aber ist ihr Weg nicht so ganz regelmäßig, daß man danach die Zeit leicht und genau bestimmen kann. Wenn wir vorhin sagten, daß von einer größten Höhe der Sonne bis zur andern immer dieselbe Zeit verfließt, so müssen wir das jetzt doch etwas abändern. Die größte Höhe wird nämlich von der Sonne am 12. Februar um 15 Minuten zu spät, am 18. November um 16 Minuten zu früh erreicht, und um soviel kann man sich also irren, wenn man glaubt, daß die Sonne ganz gleichmäßig ihre Bahn am Himmel ziehe. Nun kommt noch hinzu, daß man den Ort des Schattens auch nicht so genau bestimmen kann, um nicht noch einen Irrtum von einigen Minuten zu begehen, und wir erkennen, daß man, um einen genauen Zeitmeßapparat zu erhalten, auf die Beihilfe der Sonne verzichten mußte.
Sanduhren sind die nächsten gewesen, die sich darboten. Zwei Gefäße stehen über einander und sind durch eine enge Öffnung ver- bunden. Man kann nun in das eine Gefäß gerade so viel Sand thun, als in einer bestimmten Spanne Zeit in das untere Gefäß ablaufen kann. Man benutzt solche, die in wenigen Sekunden bereits, und andere, die erst innerhalb einer Stunde ablaufen. Man kennt ihren Gebrauch in den Küchen, wo sie die Zeit, welche zum Eierkochen benötigt wird, anzeigen. Aber so unvollkommen sie erscheinen, haben sie noch im 17. Jahrhundert bei astronomischen Beobachtungen ihre Dienste gethan, und wenn man heute die Fahrgeschwindigkeit der Schiffe auf offener See feststellen will, so geschieht das auch gewöhnlich mit Benutzung einer Sanduhr, die gerade in 14 resp. in 28 Sekunden ihren Sand ausschüttet. Statt des Sandes kann man nun auch eine Flüssigkeit benutzen, die so gemessen ist, daß sie gerade in einer bestimmten Zeit ausfließt. Wasser bot sich als das einfachste Mittel dar, aber der bekannte Himmelsforscher Tycho de Brahe hat sich eine Quecksilberuhr gebaut, weil dieses Metall die Glaswände nicht benetzt und also genauere Resultate giebt. Er hat mit dieser Uhr seine in der damaligen Zeit unübertroffenen Beobachtungen angestellt. Schon vor zwei und einem halben Jahrtausend sind Wasseruhren bei den Assyrern in Gebrauch gewesen, sie sind von diesen auf die Griechen und Römer überkommen. Viele Verbesserungen wurden angebracht und mit Hülfe des abfließenden Wassers ließ man Räderwerke treiben, so daß man bis zu ganz ver- wickelten Kunstuhren aufstieg, wie der Kalif Harun al Raschid eine Karl dem Großen zum Geschenke machte.
Die Pendeluhren.
Der Wunsch, immer kleinere Zeitteile recht genau festzuhalten, der sich besonders lebhaft für die Himmelsbeobachtungen kundgab, ließ sich freilich auch mit Wasseruhren nicht erfüllen. Sie müssen außerdem wohl zu teuer gewesen sein, als daß sie in den Haushaltungen überall hätten Aufnahme finden können. Wir können uns heutzutage kaum
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Die erſten Zeitmeſſungen.
aber iſt ihr Weg nicht ſo ganz regelmäßig, daß man danach die Zeit leicht und genau beſtimmen kann. Wenn wir vorhin ſagten, daß von einer größten Höhe der Sonne bis zur andern immer dieſelbe Zeit verfließt, ſo müſſen wir das jetzt doch etwas abändern. Die größte Höhe wird nämlich von der Sonne am 12. Februar um 15 Minuten zu ſpät, am 18. November um 16 Minuten zu früh erreicht, und um ſoviel kann man ſich alſo irren, wenn man glaubt, daß die Sonne ganz gleichmäßig ihre Bahn am Himmel ziehe. Nun kommt noch hinzu, daß man den Ort des Schattens auch nicht ſo genau beſtimmen kann, um nicht noch einen Irrtum von einigen Minuten zu begehen, und wir erkennen, daß man, um einen genauen Zeitmeßapparat zu erhalten, auf die Beihilfe der Sonne verzichten mußte.
Sanduhren ſind die nächſten geweſen, die ſich darboten. Zwei Gefäße ſtehen über einander und ſind durch eine enge Öffnung ver- bunden. Man kann nun in das eine Gefäß gerade ſo viel Sand thun, als in einer beſtimmten Spanne Zeit in das untere Gefäß ablaufen kann. Man benutzt ſolche, die in wenigen Sekunden bereits, und andere, die erſt innerhalb einer Stunde ablaufen. Man kennt ihren Gebrauch in den Küchen, wo ſie die Zeit, welche zum Eierkochen benötigt wird, anzeigen. Aber ſo unvollkommen ſie erſcheinen, haben ſie noch im 17. Jahrhundert bei aſtronomiſchen Beobachtungen ihre Dienſte gethan, und wenn man heute die Fahrgeſchwindigkeit der Schiffe auf offener See feſtſtellen will, ſo geſchieht das auch gewöhnlich mit Benutzung einer Sanduhr, die gerade in 14 reſp. in 28 Sekunden ihren Sand ausſchüttet. Statt des Sandes kann man nun auch eine Flüſſigkeit benutzen, die ſo gemeſſen iſt, daß ſie gerade in einer beſtimmten Zeit ausfließt. Waſſer bot ſich als das einfachſte Mittel dar, aber der bekannte Himmelsforſcher Tycho de Brahe hat ſich eine Queckſilberuhr gebaut, weil dieſes Metall die Glaswände nicht benetzt und alſo genauere Reſultate giebt. Er hat mit dieſer Uhr ſeine in der damaligen Zeit unübertroffenen Beobachtungen angeſtellt. Schon vor zwei und einem halben Jahrtauſend ſind Waſſeruhren bei den Aſſyrern in Gebrauch geweſen, ſie ſind von dieſen auf die Griechen und Römer überkommen. Viele Verbeſſerungen wurden angebracht und mit Hülfe des abfließenden Waſſers ließ man Räderwerke treiben, ſo daß man bis zu ganz ver- wickelten Kunſtuhren aufſtieg, wie der Kalif Harun al Raſchid eine Karl dem Großen zum Geſchenke machte.
Die Pendeluhren.
Der Wunſch, immer kleinere Zeitteile recht genau feſtzuhalten, der ſich beſonders lebhaft für die Himmelsbeobachtungen kundgab, ließ ſich freilich auch mit Waſſeruhren nicht erfüllen. Sie müſſen außerdem wohl zu teuer geweſen ſein, als daß ſie in den Haushaltungen überall hätten Aufnahme finden können. Wir können uns heutzutage kaum
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Die erſten Zeitmeſſungen.
aber iſt ihr Weg nicht ſo ganz regelmäßig, daß man danach die Zeit
leicht und genau beſtimmen kann. Wenn wir vorhin ſagten, daß von
einer größten Höhe der Sonne bis zur andern immer dieſelbe Zeit
verfließt, ſo müſſen wir das jetzt doch etwas abändern. Die größte
Höhe wird nämlich von der Sonne am 12. Februar um 15 Minuten
zu ſpät, am 18. November um 16 Minuten zu früh erreicht, und um
ſoviel kann man ſich alſo irren, wenn man glaubt, daß die Sonne
ganz gleichmäßig ihre Bahn am Himmel ziehe. Nun kommt noch
hinzu, daß man den Ort des Schattens auch nicht ſo genau beſtimmen
kann, um nicht noch einen Irrtum von einigen Minuten zu begehen,
und wir erkennen, daß man, um einen genauen Zeitmeßapparat zu
erhalten, auf die Beihilfe der Sonne verzichten mußte.
Sanduhren ſind die nächſten geweſen, die ſich darboten. Zwei
Gefäße ſtehen über einander und ſind durch eine enge Öffnung ver-
bunden. Man kann nun in das eine Gefäß gerade ſo viel Sand thun,
als in einer beſtimmten Spanne Zeit in das untere Gefäß ablaufen
kann. Man benutzt ſolche, die in wenigen Sekunden bereits, und
andere, die erſt innerhalb einer Stunde ablaufen. Man kennt ihren
Gebrauch in den Küchen, wo ſie die Zeit, welche zum Eierkochen
benötigt wird, anzeigen. Aber ſo unvollkommen ſie erſcheinen, haben
ſie noch im 17. Jahrhundert bei aſtronomiſchen Beobachtungen ihre
Dienſte gethan, und wenn man heute die Fahrgeſchwindigkeit der Schiffe
auf offener See feſtſtellen will, ſo geſchieht das auch gewöhnlich mit
Benutzung einer Sanduhr, die gerade in 14 reſp. in 28 Sekunden
ihren Sand ausſchüttet. Statt des Sandes kann man nun auch eine
Flüſſigkeit benutzen, die ſo gemeſſen iſt, daß ſie gerade in einer beſtimmten
Zeit ausfließt. Waſſer bot ſich als das einfachſte Mittel dar, aber
der bekannte Himmelsforſcher Tycho de Brahe hat ſich eine Queckſilberuhr
gebaut, weil dieſes Metall die Glaswände nicht benetzt und alſo
genauere Reſultate giebt. Er hat mit dieſer Uhr ſeine in der damaligen
Zeit unübertroffenen Beobachtungen angeſtellt. Schon vor zwei und
einem halben Jahrtauſend ſind Waſſeruhren bei den Aſſyrern in Gebrauch
geweſen, ſie ſind von dieſen auf die Griechen und Römer überkommen.
Viele Verbeſſerungen wurden angebracht und mit Hülfe des abfließenden
Waſſers ließ man Räderwerke treiben, ſo daß man bis zu ganz ver-
wickelten Kunſtuhren aufſtieg, wie der Kalif Harun al Raſchid eine
Karl dem Großen zum Geſchenke machte.
Die Pendeluhren.
Der Wunſch, immer kleinere Zeitteile recht genau feſtzuhalten, der
ſich beſonders lebhaft für die Himmelsbeobachtungen kundgab, ließ ſich
freilich auch mit Waſſeruhren nicht erfüllen. Sie müſſen außerdem
wohl zu teuer geweſen ſein, als daß ſie in den Haushaltungen überall
hätten Aufnahme finden können. Wir können uns heutzutage kaum
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/53>, abgerufen am 24.11.2024.
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