Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Butter und Kunstbutter.
zösischen Chemiker Mege-Mouries gelang es im Jahre 1869 diese
Preisfrage zu lösen; es bildete sich auch sogleich in Frankreich eine
Gesellschaft zur Ausnutzung dieses Verfahrens, stellte aber infolge des
deutsch-französischen Krieges den Betrieb wieder ein, um ihn erst 1875
wieder aufzunehmen. Seit damals hat sich die Fabrikation fast über
[Abbildung] Fig. 323.

Talgschneidemaschine (Seitenansicht).

ganz Deutschland verbreitet und nur
ganz unwesentliche Verbesserungen er-
fahren, denn der Hauptsache nach arbeitet
[Abbildung] Fig. 324.

Talgschneidemaschine (Queransicht).

man heute noch nach der Mege-
Mouries'schen Methode. Das Roh-
material zur Kunstbutterfabrikation ist
das Nierenfett des Rindes, welches ganz
frisch, also sofort nach dem Schlachten
des Rindes verarbeitet werden muß.
Durch intensives Waschen wird dieses
Fett von Blut, Schleimteilen u. dergl.
gut gereinigt, woran sich ein Zer-
schneiden des Talges und Zerreißen
der Gewebeteile mittelst Maschinen
schließt, um hierdurch die von den
Gewebeteilen eingeschlossenen Fett-
partikelchen freizulegen. Fig. 323 zeigt
die Seitenansicht, Fig. 324 die Quer-
ansicht einer Talgschneidemaschine. Die
Talgstücke werden auf den Zuführungs-
tisch a h gebracht, und von hier aus
zwischen den grob gerippten Walzen A A
zu den schräg gestellten Messern B B
der Walze C geführt. Durch das Ge-
[Abbildung] Fig. 325.

Talgzerreißmaschine.

triebe D S wird die Walze C in schnelle Umdrehung versetzt, wobei
die Messer B B den an sie herangedrückten Talg in kleine Stückchen
zerschneiden; J j sind die Zahnradumsetzungen, welche die Walzen A A
von dem Getriebe D S aus treiben. Das Zerreißen des Gewebes der

Butter und Kunſtbutter.
zöſiſchen Chemiker Mège-Mouriès gelang es im Jahre 1869 dieſe
Preisfrage zu löſen; es bildete ſich auch ſogleich in Frankreich eine
Geſellſchaft zur Ausnutzung dieſes Verfahrens, ſtellte aber infolge des
deutſch-franzöſiſchen Krieges den Betrieb wieder ein, um ihn erſt 1875
wieder aufzunehmen. Seit damals hat ſich die Fabrikation faſt über
[Abbildung] Fig. 323.

Talgſchneidemaſchine (Seitenanſicht).

ganz Deutſchland verbreitet und nur
ganz unweſentliche Verbeſſerungen er-
fahren, denn der Hauptſache nach arbeitet
[Abbildung] Fig. 324.

Talgſchneidemaſchine (Queranſicht).

man heute noch nach der Mège-
Mouriès’ſchen Methode. Das Roh-
material zur Kunſtbutterfabrikation iſt
das Nierenfett des Rindes, welches ganz
friſch, alſo ſofort nach dem Schlachten
des Rindes verarbeitet werden muß.
Durch intenſives Waſchen wird dieſes
Fett von Blut, Schleimteilen u. dergl.
gut gereinigt, woran ſich ein Zer-
ſchneiden des Talges und Zerreißen
der Gewebeteile mittelſt Maſchinen
ſchließt, um hierdurch die von den
Gewebeteilen eingeſchloſſenen Fett-
partikelchen freizulegen. Fig. 323 zeigt
die Seitenanſicht, Fig. 324 die Quer-
anſicht einer Talgſchneidemaſchine. Die
Talgſtücke werden auf den Zuführungs-
tiſch a h gebracht, und von hier aus
zwiſchen den grob gerippten Walzen A A
zu den ſchräg geſtellten Meſſern B B
der Walze C geführt. Durch das Ge-
[Abbildung] Fig. 325.

Talgzerreißmaſchine.

triebe D S wird die Walze C in ſchnelle Umdrehung verſetzt, wobei
die Meſſer B B den an ſie herangedrückten Talg in kleine Stückchen
zerſchneiden; J j ſind die Zahnradumſetzungen, welche die Walzen A A
von dem Getriebe D S aus treiben. Das Zerreißen des Gewebes der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0569" n="551"/><fw place="top" type="header">Butter und Kun&#x017F;tbutter.</fw><lb/>&#x017F;i&#x017F;chen Chemiker M<hi rendition="#aq">è</hi>ge-Mouri<hi rendition="#aq">è</hi>s gelang es im Jahre 1869 die&#x017F;e<lb/>
Preisfrage zu lö&#x017F;en; es bildete &#x017F;ich auch &#x017F;ogleich in Frankreich eine<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zur Ausnutzung die&#x017F;es Verfahrens, &#x017F;tellte aber infolge des<lb/>
deut&#x017F;ch-franzö&#x017F;i&#x017F;chen Krieges den Betrieb wieder ein, um ihn er&#x017F;t 1875<lb/>
wieder aufzunehmen. Seit damals hat &#x017F;ich die Fabrikation fa&#x017F;t über<lb/><figure><head>Fig. 323. </head><p>Talg&#x017F;chneidema&#x017F;chine (Seitenan&#x017F;icht).</p></figure><lb/>
ganz Deut&#x017F;chland verbreitet und nur<lb/>
ganz unwe&#x017F;entliche Verbe&#x017F;&#x017F;erungen er-<lb/>
fahren, denn der Haupt&#x017F;ache nach arbeitet<lb/><figure><head>Fig. 324. </head><p>Talg&#x017F;chneidema&#x017F;chine (Queran&#x017F;icht).</p></figure><lb/>
man heute noch nach der M<hi rendition="#aq">è</hi>ge-<lb/>
Mouri<hi rendition="#aq">è</hi>s&#x2019;&#x017F;chen Methode. Das Roh-<lb/>
material zur Kun&#x017F;tbutterfabrikation i&#x017F;t<lb/>
das Nierenfett des Rindes, welches ganz<lb/>
fri&#x017F;ch, al&#x017F;o &#x017F;ofort nach dem Schlachten<lb/>
des Rindes verarbeitet werden muß.<lb/>
Durch inten&#x017F;ives Wa&#x017F;chen wird die&#x017F;es<lb/>
Fett von Blut, Schleimteilen u. dergl.<lb/>
gut gereinigt, woran &#x017F;ich ein Zer-<lb/>
&#x017F;chneiden des Talges und Zerreißen<lb/>
der Gewebeteile mittel&#x017F;t Ma&#x017F;chinen<lb/>
&#x017F;chließt, um hierdurch die von den<lb/>
Gewebeteilen einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Fett-<lb/>
partikelchen freizulegen. Fig. 323 zeigt<lb/>
die Seitenan&#x017F;icht, Fig. 324 die Quer-<lb/>
an&#x017F;icht einer Talg&#x017F;chneidema&#x017F;chine. Die<lb/>
Talg&#x017F;tücke werden auf den Zuführungs-<lb/>
ti&#x017F;ch <hi rendition="#aq">a h</hi> gebracht, und von hier aus<lb/>
zwi&#x017F;chen den grob gerippten Walzen <hi rendition="#aq">A A</hi><lb/>
zu den &#x017F;chräg ge&#x017F;tellten Me&#x017F;&#x017F;ern <hi rendition="#aq">B B</hi><lb/>
der Walze <hi rendition="#aq">C</hi> geführt. Durch das Ge-<lb/><figure><head>Fig. 325. </head><p>Talgzerreißma&#x017F;chine.</p></figure><lb/>
triebe <hi rendition="#aq">D S</hi> wird die Walze <hi rendition="#aq">C</hi> in &#x017F;chnelle Umdrehung ver&#x017F;etzt, wobei<lb/>
die Me&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">B B</hi> den an &#x017F;ie herangedrückten Talg in kleine Stückchen<lb/>
zer&#x017F;chneiden; <hi rendition="#aq">J j</hi> &#x017F;ind die Zahnradum&#x017F;etzungen, welche die Walzen <hi rendition="#aq">A A</hi><lb/>
von dem Getriebe <hi rendition="#aq">D S</hi> aus treiben. Das Zerreißen des Gewebes der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[551/0569] Butter und Kunſtbutter. zöſiſchen Chemiker Mège-Mouriès gelang es im Jahre 1869 dieſe Preisfrage zu löſen; es bildete ſich auch ſogleich in Frankreich eine Geſellſchaft zur Ausnutzung dieſes Verfahrens, ſtellte aber infolge des deutſch-franzöſiſchen Krieges den Betrieb wieder ein, um ihn erſt 1875 wieder aufzunehmen. Seit damals hat ſich die Fabrikation faſt über [Abbildung Fig. 323. Talgſchneidemaſchine (Seitenanſicht).] ganz Deutſchland verbreitet und nur ganz unweſentliche Verbeſſerungen er- fahren, denn der Hauptſache nach arbeitet [Abbildung Fig. 324. Talgſchneidemaſchine (Queranſicht).] man heute noch nach der Mège- Mouriès’ſchen Methode. Das Roh- material zur Kunſtbutterfabrikation iſt das Nierenfett des Rindes, welches ganz friſch, alſo ſofort nach dem Schlachten des Rindes verarbeitet werden muß. Durch intenſives Waſchen wird dieſes Fett von Blut, Schleimteilen u. dergl. gut gereinigt, woran ſich ein Zer- ſchneiden des Talges und Zerreißen der Gewebeteile mittelſt Maſchinen ſchließt, um hierdurch die von den Gewebeteilen eingeſchloſſenen Fett- partikelchen freizulegen. Fig. 323 zeigt die Seitenanſicht, Fig. 324 die Quer- anſicht einer Talgſchneidemaſchine. Die Talgſtücke werden auf den Zuführungs- tiſch a h gebracht, und von hier aus zwiſchen den grob gerippten Walzen A A zu den ſchräg geſtellten Meſſern B B der Walze C geführt. Durch das Ge- [Abbildung Fig. 325. Talgzerreißmaſchine.] triebe D S wird die Walze C in ſchnelle Umdrehung verſetzt, wobei die Meſſer B B den an ſie herangedrückten Talg in kleine Stückchen zerſchneiden; J j ſind die Zahnradumſetzungen, welche die Walzen A A von dem Getriebe D S aus treiben. Das Zerreißen des Gewebes der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/569
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/569>, abgerufen am 22.11.2024.