrfach erwähnte Karbonisations- verfahren verhilft dazu, in Stoffen aus animalischer Gespinstfaser Klettenteile und Beimengungen vegetabilischen Ursprungs zu beseitigen, ein heute in der Wollindustrie häufig angewandtes Verfahren. Hervor- stehende Fadenendchen, Härchen etc. entfernt man mittels Absengens durch Sengemaschinen, wobei das Gewebe durch eine breite, nicht rußende, schneidige Gasflamme geht und zwar mit einer Geschwindigkeit, die ein Anbrennen nicht befürchten läßt, und sengt man gegenwärtig Ge- webe jeglichen Materials. Neuerdings will man sich die Elektrizität für diesen Zweck dienstbar machen, verbindet einen Metalldraht mit einer Elektro-Dynamomaschine, wodurch er glühend wird, und läßt das Gewebe über ihn laufen. Eine wichtige Rolle hat zu allen Zeiten das Einfilzen von Streichwollstoffen, das Walken, gespielt. Es bestand bei den Alten im Waschen, Schlagen, darauf folgenden Stampfen der Gewebe mit den Füßen in Walkgruben oder steinernen Trögen und Ausspülen in reinem Wasser. Nitron, Walkerde oder verfaulter Urin waren die Walkmittel. Das mühevolle Treten ist zweifelsohne sehr früh durch erleichternde Vorrichtungen ersetzt worden. Bereits im 12. Jahrhundert gedenken französische Verordnungen der Walkmühlen; in England arbeitete eine solche 1322, in Deutschland 1430 in Augs- burg, in Amerika 1643 zu Rowley. Die Thätigkeit des Tretens führten dabei auf das im Walkloch liegende Gewebe fallende Hämmer aus, Hammerwalken. Stampfwalken traten etwa 1700 zuerst in Holland auf. Erst zu Anfang dieses Jahrhunderts kamen andere Systeme zur Geltung, Die Appretur. Außerdem ſchwefelten ſie Wollſtoffe, um ſie zu bleichen, ihnen die nötigeWeiße zu geben. Für Leinen wurden Schlagen, Waſchen, Glänzend- machen, vermutlich auch Bleichen benutzt. Durch Schlagen erhielt das Leinen eine größere Weichheit, einen beſſeren Griff, gleichzeitig wurde der Staub entfernt. Das Glänzendmachen geſchah durch Reiben und Klopfen der Stoffe mit glatten Holzkeulen. Andere Stoffe waren ihnen damals unbekannt. Zur Reinigung von Geweben bediente man ſich je nach der Art der Verunreinigung verſchiedener Mittel als Zuſätze zum Waſchwaſſer, ſo der Holzaſche, der Walkerde, des Urins ꝛc. Man trat die Stoffe in Waſſergruben, oder ſchlug die naſſen Gewebe, wie die Ägypter, und wie ſolches heute noch bei den Indiern üblich iſt. Nur ſelten wird gegenwärtig noch in fabrikativen Etabliſſements die Handwäſcherei benutzt, höchſtens in der Leineninduſtrie. Waſchmaſchinen der verſchiedenſten Art, den jeweiligen Zwecken angepaßt, führen faſt durchweg den Waſchprozeß aus. Das Waſchmittel iſt meiſt Seife, während zum Reinſpülen das bloße Waſſer verwendet wird. Wann die erſte dieſer Maſchinen erfunden worden, iſt nicht bekannt; feſt ſteht nur, daß im engliſchen Patentregiſter von 1691 John Tyzacke als Erfinder aufgeführt iſt, und 1767 eine Waſchmaſchine von Schaeffer in Augsburg thätig war. Die Reinigung der Gewebe von mechaniſch bei- gemengten Verunreinigungen, wie Staub, erfolgte durch Klopfen, jetzt vielfach durch Klopfmaſchinen. Das mehrfach erwähnte Karboniſations- verfahren verhilft dazu, in Stoffen aus animaliſcher Geſpinſtfaſer Klettenteile und Beimengungen vegetabiliſchen Urſprungs zu beſeitigen, ein heute in der Wollinduſtrie häufig angewandtes Verfahren. Hervor- ſtehende Fadenendchen, Härchen ꝛc. entfernt man mittels Abſengens durch Sengemaſchinen, wobei das Gewebe durch eine breite, nicht rußende, ſchneidige Gasflamme geht und zwar mit einer Geſchwindigkeit, die ein Anbrennen nicht befürchten läßt, und ſengt man gegenwärtig Ge- webe jeglichen Materials. Neuerdings will man ſich die Elektrizität für dieſen Zweck dienſtbar machen, verbindet einen Metalldraht mit einer Elektro-Dynamomaſchine, wodurch er glühend wird, und läßt das Gewebe über ihn laufen. Eine wichtige Rolle hat zu allen Zeiten das Einfilzen von Streichwollſtoffen, das Walken, geſpielt. Es beſtand bei den Alten im Waſchen, Schlagen, darauf folgenden Stampfen der Gewebe mit den Füßen in Walkgruben oder ſteinernen Trögen und Ausſpülen in reinem Waſſer. Nitron, Walkerde oder verfaulter Urin waren die Walkmittel. Das mühevolle Treten iſt zweifelsohne ſehr früh durch erleichternde Vorrichtungen erſetzt worden. Bereits im 12. Jahrhundert gedenken franzöſiſche Verordnungen der Walkmühlen; in England arbeitete eine ſolche 1322, in Deutſchland 1430 in Augs- burg, in Amerika 1643 zu Rowley. Die Thätigkeit des Tretens führten dabei auf das im Walkloch liegende Gewebe fallende Hämmer aus, Hammerwalken. Stampfwalken traten etwa 1700 zuerſt in Holland auf. Erſt zu Anfang dieſes Jahrhunderts kamen andere Syſteme zur Geltung, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0407" n="389"/><fw place="top" type="header">Die Appretur.</fw><lb/> Außerdem ſchwefelten ſie Wollſtoffe, um ſie zu bleichen, ihnen die nötige<lb/> Weiße zu geben. 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Die Appretur.
Außerdem ſchwefelten ſie Wollſtoffe, um ſie zu bleichen, ihnen die nötige
Weiße zu geben. Für Leinen wurden Schlagen, Waſchen, Glänzend-
machen, vermutlich auch Bleichen benutzt. Durch Schlagen erhielt das
Leinen eine größere Weichheit, einen beſſeren Griff, gleichzeitig wurde
der Staub entfernt. Das Glänzendmachen geſchah durch Reiben und
Klopfen der Stoffe mit glatten Holzkeulen. Andere Stoffe waren ihnen
damals unbekannt. Zur Reinigung von Geweben bediente man ſich
je nach der Art der Verunreinigung verſchiedener Mittel als Zuſätze
zum Waſchwaſſer, ſo der Holzaſche, der Walkerde, des Urins ꝛc. Man
trat die Stoffe in Waſſergruben, oder ſchlug die naſſen Gewebe, wie
die Ägypter, und wie ſolches heute noch bei den Indiern üblich iſt.
Nur ſelten wird gegenwärtig noch in fabrikativen Etabliſſements die
Handwäſcherei benutzt, höchſtens in der Leineninduſtrie. Waſchmaſchinen
der verſchiedenſten Art, den jeweiligen Zwecken angepaßt, führen faſt
durchweg den Waſchprozeß aus. Das Waſchmittel iſt meiſt Seife,
während zum Reinſpülen das bloße Waſſer verwendet wird. Wann
die erſte dieſer Maſchinen erfunden worden, iſt nicht bekannt; feſt ſteht
nur, daß im engliſchen Patentregiſter von 1691 John Tyzacke als
Erfinder aufgeführt iſt, und 1767 eine Waſchmaſchine von Schaeffer in
Augsburg thätig war. Die Reinigung der Gewebe von mechaniſch bei-
gemengten Verunreinigungen, wie Staub, erfolgte durch Klopfen, jetzt
vielfach durch Klopfmaſchinen. Das mehrfach erwähnte Karboniſations-
verfahren verhilft dazu, in Stoffen aus animaliſcher Geſpinſtfaſer
Klettenteile und Beimengungen vegetabiliſchen Urſprungs zu beſeitigen,
ein heute in der Wollinduſtrie häufig angewandtes Verfahren. Hervor-
ſtehende Fadenendchen, Härchen ꝛc. entfernt man mittels Abſengens durch
Sengemaſchinen, wobei das Gewebe durch eine breite, nicht rußende,
ſchneidige Gasflamme geht und zwar mit einer Geſchwindigkeit, die
ein Anbrennen nicht befürchten läßt, und ſengt man gegenwärtig Ge-
webe jeglichen Materials. Neuerdings will man ſich die Elektrizität
für dieſen Zweck dienſtbar machen, verbindet einen Metalldraht mit
einer Elektro-Dynamomaſchine, wodurch er glühend wird, und läßt
das Gewebe über ihn laufen. Eine wichtige Rolle hat zu allen Zeiten
das Einfilzen von Streichwollſtoffen, das Walken, geſpielt. Es beſtand
bei den Alten im Waſchen, Schlagen, darauf folgenden Stampfen der
Gewebe mit den Füßen in Walkgruben oder ſteinernen Trögen und
Ausſpülen in reinem Waſſer. Nitron, Walkerde oder verfaulter Urin
waren die Walkmittel. Das mühevolle Treten iſt zweifelsohne ſehr
früh durch erleichternde Vorrichtungen erſetzt worden. Bereits im
12. Jahrhundert gedenken franzöſiſche Verordnungen der Walkmühlen;
in England arbeitete eine ſolche 1322, in Deutſchland 1430 in Augs-
burg, in Amerika 1643 zu Rowley. Die Thätigkeit des Tretens führten
dabei auf das im Walkloch liegende Gewebe fallende Hämmer aus,
Hammerwalken. Stampfwalken traten etwa 1700 zuerſt in Holland auf.
Erſt zu Anfang dieſes Jahrhunderts kamen andere Syſteme zur Geltung,
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