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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Branntweinbrennerei.
[Abbildung] Fig. 295.

Destillierapparat.

Alkohol -- allerdings mit Wasserdämpfen -- in die Vorlage über-
destilliert. Die Temperatur steigt in der Destillierblase nicht eher
auf die Siedetemperatur des Wassers, als bis aller Alkohol über-
destilliert ist, wodurch derselbe -- jetzt "Lutter" genannt -- von der
Hauptmenge des Wassers getrennt wird. Dieser Lutter wird nun von
neuem der Destillation -- jetzt Rektifikation genannt -- unterworfen.
Auch die bei der Gährung sich bildenden Nebenprodukte, wie Äther-
arten und Fuselöl, haben andere Siedetemperaturen, als der Alkohol
und werden mit Hülfe dieser von dem Lutter mittelst fraktionierter
Destillation getrennt. Der Siedepunkt der betreffenden Ätherarten liegt
niedriger, der des Fuselöls höher, als derjenige des Alkohols, so daß
also beim wiederholten Destillieren zuerst die Ätherarten, dann der immer
noch stark mit Wasser versetzte Alkohol und endlich das Fuselöl über-
destillieren. Sobald nun die einzelnen Flüssigkeiten überdestilliert sind,
wird nach dem Auffangen einer jeden derselben die Vorlage gewechselt,
wodurch man sie getrennt erhält, welche Unterbrechung der Destillation
durch das Wechseln der Vorlage ihr auch den Namen "fraktionierte"
Destillation gegeben hat. Das bei der Rektifikation des Lutter zuerst
übergehende, sehr alkoholreiche Destillat heißt "Vorlauf," das spätere
"Nachlauf". Zur vollkommenen Trennung des Alkohols vom Fuselöl
und besonders von den letzten Teilen Wasser, welche der Alkohol außer-
ordentlich fest hält, ist bei der Rektifikation die Zuhilfenahme von
Kohle, häufig auch verschiedener oxydierend wirkender Chemikalien er-
forderlich. Letztere zerstören das Fuselöl und bilden durch Oxydation
desselben verschiedene Ätherarten. Deutschland hat außerordentlich hohe
Verdienste um die Verbesserung der Verfahren, welche zur Reinigung
des Spiritus und zur Darstellung eines ganz reinen Sprits dienen,
weshalb letzterer auch viel exportiert wird. So geht z. B. eine nicht

Die Branntweinbrennerei.
[Abbildung] Fig. 295.

Deſtillierapparat.

Alkohol — allerdings mit Waſſerdämpfen — in die Vorlage über-
deſtilliert. Die Temperatur ſteigt in der Deſtillierblaſe nicht eher
auf die Siedetemperatur des Waſſers, als bis aller Alkohol über-
deſtilliert iſt, wodurch derſelbe — jetzt „Lutter“ genannt — von der
Hauptmenge des Waſſers getrennt wird. Dieſer Lutter wird nun von
neuem der Deſtillation — jetzt Rektifikation genannt — unterworfen.
Auch die bei der Gährung ſich bildenden Nebenprodukte, wie Äther-
arten und Fuſelöl, haben andere Siedetemperaturen, als der Alkohol
und werden mit Hülfe dieſer von dem Lutter mittelſt fraktionierter
Deſtillation getrennt. Der Siedepunkt der betreffenden Ätherarten liegt
niedriger, der des Fuſelöls höher, als derjenige des Alkohols, ſo daß
alſo beim wiederholten Deſtillieren zuerſt die Ätherarten, dann der immer
noch ſtark mit Waſſer verſetzte Alkohol und endlich das Fuſelöl über-
deſtillieren. Sobald nun die einzelnen Flüſſigkeiten überdeſtilliert ſind,
wird nach dem Auffangen einer jeden derſelben die Vorlage gewechſelt,
wodurch man ſie getrennt erhält, welche Unterbrechung der Deſtillation
durch das Wechſeln der Vorlage ihr auch den Namen „fraktionierte“
Deſtillation gegeben hat. Das bei der Rektifikation des Lutter zuerſt
übergehende, ſehr alkoholreiche Deſtillat heißt „Vorlauf,“ das ſpätere
„Nachlauf“. Zur vollkommenen Trennung des Alkohols vom Fuſelöl
und beſonders von den letzten Teilen Waſſer, welche der Alkohol außer-
ordentlich feſt hält, iſt bei der Rektifikation die Zuhilfenahme von
Kohle, häufig auch verſchiedener oxydierend wirkender Chemikalien er-
forderlich. Letztere zerſtören das Fuſelöl und bilden durch Oxydation
desſelben verſchiedene Ätherarten. Deutſchland hat außerordentlich hohe
Verdienſte um die Verbeſſerung der Verfahren, welche zur Reinigung
des Spiritus und zur Darſtellung eines ganz reinen Sprits dienen,
weshalb letzterer auch viel exportiert wird. So geht z. B. eine nicht

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[507/0525] Die Branntweinbrennerei. [Abbildung Fig. 295. Deſtillierapparat.] Alkohol — allerdings mit Waſſerdämpfen — in die Vorlage über- deſtilliert. Die Temperatur ſteigt in der Deſtillierblaſe nicht eher auf die Siedetemperatur des Waſſers, als bis aller Alkohol über- deſtilliert iſt, wodurch derſelbe — jetzt „Lutter“ genannt — von der Hauptmenge des Waſſers getrennt wird. Dieſer Lutter wird nun von neuem der Deſtillation — jetzt Rektifikation genannt — unterworfen. Auch die bei der Gährung ſich bildenden Nebenprodukte, wie Äther- arten und Fuſelöl, haben andere Siedetemperaturen, als der Alkohol und werden mit Hülfe dieſer von dem Lutter mittelſt fraktionierter Deſtillation getrennt. Der Siedepunkt der betreffenden Ätherarten liegt niedriger, der des Fuſelöls höher, als derjenige des Alkohols, ſo daß alſo beim wiederholten Deſtillieren zuerſt die Ätherarten, dann der immer noch ſtark mit Waſſer verſetzte Alkohol und endlich das Fuſelöl über- deſtillieren. Sobald nun die einzelnen Flüſſigkeiten überdeſtilliert ſind, wird nach dem Auffangen einer jeden derſelben die Vorlage gewechſelt, wodurch man ſie getrennt erhält, welche Unterbrechung der Deſtillation durch das Wechſeln der Vorlage ihr auch den Namen „fraktionierte“ Deſtillation gegeben hat. Das bei der Rektifikation des Lutter zuerſt übergehende, ſehr alkoholreiche Deſtillat heißt „Vorlauf,“ das ſpätere „Nachlauf“. Zur vollkommenen Trennung des Alkohols vom Fuſelöl und beſonders von den letzten Teilen Waſſer, welche der Alkohol außer- ordentlich feſt hält, iſt bei der Rektifikation die Zuhilfenahme von Kohle, häufig auch verſchiedener oxydierend wirkender Chemikalien er- forderlich. Letztere zerſtören das Fuſelöl und bilden durch Oxydation desſelben verſchiedene Ätherarten. Deutſchland hat außerordentlich hohe Verdienſte um die Verbeſſerung der Verfahren, welche zur Reinigung des Spiritus und zur Darſtellung eines ganz reinen Sprits dienen, weshalb letzterer auch viel exportiert wird. So geht z. B. eine nicht

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/525>, abgerufen am 22.11.2024.