mittels Durchstoßens einer Öffnung in den tiefer liegenden Stichtiegel E (Fig. 354) abgelassen. Bei O (Fig. 352) führt das Gebläse in den Ofen B, und die aus dem Schachte nach der Esse T entweichenden Gase müssen erst die sog. "Fluggestübbekammern" in der Richtung der Pfeile durchstreichen, in welchen sich die durch das Gebläse mit fortgerissenen Erz- teilchen absetzen. Nachdem der zu Scheiben erstarrte Bleistein abgehoben ist, wird das darunter befindliche Blei, -- Werkblei genannt -- welches u. a. ca. 3 % Silber enthält, später weiter auf Silber ver- arbeitet, wie es beim Silber näher beschrieben werden soll. Bei der Röstarbeit, welche in Flammenöfen vorgenommen wird, oxydiert der Sauerstoff der atmosphärischen Luft einen Teil des Bleiglanzes zu Bleioxyd, schwefliger Säure und schwefelsaurem Blei. Der Sauerstoff des entstandenen Bleioxyds oxydiert den Schwefel im Schwefelblei zu schwefliger Säure, so daß sich (neben freiem Sauerstoff) metallisches Blei bildet:
[Formel 1]
Die Schwefelsäure des schwefelsauren Bleies hingegen bildet mit dem Schwefel des Schwefelbleies metallisches Blei und schweflige Säure:
[Formel 2]
Auch hierbei wird, wie bei der Niederschlagsarbeit sog. Werkblei gewonnen, welches noch Silber, Kupfer, Antimon etc. enthält und auch weiter auf Silber verarbeitet wird.
Ch. Havemann empfiehlt bei Gewinnung des Bleies aus Schwefel- blei durch Zusatz von Eisen anstatt des bisher verwendeten starren Eisens geschmolzenes zu nehmen. Behufs Reinigung und Entsilberung des Bleies schmilzt G. Lomer dasselbe in einem Bade flüssigen Eisens. Das geschmolzene Blei sinkt in demselben infolge seines höheren spezi- fischen Gewichtes unter und wird dabei auf dem Wege zum Boden des Bades gereinigt. Das Silber steigt nach oben und findet sich in der obersten Schicht des Eisens; gleichzeitig schützt das deckende Eisen das Blei vor Oxydation. H. H. Schlapp empfiehlt ein ähnliches Verfahren, indem er anstatt des Eisenbades ein Zinkbad anwendet. Zur direkten und vollständigen Entsilberung des Werkbleies wird dasselbe geschmelzt, und in das flüssige Werkblei wiederholt eine Zinkaluminiumlegierung eingerührt. Das Aluminium verhindert eine Oxydation des Zinks, sodaß die bekannte Zinksilber-Bildung leichter und schneller stattfindet.
Auch für die Bleigewinnung ist in neuerer Zeit die elektrolytische Methode angewendet worden. Nach Keith werden Anodenbleiplatten in konzentrischen Kreisen an einem Träger in weite Bottiche aus Asphaltcement gehängt, in welchen sich eine Lösung von schwefelsaurem Blei in essigsaurem Natron befindet. Das hierbei ausgeschiedene Blei wird durch kreisende Bürsten abgestreift, während die Lösung dadurch in Bewegung gehalten wird, daß sie in ein unterirdisches System
Das Buch der Erfindungen. 38
Das Blei.
mittels Durchſtoßens einer Öffnung in den tiefer liegenden Stichtiegel E (Fig. 354) abgelaſſen. Bei O (Fig. 352) führt das Gebläſe in den Ofen B, und die aus dem Schachte nach der Eſſe T entweichenden Gaſe müſſen erſt die ſog. „Fluggeſtübbekammern“ in der Richtung der Pfeile durchſtreichen, in welchen ſich die durch das Gebläſe mit fortgeriſſenen Erz- teilchen abſetzen. Nachdem der zu Scheiben erſtarrte Bleiſtein abgehoben iſt, wird das darunter befindliche Blei, — Werkblei genannt — welches u. a. ca. 3 % Silber enthält, ſpäter weiter auf Silber ver- arbeitet, wie es beim Silber näher beſchrieben werden ſoll. Bei der Röſtarbeit, welche in Flammenöfen vorgenommen wird, oxydiert der Sauerſtoff der atmoſphäriſchen Luft einen Teil des Bleiglanzes zu Bleioxyd, ſchwefliger Säure und ſchwefelſaurem Blei. Der Sauerſtoff des entſtandenen Bleioxyds oxydiert den Schwefel im Schwefelblei zu ſchwefliger Säure, ſo daß ſich (neben freiem Sauerſtoff) metalliſches Blei bildet:
[Formel 1]
Die Schwefelſäure des ſchwefelſauren Bleies hingegen bildet mit dem Schwefel des Schwefelbleies metalliſches Blei und ſchweflige Säure:
[Formel 2]
Auch hierbei wird, wie bei der Niederſchlagsarbeit ſog. Werkblei gewonnen, welches noch Silber, Kupfer, Antimon ꝛc. enthält und auch weiter auf Silber verarbeitet wird.
Ch. Havemann empfiehlt bei Gewinnung des Bleies aus Schwefel- blei durch Zuſatz von Eiſen anſtatt des bisher verwendeten ſtarren Eiſens geſchmolzenes zu nehmen. Behufs Reinigung und Entſilberung des Bleies ſchmilzt G. Lomer dasſelbe in einem Bade flüſſigen Eiſens. Das geſchmolzene Blei ſinkt in demſelben infolge ſeines höheren ſpezi- fiſchen Gewichtes unter und wird dabei auf dem Wege zum Boden des Bades gereinigt. Das Silber ſteigt nach oben und findet ſich in der oberſten Schicht des Eiſens; gleichzeitig ſchützt das deckende Eiſen das Blei vor Oxydation. H. H. Schlapp empfiehlt ein ähnliches Verfahren, indem er anſtatt des Eiſenbades ein Zinkbad anwendet. Zur direkten und vollſtändigen Entſilberung des Werkbleies wird dasſelbe geſchmelzt, und in das flüſſige Werkblei wiederholt eine Zinkaluminiumlegierung eingerührt. Das Aluminium verhindert eine Oxydation des Zinks, ſodaß die bekannte Zinkſilber-Bildung leichter und ſchneller ſtattfindet.
Auch für die Bleigewinnung iſt in neuerer Zeit die elektrolytiſche Methode angewendet worden. Nach Keith werden Anodenbleiplatten in konzentriſchen Kreiſen an einem Träger in weite Bottiche aus Asphaltcement gehängt, in welchen ſich eine Löſung von ſchwefelſaurem Blei in eſſigſaurem Natron befindet. Das hierbei ausgeſchiedene Blei wird durch kreiſende Bürſten abgeſtreift, während die Löſung dadurch in Bewegung gehalten wird, daß ſie in ein unterirdiſches Syſtem
Das Buch der Erfindungen. 38
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Das Blei.
mittels Durchſtoßens einer Öffnung in den tiefer liegenden Stichtiegel E
(Fig. 354) abgelaſſen. Bei O (Fig. 352) führt das Gebläſe in den
Ofen B, und die aus dem Schachte nach der Eſſe T entweichenden Gaſe
müſſen erſt die ſog. „Fluggeſtübbekammern“ in der Richtung der Pfeile
durchſtreichen, in welchen ſich die durch das Gebläſe mit fortgeriſſenen Erz-
teilchen abſetzen. Nachdem der zu Scheiben erſtarrte Bleiſtein abgehoben
iſt, wird das darunter befindliche Blei, — Werkblei genannt —
welches u. a. ca. 3 % Silber enthält, ſpäter weiter auf Silber ver-
arbeitet, wie es beim Silber näher beſchrieben werden ſoll. Bei der
Röſtarbeit, welche in Flammenöfen vorgenommen wird, oxydiert der
Sauerſtoff der atmoſphäriſchen Luft einen Teil des Bleiglanzes zu
Bleioxyd, ſchwefliger Säure und ſchwefelſaurem Blei. Der Sauerſtoff
des entſtandenen Bleioxyds oxydiert den Schwefel im Schwefelblei zu
ſchwefliger Säure, ſo daß ſich (neben freiem Sauerſtoff) metalliſches
Blei bildet:
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Die Schwefelſäure des ſchwefelſauren Bleies hingegen bildet mit
dem Schwefel des Schwefelbleies metalliſches Blei und ſchweflige Säure:
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Auch hierbei wird, wie bei der Niederſchlagsarbeit ſog. Werkblei
gewonnen, welches noch Silber, Kupfer, Antimon ꝛc. enthält und auch
weiter auf Silber verarbeitet wird.
Ch. Havemann empfiehlt bei Gewinnung des Bleies aus Schwefel-
blei durch Zuſatz von Eiſen anſtatt des bisher verwendeten ſtarren
Eiſens geſchmolzenes zu nehmen. Behufs Reinigung und Entſilberung
des Bleies ſchmilzt G. Lomer dasſelbe in einem Bade flüſſigen Eiſens.
Das geſchmolzene Blei ſinkt in demſelben infolge ſeines höheren ſpezi-
fiſchen Gewichtes unter und wird dabei auf dem Wege zum Boden
des Bades gereinigt. Das Silber ſteigt nach oben und findet ſich in der
oberſten Schicht des Eiſens; gleichzeitig ſchützt das deckende Eiſen das
Blei vor Oxydation. H. H. Schlapp empfiehlt ein ähnliches Verfahren,
indem er anſtatt des Eiſenbades ein Zinkbad anwendet. Zur direkten
und vollſtändigen Entſilberung des Werkbleies wird dasſelbe geſchmelzt,
und in das flüſſige Werkblei wiederholt eine Zinkaluminiumlegierung
eingerührt. Das Aluminium verhindert eine Oxydation des Zinks,
ſodaß die bekannte Zinkſilber-Bildung leichter und ſchneller ſtattfindet.
Auch für die Bleigewinnung iſt in neuerer Zeit die elektrolytiſche
Methode angewendet worden. Nach Keith werden Anodenbleiplatten
in konzentriſchen Kreiſen an einem Träger in weite Bottiche aus
Asphaltcement gehängt, in welchen ſich eine Löſung von ſchwefelſaurem
Blei in eſſigſaurem Natron befindet. Das hierbei ausgeſchiedene Blei
wird durch kreiſende Bürſten abgeſtreift, während die Löſung dadurch
in Bewegung gehalten wird, daß ſie in ein unterirdiſches Syſtem
Das Buch der Erfindungen. 38
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/611>, abgerufen am 22.11.2024.
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