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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Nahrungs- und Genußmittel.
der Backsohle aus in den Schornstein D gelangen, und u ist der Schieber
zum Verschließen derselben. E ist die Backstube, in welcher man den
Teig vor dem Backen aufgehen läßt, und welche durch die darunter
liegende Backsohle A die für diesen Zweck günstige Erwärmung erhält.
Die vor dem Ofen bei x angebrachte Vertiefung ermöglicht dem Bäcker
einen bequemen Stand einzunehmen und der Raum M, die vor dem
Backen selbst aus der Backsohle A herausgezogenen glühenden Kohlen
unterzubringen. Das Backen des Brotes besteht nun darin, daß in der
Backsohle A trockenes und weiches, feingespaltenes Holz verbrannt wird,
bis der Ofen so heiß ist, daß sich beim Reiben des Gewölbes mit einem
Holzstabe Funken zeigen. Der Ofen hat dann die zum Backen günstigste
Temperatur von 200 bis 225° C. erreicht, und nun werden die glühenden
Kohlen herausgezogen, nach dem Raume M gebracht und der Ofen selbst
mittels eines nassen Wischers von Asche etc. gereinigt. Die mit Wasser,
welchem etwas Mehl beigemischt ist, bestrichenen Brote, werden mittels
eines mit langem Stiele versehenen Brettes in den Ofen geschoben und
hier durch die in demselben herrschende Temperatur gebacken. Die Hitze
wirkt hierbei zuerst auf das dem Brote aufgestrichene Wasser, welches ver-
dunstend das Aufspringen der Kruste verhütet, gleichzeitig aber bewirken
die den Ofen sehr bald anfüllenden Wasserdämpfe die chemischen Um-
setzungen des äußeren Teiles des Teiges, welchem wir die Entstehung
der so schmackhaften Kruste des Brotes verdanken. Die zum Backen
nötige Zeit richtet sich nach der Form, Größe und Art des Brotes,
wobei Schwarzbrot eine längere Backzeit erfordert als Weißbrot, und
ebenso ein kugelförmiges mehr als ein längliches, da bei ersterem die
Oberfläche im Vergleich zur Masse eine kleinere ist. Im Großbetriebe der
Bäckerei sind auch diese Öfen bereits verlassen und durch kontinuierlich
betriebene, d. h. solche, bei denen Back- und Feuerraum getrennt sind,
ersetzt. Man hat bei dieser Konstruktion nicht nötig, das Backen
zu unterbrechen, sobald der Ofen nicht mehr heiß genug ist, bis
man ihn wieder genügend angeheizt hat, sondern backt in dem vom
Feuerraume getrennt liegenden Backraume kontinuierlich fort und spart
hierbei viel Zeit und Brennmaterial. Um die Hitze des Backraumes
bei diesem Ofen für jedes der Brote möglichst gleichmäßig auszunutzen,
ordnet eine neue Konstruktion einen Wagen an, der in den Backraum
geschoben wird, und auf welchem endlose Ketten um vieleckige Scheiben
gelegt sind. Diese Ketten tragen an Armen die pendelnd aufgehängten
Backbleche, welche also durch Drehung der Kettenscheiben in eine krei-
sende Bewegung versetzt und dadurch in den verschieden heißen Teilen
des Ofens herumgeführt werden. Ein neuer Apparat zum Backen
endlich besteht darin, daß der Teig zwischen zwei hohle Platten ge-
bracht wird, deren Ränder fest aufeinander gepreßt werden. Unter
Druck läßt man nun in dem Hohlraume Dampf cirkulieren, und soll
bei Anwendung eines Druckes von sechs Atmosphären das Backen so
schnell, als bei den mit direktem Feuer geheizten Öfen vor sich gehen.

Nahrungs- und Genußmittel.
der Backſohle aus in den Schornſtein D gelangen, und u iſt der Schieber
zum Verſchließen derſelben. E iſt die Backſtube, in welcher man den
Teig vor dem Backen aufgehen läßt, und welche durch die darunter
liegende Backſohle A die für dieſen Zweck günſtige Erwärmung erhält.
Die vor dem Ofen bei x angebrachte Vertiefung ermöglicht dem Bäcker
einen bequemen Stand einzunehmen und der Raum M, die vor dem
Backen ſelbſt aus der Backſohle A herausgezogenen glühenden Kohlen
unterzubringen. Das Backen des Brotes beſteht nun darin, daß in der
Backſohle A trockenes und weiches, feingeſpaltenes Holz verbrannt wird,
bis der Ofen ſo heiß iſt, daß ſich beim Reiben des Gewölbes mit einem
Holzſtabe Funken zeigen. Der Ofen hat dann die zum Backen günſtigſte
Temperatur von 200 bis 225° C. erreicht, und nun werden die glühenden
Kohlen herausgezogen, nach dem Raume M gebracht und der Ofen ſelbſt
mittels eines naſſen Wiſchers von Aſche ꝛc. gereinigt. Die mit Waſſer,
welchem etwas Mehl beigemiſcht iſt, beſtrichenen Brote, werden mittels
eines mit langem Stiele verſehenen Brettes in den Ofen geſchoben und
hier durch die in demſelben herrſchende Temperatur gebacken. Die Hitze
wirkt hierbei zuerſt auf das dem Brote aufgeſtrichene Waſſer, welches ver-
dunſtend das Aufſpringen der Kruſte verhütet, gleichzeitig aber bewirken
die den Ofen ſehr bald anfüllenden Waſſerdämpfe die chemiſchen Um-
ſetzungen des äußeren Teiles des Teiges, welchem wir die Entſtehung
der ſo ſchmackhaften Kruſte des Brotes verdanken. Die zum Backen
nötige Zeit richtet ſich nach der Form, Größe und Art des Brotes,
wobei Schwarzbrot eine längere Backzeit erfordert als Weißbrot, und
ebenſo ein kugelförmiges mehr als ein längliches, da bei erſterem die
Oberfläche im Vergleich zur Maſſe eine kleinere iſt. Im Großbetriebe der
Bäckerei ſind auch dieſe Öfen bereits verlaſſen und durch kontinuierlich
betriebene, d. h. ſolche, bei denen Back- und Feuerraum getrennt ſind,
erſetzt. Man hat bei dieſer Konſtruktion nicht nötig, das Backen
zu unterbrechen, ſobald der Ofen nicht mehr heiß genug iſt, bis
man ihn wieder genügend angeheizt hat, ſondern backt in dem vom
Feuerraume getrennt liegenden Backraume kontinuierlich fort und ſpart
hierbei viel Zeit und Brennmaterial. Um die Hitze des Backraumes
bei dieſem Ofen für jedes der Brote möglichſt gleichmäßig auszunutzen,
ordnet eine neue Konſtruktion einen Wagen an, der in den Backraum
geſchoben wird, und auf welchem endloſe Ketten um vieleckige Scheiben
gelegt ſind. Dieſe Ketten tragen an Armen die pendelnd aufgehängten
Backbleche, welche alſo durch Drehung der Kettenſcheiben in eine krei-
ſende Bewegung verſetzt und dadurch in den verſchieden heißen Teilen
des Ofens herumgeführt werden. Ein neuer Apparat zum Backen
endlich beſteht darin, daß der Teig zwiſchen zwei hohle Platten ge-
bracht wird, deren Ränder feſt aufeinander gepreßt werden. Unter
Druck läßt man nun in dem Hohlraume Dampf cirkulieren, und ſoll
bei Anwendung eines Druckes von ſechs Atmoſphären das Backen ſo
ſchnell, als bei den mit direktem Feuer geheizten Öfen vor ſich gehen.

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[558/0576] Nahrungs- und Genußmittel. der Backſohle aus in den Schornſtein D gelangen, und u iſt der Schieber zum Verſchließen derſelben. E iſt die Backſtube, in welcher man den Teig vor dem Backen aufgehen läßt, und welche durch die darunter liegende Backſohle A die für dieſen Zweck günſtige Erwärmung erhält. Die vor dem Ofen bei x angebrachte Vertiefung ermöglicht dem Bäcker einen bequemen Stand einzunehmen und der Raum M, die vor dem Backen ſelbſt aus der Backſohle A herausgezogenen glühenden Kohlen unterzubringen. Das Backen des Brotes beſteht nun darin, daß in der Backſohle A trockenes und weiches, feingeſpaltenes Holz verbrannt wird, bis der Ofen ſo heiß iſt, daß ſich beim Reiben des Gewölbes mit einem Holzſtabe Funken zeigen. Der Ofen hat dann die zum Backen günſtigſte Temperatur von 200 bis 225° C. erreicht, und nun werden die glühenden Kohlen herausgezogen, nach dem Raume M gebracht und der Ofen ſelbſt mittels eines naſſen Wiſchers von Aſche ꝛc. gereinigt. Die mit Waſſer, welchem etwas Mehl beigemiſcht iſt, beſtrichenen Brote, werden mittels eines mit langem Stiele verſehenen Brettes in den Ofen geſchoben und hier durch die in demſelben herrſchende Temperatur gebacken. Die Hitze wirkt hierbei zuerſt auf das dem Brote aufgeſtrichene Waſſer, welches ver- dunſtend das Aufſpringen der Kruſte verhütet, gleichzeitig aber bewirken die den Ofen ſehr bald anfüllenden Waſſerdämpfe die chemiſchen Um- ſetzungen des äußeren Teiles des Teiges, welchem wir die Entſtehung der ſo ſchmackhaften Kruſte des Brotes verdanken. Die zum Backen nötige Zeit richtet ſich nach der Form, Größe und Art des Brotes, wobei Schwarzbrot eine längere Backzeit erfordert als Weißbrot, und ebenſo ein kugelförmiges mehr als ein längliches, da bei erſterem die Oberfläche im Vergleich zur Maſſe eine kleinere iſt. Im Großbetriebe der Bäckerei ſind auch dieſe Öfen bereits verlaſſen und durch kontinuierlich betriebene, d. h. ſolche, bei denen Back- und Feuerraum getrennt ſind, erſetzt. Man hat bei dieſer Konſtruktion nicht nötig, das Backen zu unterbrechen, ſobald der Ofen nicht mehr heiß genug iſt, bis man ihn wieder genügend angeheizt hat, ſondern backt in dem vom Feuerraume getrennt liegenden Backraume kontinuierlich fort und ſpart hierbei viel Zeit und Brennmaterial. Um die Hitze des Backraumes bei dieſem Ofen für jedes der Brote möglichſt gleichmäßig auszunutzen, ordnet eine neue Konſtruktion einen Wagen an, der in den Backraum geſchoben wird, und auf welchem endloſe Ketten um vieleckige Scheiben gelegt ſind. Dieſe Ketten tragen an Armen die pendelnd aufgehängten Backbleche, welche alſo durch Drehung der Kettenſcheiben in eine krei- ſende Bewegung verſetzt und dadurch in den verſchieden heißen Teilen des Ofens herumgeführt werden. Ein neuer Apparat zum Backen endlich beſteht darin, daß der Teig zwiſchen zwei hohle Platten ge- bracht wird, deren Ränder feſt aufeinander gepreßt werden. Unter Druck läßt man nun in dem Hohlraume Dampf cirkulieren, und ſoll bei Anwendung eines Druckes von ſechs Atmoſphären das Backen ſo ſchnell, als bei den mit direktem Feuer geheizten Öfen vor ſich gehen.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/576>, abgerufen am 22.11.2024.