dieselben in genügender Menge und Löslichkeit, wie auch in einem richtigen Verhältnis zu einander vorhanden sind. Sehr bald werden wir nämlich sehen, daß die Pflanze nur im stande ist lösliche Nähr- stoffe aufzunehmen, und ferner, daß für die Menge der Aufnahme derjenige entscheidend ist, der in geringster Menge geboten wird. Nur diesem entsprechend nimmt die Pflanze die Menge der anderen Nähr- stoffe auf, und selbst wenn letztere in übermäßig großer Menge vor- handen sind, bleiben sie dennoch unberücksichtigt. Die Pflanze kränkelt und entwickelt sich nur kümmerlich, wenn ihr auch nur einer der wesentlichen Nährstoffe fehlt oder in nicht genügender Menge ge- geben wird.
Von den physikalischen Eigenschaften des Bodens -- im wesent- lichen bedingt durch seinen Gehalt an Thon, Sand, Kalk und Humus -- kommen besonders folgende in Betracht:
1. Die Absorptionsfähigkeit,
2. die wasserfassende Kraft,
3. die Farbe des Bodens und endlich
4. die Konsistenz des Bodens und des Untergrundes.
Die Absorptionsfähigkeit des Bodens ist abhängig von seinem Gehalt an lehmigen und humusartigen Substanzen und ist eine außer- ordentlich wichtige Eigenschaft desselben. Filtriert man eine gelbe, übelriechende Jauche durch eine Schicht Ackererde von gewisser Dicke, so fließt diese Flüssigkeit fast rein und farblos ab, da die Ackererde ihr alles entzogen hat, was für die Ernährung der Pflanzen zu verwerten ist. Hierdurch werden alle für die Pflanze geeigneten Nährsubstanzen zusammengehalten und es wird verhindert, daß sie durch Regen etc. ausgewaschen werden, oder in die Tiefe versickern, bevor die Pflanze Ge- legenheit hatte sie aufzunehmen. Bei zu großer Trockenheit verhindert aber dieselbe Eigenschaft die Bildung von konzentrierten Nährsalzen, welche den jungen, zarten Teilen der Pflanze außerordentlich schädlich sind, und sehr bezeichnend hat Emil Wolff die Absorptionsfähigkeit "Polizei im Boden" genannt. Aber auch Gase saugt der Boden -- wie alle feinpulverisierten Substanzen -- auf, was sehr wichtig für die Aufnahme von Kohlensäure und Sauerstoff aus der atmosphärischen Luft ist, weil die Kohlensäure nicht nur ein direkter Nährstoff für die Pflanzen ist, sondern beide auch die weitere Zersetzung des Bodens in außerordentlich hohem Maße befördern.
Die wasserfassende Kraft des Bodens beruht auf Kapillarwirkung und ermöglicht denselben, Flüssigkeiten aus dem Untergrunde, welche der Pflanzenwurzel unerreichbar sind und somit verloren gehen würden, in die Höhe zu saugen. Es ist dies eine sehr wohlthätige Wirkung, be- sonders wenn bei anhaltender Trockenheit die obere Schicht des Bodens, in welcher die Pflanze wurzelt, bereits trocken geworden ist, während der Untergrund noch Feuchtigkeit enthält. Allerdings kann -- wenn auch in seltenen Fällen -- diese Eigenschaft schädlich wirken, nämlich
Entſtehung des Bodens.
dieſelben in genügender Menge und Löslichkeit, wie auch in einem richtigen Verhältnis zu einander vorhanden ſind. Sehr bald werden wir nämlich ſehen, daß die Pflanze nur im ſtande iſt lösliche Nähr- ſtoffe aufzunehmen, und ferner, daß für die Menge der Aufnahme derjenige entſcheidend iſt, der in geringſter Menge geboten wird. Nur dieſem entſprechend nimmt die Pflanze die Menge der anderen Nähr- ſtoffe auf, und ſelbſt wenn letztere in übermäßig großer Menge vor- handen ſind, bleiben ſie dennoch unberückſichtigt. Die Pflanze kränkelt und entwickelt ſich nur kümmerlich, wenn ihr auch nur einer der weſentlichen Nährſtoffe fehlt oder in nicht genügender Menge ge- geben wird.
Von den phyſikaliſchen Eigenſchaften des Bodens — im weſent- lichen bedingt durch ſeinen Gehalt an Thon, Sand, Kalk und Humus — kommen beſonders folgende in Betracht:
1. Die Abſorptionsfähigkeit,
2. die waſſerfaſſende Kraft,
3. die Farbe des Bodens und endlich
4. die Konſiſtenz des Bodens und des Untergrundes.
Die Abſorptionsfähigkeit des Bodens iſt abhängig von ſeinem Gehalt an lehmigen und humusartigen Subſtanzen und iſt eine außer- ordentlich wichtige Eigenſchaft desſelben. Filtriert man eine gelbe, übelriechende Jauche durch eine Schicht Ackererde von gewiſſer Dicke, ſo fließt dieſe Flüſſigkeit faſt rein und farblos ab, da die Ackererde ihr alles entzogen hat, was für die Ernährung der Pflanzen zu verwerten iſt. Hierdurch werden alle für die Pflanze geeigneten Nährſubſtanzen zuſammengehalten und es wird verhindert, daß ſie durch Regen ꝛc. ausgewaſchen werden, oder in die Tiefe verſickern, bevor die Pflanze Ge- legenheit hatte ſie aufzunehmen. Bei zu großer Trockenheit verhindert aber dieſelbe Eigenſchaft die Bildung von konzentrierten Nährſalzen, welche den jungen, zarten Teilen der Pflanze außerordentlich ſchädlich ſind, und ſehr bezeichnend hat Emil Wolff die Abſorptionsfähigkeit „Polizei im Boden“ genannt. Aber auch Gaſe ſaugt der Boden — wie alle feinpulveriſierten Subſtanzen — auf, was ſehr wichtig für die Aufnahme von Kohlenſäure und Sauerſtoff aus der atmoſphäriſchen Luft iſt, weil die Kohlenſäure nicht nur ein direkter Nährſtoff für die Pflanzen iſt, ſondern beide auch die weitere Zerſetzung des Bodens in außerordentlich hohem Maße befördern.
Die waſſerfaſſende Kraft des Bodens beruht auf Kapillarwirkung und ermöglicht denſelben, Flüſſigkeiten aus dem Untergrunde, welche der Pflanzenwurzel unerreichbar ſind und ſomit verloren gehen würden, in die Höhe zu ſaugen. Es iſt dies eine ſehr wohlthätige Wirkung, be- ſonders wenn bei anhaltender Trockenheit die obere Schicht des Bodens, in welcher die Pflanze wurzelt, bereits trocken geworden iſt, während der Untergrund noch Feuchtigkeit enthält. Allerdings kann — wenn auch in ſeltenen Fällen — dieſe Eigenſchaft ſchädlich wirken, nämlich
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Entſtehung des Bodens.
dieſelben in genügender Menge und Löslichkeit, wie auch in einem
richtigen Verhältnis zu einander vorhanden ſind. Sehr bald werden
wir nämlich ſehen, daß die Pflanze nur im ſtande iſt lösliche Nähr-
ſtoffe aufzunehmen, und ferner, daß für die Menge der Aufnahme
derjenige entſcheidend iſt, der in geringſter Menge geboten wird. Nur
dieſem entſprechend nimmt die Pflanze die Menge der anderen Nähr-
ſtoffe auf, und ſelbſt wenn letztere in übermäßig großer Menge vor-
handen ſind, bleiben ſie dennoch unberückſichtigt. Die Pflanze kränkelt
und entwickelt ſich nur kümmerlich, wenn ihr auch nur einer der
weſentlichen Nährſtoffe fehlt oder in nicht genügender Menge ge-
geben wird.
Von den phyſikaliſchen Eigenſchaften des Bodens — im weſent-
lichen bedingt durch ſeinen Gehalt an Thon, Sand, Kalk und Humus —
kommen beſonders folgende in Betracht:
1. Die Abſorptionsfähigkeit,
2. die waſſerfaſſende Kraft,
3. die Farbe des Bodens und endlich
4. die Konſiſtenz des Bodens und des Untergrundes.
Die Abſorptionsfähigkeit des Bodens iſt abhängig von ſeinem
Gehalt an lehmigen und humusartigen Subſtanzen und iſt eine außer-
ordentlich wichtige Eigenſchaft desſelben. Filtriert man eine gelbe,
übelriechende Jauche durch eine Schicht Ackererde von gewiſſer Dicke,
ſo fließt dieſe Flüſſigkeit faſt rein und farblos ab, da die Ackererde ihr
alles entzogen hat, was für die Ernährung der Pflanzen zu verwerten
iſt. Hierdurch werden alle für die Pflanze geeigneten Nährſubſtanzen
zuſammengehalten und es wird verhindert, daß ſie durch Regen ꝛc.
ausgewaſchen werden, oder in die Tiefe verſickern, bevor die Pflanze Ge-
legenheit hatte ſie aufzunehmen. Bei zu großer Trockenheit verhindert
aber dieſelbe Eigenſchaft die Bildung von konzentrierten Nährſalzen,
welche den jungen, zarten Teilen der Pflanze außerordentlich ſchädlich
ſind, und ſehr bezeichnend hat Emil Wolff die Abſorptionsfähigkeit
„Polizei im Boden“ genannt. Aber auch Gaſe ſaugt der Boden —
wie alle feinpulveriſierten Subſtanzen — auf, was ſehr wichtig für die
Aufnahme von Kohlenſäure und Sauerſtoff aus der atmoſphäriſchen
Luft iſt, weil die Kohlenſäure nicht nur ein direkter Nährſtoff für die
Pflanzen iſt, ſondern beide auch die weitere Zerſetzung des Bodens in
außerordentlich hohem Maße befördern.
Die waſſerfaſſende Kraft des Bodens beruht auf Kapillarwirkung
und ermöglicht denſelben, Flüſſigkeiten aus dem Untergrunde, welche der
Pflanzenwurzel unerreichbar ſind und ſomit verloren gehen würden, in
die Höhe zu ſaugen. Es iſt dies eine ſehr wohlthätige Wirkung, be-
ſonders wenn bei anhaltender Trockenheit die obere Schicht des Bodens,
in welcher die Pflanze wurzelt, bereits trocken geworden iſt, während
der Untergrund noch Feuchtigkeit enthält. Allerdings kann — wenn
auch in ſeltenen Fällen — dieſe Eigenſchaft ſchädlich wirken, nämlich
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/439>, abgerufen am 22.11.2024.
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