Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.Nahrungs- und Genußmittel. unbeträchtliche Menge nach Spanien, dient dort zum Verschneiden derstarken spanischen Weine und kehrt in diesen wiederum nach Deutsch- land zurück, was den berühmten Chemiker A. W. v. Hofmann zu dem sehr bezeichnenden Ausspruch veranlaßte: "Das Feuer der spanischen Weine wächst auf den märkischen Kartoffelfeldern!" Die zu den landwirtschaftlichen Betrieben gehörigen Brennereien [Abbildung]
Fig. 296. sog. Kolonnenapparat, der schon zur2 Elemente eines Kolonnenapparates. Gewinnung des Rohspiritus dient. Fig. 296 zeigt die innere Konstruktion zweier aus der Mitte herausgegriffenen Elemente eines solchen Kolonnen- apparates, von denen eine größere Anzahl übereinander gebaut ist. Aus dem auf Fig. 296 nicht mehr sichtbarem Element A tropft die Maische durch das Rohr a in das Element B, bis sie den Boden derselben so hoch be- deckt, daß sie durch das Rohr b nach dem Element 1 überfließen kann, wo- rauf sie, sobald auch hier der Boden genügend bedeckt ist, durch das Rohr c nach dem hier nicht mehr sichtbaren Element D überfließt und so fort, bis alle Elemente des Apparates mit der von oben nach unten fließenden Maische gefüllt sind. Die dem Apparat zugeführten Dämpfe machen den entgegengesetzten Weg; sie treten in das unterste Element ein und durchstreichen alle Elemente der Reihe nach von unten nach oben. Die in die Elemente führenden Eintrittsöffnungen sind aber, wie es bei d und e sichtbar ist, nach unten gebogen, und zwar so tief, daß die aus- tretenden Dämpfe die den Boden eines jeden Elementes bedeckende Maische durchströmen müssen. Auf diese Weise werden die Dämpfe nach oben zu immer alkoholreicher, da sie immer mehr Maische durchströmt haben und ihr Wasser in den nach oben zu kälter werdenden Elementen immer mehr kondensiert wird, während die Maische nach unten zu immer alkoholärmer und wasserreicher wird. Diese Kolonnenapparate werden auch -- für kontinuierlichen Betrieb eingerichtet -- zur Rektifikation von Spiritus verwendet. Vorher war bereits erwähnt, welche verbessernde Wirkung oxy- Nahrungs- und Genußmittel. unbeträchtliche Menge nach Spanien, dient dort zum Verſchneiden derſtarken ſpaniſchen Weine und kehrt in dieſen wiederum nach Deutſch- land zurück, was den berühmten Chemiker A. W. v. Hofmann zu dem ſehr bezeichnenden Ausſpruch veranlaßte: „Das Feuer der ſpaniſchen Weine wächſt auf den märkiſchen Kartoffelfeldern!“ Die zu den landwirtſchaftlichen Betrieben gehörigen Brennereien [Abbildung]
Fig. 296. ſog. Kolonnenapparat, der ſchon zur2 Elemente eines Kolonnenapparates. Gewinnung des Rohſpiritus dient. Fig. 296 zeigt die innere Konſtruktion zweier aus der Mitte herausgegriffenen Elemente eines ſolchen Kolonnen- apparates, von denen eine größere Anzahl übereinander gebaut iſt. Aus dem auf Fig. 296 nicht mehr ſichtbarem Element A tropft die Maiſche durch das Rohr a in das Element B, bis ſie den Boden derſelben ſo hoch be- deckt, daß ſie durch das Rohr b nach dem Element 1 überfließen kann, wo- rauf ſie, ſobald auch hier der Boden genügend bedeckt iſt, durch das Rohr c nach dem hier nicht mehr ſichtbaren Element D überfließt und ſo fort, bis alle Elemente des Apparates mit der von oben nach unten fließenden Maiſche gefüllt ſind. Die dem Apparat zugeführten Dämpfe machen den entgegengeſetzten Weg; ſie treten in das unterſte Element ein und durchſtreichen alle Elemente der Reihe nach von unten nach oben. Die in die Elemente führenden Eintrittsöffnungen ſind aber, wie es bei d und e ſichtbar iſt, nach unten gebogen, und zwar ſo tief, daß die aus- tretenden Dämpfe die den Boden eines jeden Elementes bedeckende Maiſche durchſtrömen müſſen. Auf dieſe Weiſe werden die Dämpfe nach oben zu immer alkoholreicher, da ſie immer mehr Maiſche durchſtrömt haben und ihr Waſſer in den nach oben zu kälter werdenden Elementen immer mehr kondenſiert wird, während die Maiſche nach unten zu immer alkoholärmer und waſſerreicher wird. Dieſe Kolonnenapparate werden auch — für kontinuierlichen Betrieb eingerichtet — zur Rektifikation von Spiritus verwendet. Vorher war bereits erwähnt, welche verbeſſernde Wirkung oxy- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0526" n="508"/><fw place="top" type="header">Nahrungs- und Genußmittel.</fw><lb/> unbeträchtliche Menge nach Spanien, dient dort zum Verſchneiden der<lb/> ſtarken ſpaniſchen Weine und kehrt in dieſen wiederum nach Deutſch-<lb/> land zurück, was den berühmten Chemiker A. W. v. Hofmann zu dem<lb/> ſehr bezeichnenden Ausſpruch veranlaßte: „Das Feuer der ſpaniſchen<lb/> Weine wächſt auf den märkiſchen Kartoffelfeldern!“</p><lb/> <p>Die zu den landwirtſchaftlichen Betrieben gehörigen Brennereien<lb/> erzeugen indes nur den gewöhnlichen Spiritus, ſeine Reinigung durch<lb/> Rektifikation bez. die Herſtellung von Feinſprit wird hingegen in den<lb/> ſog. Spritfabriken betrieben, an welche jene Brennereien den Spiritus<lb/> liefern. Die hierzu nötigen Apparate ſind weſentlich verbeſſert worden,<lb/> und iſt es hier nicht möglich, die ganze Entwickelung dieſer Apparate<lb/> zu ſchildern, vielmehr müſſen wir uns damit begnügen, die letzten und<lb/> vollkommenſten derſelben zu beſchreiben. Da iſt vor allen Dingen der<lb/><figure><head>Fig. 296.</head><lb/><p>2 Elemente eines Kolonnenapparates.</p></figure><lb/> ſog. Kolonnenapparat, der ſchon zur<lb/> Gewinnung des Rohſpiritus dient.<lb/> Fig. 296 zeigt die innere Konſtruktion<lb/> zweier aus der Mitte herausgegriffenen<lb/> Elemente eines ſolchen Kolonnen-<lb/> apparates, von denen eine größere<lb/> Anzahl übereinander gebaut iſt. Aus<lb/> dem auf Fig. 296 nicht mehr ſichtbarem<lb/> Element <hi rendition="#aq">A</hi> tropft die Maiſche durch<lb/> das Rohr <hi rendition="#aq">a</hi> in das Element <hi rendition="#aq">B</hi>, bis<lb/> ſie den Boden derſelben ſo hoch be-<lb/> deckt, daß ſie durch das Rohr <hi rendition="#aq">b</hi> nach<lb/> dem Element 1 überfließen kann, wo-<lb/> rauf ſie, ſobald auch hier der Boden genügend bedeckt iſt, durch das<lb/> Rohr <hi rendition="#aq">c</hi> nach dem hier nicht mehr ſichtbaren Element <hi rendition="#aq">D</hi> überfließt und ſo<lb/> fort, bis alle Elemente des Apparates mit der von oben nach unten<lb/> fließenden Maiſche gefüllt ſind. Die dem Apparat zugeführten Dämpfe<lb/> machen den entgegengeſetzten Weg; ſie treten in das unterſte Element ein<lb/> und durchſtreichen alle Elemente der Reihe nach von unten nach oben.<lb/> Die in die Elemente führenden Eintrittsöffnungen ſind aber, wie es bei <hi rendition="#aq">d</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">e</hi> ſichtbar iſt, nach unten gebogen, und zwar ſo tief, daß die aus-<lb/> tretenden Dämpfe die den Boden eines jeden Elementes bedeckende Maiſche<lb/> durchſtrömen müſſen. Auf dieſe Weiſe werden die Dämpfe nach oben zu<lb/> immer alkoholreicher, da ſie immer mehr Maiſche durchſtrömt haben<lb/> und ihr Waſſer in den nach oben zu kälter werdenden Elementen immer<lb/> mehr kondenſiert wird, während die Maiſche nach unten zu immer<lb/> alkoholärmer und waſſerreicher wird. Dieſe Kolonnenapparate werden<lb/> auch — für kontinuierlichen Betrieb eingerichtet — zur Rektifikation<lb/> von Spiritus verwendet.</p><lb/> <p>Vorher war bereits erwähnt, welche verbeſſernde Wirkung oxy-<lb/> dierende Chemikalien auf das Fuſelöl haben. Aber auch nach Entfer-<lb/> nung des Fuſelöls bleiben noch andere Nebenprodukte der Gährung<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [508/0526]
Nahrungs- und Genußmittel.
unbeträchtliche Menge nach Spanien, dient dort zum Verſchneiden der
ſtarken ſpaniſchen Weine und kehrt in dieſen wiederum nach Deutſch-
land zurück, was den berühmten Chemiker A. W. v. Hofmann zu dem
ſehr bezeichnenden Ausſpruch veranlaßte: „Das Feuer der ſpaniſchen
Weine wächſt auf den märkiſchen Kartoffelfeldern!“
Die zu den landwirtſchaftlichen Betrieben gehörigen Brennereien
erzeugen indes nur den gewöhnlichen Spiritus, ſeine Reinigung durch
Rektifikation bez. die Herſtellung von Feinſprit wird hingegen in den
ſog. Spritfabriken betrieben, an welche jene Brennereien den Spiritus
liefern. Die hierzu nötigen Apparate ſind weſentlich verbeſſert worden,
und iſt es hier nicht möglich, die ganze Entwickelung dieſer Apparate
zu ſchildern, vielmehr müſſen wir uns damit begnügen, die letzten und
vollkommenſten derſelben zu beſchreiben. Da iſt vor allen Dingen der
[Abbildung Fig. 296.
2 Elemente eines Kolonnenapparates.]
ſog. Kolonnenapparat, der ſchon zur
Gewinnung des Rohſpiritus dient.
Fig. 296 zeigt die innere Konſtruktion
zweier aus der Mitte herausgegriffenen
Elemente eines ſolchen Kolonnen-
apparates, von denen eine größere
Anzahl übereinander gebaut iſt. Aus
dem auf Fig. 296 nicht mehr ſichtbarem
Element A tropft die Maiſche durch
das Rohr a in das Element B, bis
ſie den Boden derſelben ſo hoch be-
deckt, daß ſie durch das Rohr b nach
dem Element 1 überfließen kann, wo-
rauf ſie, ſobald auch hier der Boden genügend bedeckt iſt, durch das
Rohr c nach dem hier nicht mehr ſichtbaren Element D überfließt und ſo
fort, bis alle Elemente des Apparates mit der von oben nach unten
fließenden Maiſche gefüllt ſind. Die dem Apparat zugeführten Dämpfe
machen den entgegengeſetzten Weg; ſie treten in das unterſte Element ein
und durchſtreichen alle Elemente der Reihe nach von unten nach oben.
Die in die Elemente führenden Eintrittsöffnungen ſind aber, wie es bei d
und e ſichtbar iſt, nach unten gebogen, und zwar ſo tief, daß die aus-
tretenden Dämpfe die den Boden eines jeden Elementes bedeckende Maiſche
durchſtrömen müſſen. Auf dieſe Weiſe werden die Dämpfe nach oben zu
immer alkoholreicher, da ſie immer mehr Maiſche durchſtrömt haben
und ihr Waſſer in den nach oben zu kälter werdenden Elementen immer
mehr kondenſiert wird, während die Maiſche nach unten zu immer
alkoholärmer und waſſerreicher wird. Dieſe Kolonnenapparate werden
auch — für kontinuierlichen Betrieb eingerichtet — zur Rektifikation
von Spiritus verwendet.
Vorher war bereits erwähnt, welche verbeſſernde Wirkung oxy-
dierende Chemikalien auf das Fuſelöl haben. Aber auch nach Entfer-
nung des Fuſelöls bleiben noch andere Nebenprodukte der Gährung
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |